Gemeinsam der Sprache des Waldes lauschen

Das Team des Waldkindergartens Rinklingen: Sarina Sitzler und Till Geiger.
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Der Waldkindergarten in Rinklingen hat vor vier Monaten seine Pforten geöffnet

Rinklingen (ger) Seit September 2016 ist Bretten um ein pädagogisches Konzept reicher. Der Waldkindergarten in Rinklingen des Trägervereins Schneckenhaus e.V. Bretten hat seinen Betrieb aufgenommen. Wir sprachen mit der Leiterin Sarina Sitzler und Erzieher Till Geiger, wie die bisherigen Erfahrungen sind.

Wie viele Kinder sind momentan in Betreuung?
Sarina Sitzler: Momentan besuchen zehn Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, darunter zwei Vorschulkinder den Waldkindergarten.

Wie groß ist etwa der Bereich im Wald, in dem Sie sich mit den Kindern bewegen? Ist der Bereich markiert oder wie geht das, dass alle beieinander bleiben?
Till Geiger: Unser Waldplatz mit Waldsofa und verschiedenen Spielbereichen wie zum Beispiel Matschküche, Holzwerkstatt und mehr hat etwa die Größe eines Fußballfeldes. Die Kinder wissen, in welchen von uns überschaubaren Bereichen sie sich frei bewegen dürfen.

Die Matschküche wird jetzt im Winter wohl nicht benutzt?
Sarina Sitzler: Doch, doch. Da gibt es Töpfe und Gefäße, in denen Schnee gesammelt wird. Der schmilzt an manchen Tagen zu Wasser, über Nacht friert er dann wieder zu Eis. Das ist sehr interessant für die Kinder. Es ist also nicht nur eine Matschküche, sondern auch eine Experimentierküche im Freien.

Haben sie selbst früher schon in einem Waldkindergarten gearbeitet? Oder woher kommt ihre Motivation für diesen doch sehr speziellen Arbeitsplatz?
Till Geiger: Für uns ist beide ist es das erste Mal, dass wir in einem Waldkindergarten arbeiten. Ich fühle mich schon immer sehr der Natur verbunden und habe in der Vergangenheit schon ganz positive Erfahrungen durch Waldprojekte gemacht.

Sarina Sitzler: Ich war schon als Kind gerne draußen in der Natur. Ich habe früher schon beobachtet, dass durch Waldtage bei Kindern die Neugier geweckt wird. Eine Weiterbildung zur Umweltpädagogin im Elementarbereich hat mich in meinem Wunsch, im Waldkindergarten zu arbeiten bestätigt.
Es ist schön, die selbstständige Spielgestaltung der Kinder und die gute Gruppendynamik in der Natur zu beobachten. Durch die gemeinsamen Erlebnisse wird der Zusammenhalt gestärkt, auch die Hilfsbereitschaft.

Till Geiger: Genau. Die Kinder sind ausgeglichener. Sie haben ja auch mehr Raum, sich zu bewegen und die Möglichkeit, auch mal laut zu sein.

Seit vier Monaten ist der Waldkindergarten jetzt in Betrieb. Wie ist es angelaufen?
Till Geiger: Sehr gut. Wir haben den Eindruck, dass die Kinder sich wohlfühlen und gerne den Tag im Wald verbringen.

Sarina Sitzler: Auch die Kooperation mit der Stadt Bretten und der Ortsverwaltung Rinklingen läuft reibungslos.

Was viele Menschen sich nur schwer vorstellen können: Wie ist das jetzt in der kalten Jahreszeit? Sind da alle immer mit Begeisterung draußen? Was machen Sie bei Sturm, Niederschlag oder wenn einfach alles matschig und nass ist?
Sarina Sitzler: Auch bei uns gilt das Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Der Alltag ist gestaltet mit viel Bewegung, Spiel und Entdeckungsreisen. Die Kinder nehmen den Wechsel der Jahreszeiten und des Wetters mit Neugierde auf. Ihr Spiel wird angeregt durch die Anreize der Natur. Jede Wetterlage hat etwas ganz Besonderes.
Bei Sturmwarnung, Astbruch und Gewitter ist für uns aber „Schäferwagenspielzeit“. Dann sind wir in dem großen Schäferwagen, der extra für uns angefertigt wurde.

Ihre Öffnungszeiten sind von 7.30 Uhr bis 14.00 Uhr. Morgens um halb 8 ist es derzeit noch sehr dunkel. Gehen sie da gleich raus oder bleiben sie erst noch im Schäferwagen?
Till Geiger: In dieser Jahreszeit, in der es morgens noch sehr dunkel ist, frühstücken wir zuerst noch gemeinsam im Schäferwagen, bevor wir zu unserem Waldplatz gehen. Im Frühjahr, Sommer und Herbst frühstücken wir aber draußen und gehen gleich an unseren Waldplatz.

Wie ist der Tagesablauf?
Sarina Sitzler: Von 7.30 Uhr bis 8 Uhr ist die Bringzeit. Wenn alle da sind, machen wir einen Morgenkreis und frühstücken gemeinsam. Dann marschieren wir zum etwa 10 Minuten entfernten Waldplatz. Bis 11 Uhr gibt es dort freies Spiel und pädagogische Angebote. Danach machen wir einen Abschlusskreis. Um 12 essen wir zusammen Mittag, danach werden die Zähne geputzt und zum Ausklingen bieten wir noch eine Vorlesezeit an.

Welche Rituale gibt es? Welche Spiele und Angebot bereichern den Tag?
Till Geiger: Immer wiederkehrende Rituale, die in den Tagesablauf eingebaut sind, sind Begrüßungs- und Abschiedslieder, Gesprächsrunden. Außerdem Spiele und Angebote, um zum Beispiel Tiere und ihren Lebensraum näher kennenzulernen, die über einen bestimmten Zeitraum angeboten werden. Wir lauschen gemeinsam der Sprache des Waldes, und gerade jetzt in der kalten Jahrezeit bringen wir verstärkt Bewegungsspiele mit ein.

Können Sie auch noch etwas zu den Eltern sagen? Ist das ein bestimmtes „Klientel“ das seine Kinder in den Waldkindergarten bringt?
Sarina Sitzler: Dies können wir so bei uns im Waldkindergarten nicht feststellen. Unsere Eltern zeichnen sich durch ihre große Aufgeschlossenheit gegenüber unserem Angebot aus und legen Wert darauf, dass die Kinder den Tag aktiv in der freien Natur erleben.

Welches Feedback bekommen Sie von den Eltern nach den ersten vier Monaten?
Sarina Sitzler: Die Eltern schätzen die familiäre Atmosphäre, die Verbundenheit untereinander und wie wir den Alltag und den Umgang mit ihren Kindern gestalten.

Info: Jeder der noch mehr über den Waldkindergarten in Rinklingen erfahren möchte, ist herzlich eingeladen zum Tag der offenen Tür am Samstag, 4. März von 11 bis 15 Uhr. Nach vorheriger Absprache können gerne Termine vereinbart werden, um unseren Waldkindergarten und unsere Arbeit näher kennenzulernen.

Wenn Sie mehr lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite:
In Bretten zuhause 2017

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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