Abenteuer auf eigene Faust: Ruiterin bereiste 37 Länder

Foto: privat
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Die 24-jährige Larissa Glück ist in Ruit aufgewachsen und hat bereits 37 Ländern bereist. Meist war sie als Backpackerin - also Rucksacktouristin - auf eigene Faust unterwegs. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Frau Glück, wann haben Sie sich entschlossen, zu reisen?

Larissa Glück: Nach meinem Abschluss an der Max-Planck-Realschule in Bretten absolvierte ich eine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsförderung bei der Agentur für Arbeit in Karlsruhe. Ich wollte eigentlich schon immer mal weg, aber nach der mittleren Reife war es schwierig, einen Austausch im Ausland zu machen. Nach der Ausbildung habe ich meinen Traum dann verwirklicht: ein Jahr lang Work and Travel in Australien. Die Fotos der endlosen Landschaften aus roter Erde, das Great Barrier Reef und die einzigartige Tierwelt Australiens hatten mich schon immer fasziniert.

Wie haben Sie sich in Australien zurechtgefunden?

Bevor es los ging, war ich ziemlich aufgeregt und so mancher hat sich vermutlich gedacht, dass ich in wenigen Wochen schon wieder nachhause komme, weil ich früher ziemlich schüchtern war. Dort war es dann aber nicht viel anders als Zuhause und ich habe schnell Menschen kennengelernt und habe neue Freundschaften geschlossen. Klar gibt es ein paar Sachen, die man organisieren muss, man muss Arbeit finden und sich in einer anderen Sprache verständigen, aber es ist keine komplett andere Welt.

Wie kam es dazu, dass Sie dann nicht nach Hause gefahren, sondern weitergereist sind?

Ich habe in knapp einem Jahr in Australien viel und hart gearbeitet und bevor es zurück nach Deutschland ging, wollte ich das verdiente Geld noch auf den Kopf hauen und etwas erleben! Auf meinem "Heimweg" ging es also noch in zehn andere Länder, unter anderem nach Fidschi, Ägypten, Bahrain, in die vereinigten Arabischen Emirate, nach Thailand und noch in einige andere asiatische Länder. Dabei war ich nicht immer alleine unterwegs, ich traf mich auch mit Freunden, die ich während meiner Reise kennengelernt hatte. Als ich wieder zurück in Deutschland war, fiel es mir jedoch schwer, mich wieder einzuleben. Nachdem ich immer mal wieder ein paar Wochen weg war, beschloss ich, nochmal auf große Reise zu gehen. Ich war also nochmal 1 1/2 Jahre unterwegs, unter anderem in Nepal, Indien und Thailand, ein halbes Jahr lebte und arbeitete ich in Neuseeland und zuletzt wohnte ich in Istanbul.

Haben Sie sich auf Ihren Reisen immer sicher gefühlt?

Grundsätzlich ja. Zwar habe ich auch einmal beinahe Schiffbruch erlitten und eine Tsunamiwarnung miterlebt, das war ziemlich nervenaufreibend, aber ist schlussendlich doch immer gut ausgegangen.
In meinen vier Monaten in Istanbul, wo ich in einem Hostel gearbeitet habe, bekam ich zwei Anschläge in direkter Umgebung mit. Das hat vor Ort Vieles verändert, aber das alltägliche Leben musste trotzdem weitergehen. Während ich durch die Straßen Istanbuls lief, habe ich mich irgendwie trotzdem sicher gefühlt. Ich denke aber auch, dass man zwar aufmerksam und vorsichtig sein sollte und Warnungen ernst nehmen muss, sich durch Terror aber nicht absolut verängstigten lassen darf.

Wie haben Sie sich finanziell über Wasser gehalten?

In Australien und Neuseeland gibt es ein sogenanntes „Working Holiday"-Visa, die jeder Deutsche bis zum 30. Lebensjahr bekommen kann. Das ist online schnell erledigt und schon hat man eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. In Australien kann man bis zu sechs Monaten bei einem Arbeitsgeber bleiben. Ich habe teilweise bis zu 16 Stunden am Tag in Akkordarbeit Mangos sortiert und verpackt. In Neuseeland habe ich bei einer Reiseagentur gearbeitet: habe Backpacker-Neulinge vom Flughafen abgeholt, war Tour-Guide und habe Freizeitbeschäftigungen organisiert. Den Job habe ich bekommen, weil ich bereits Erfahrung als Backpackerin hatte und fließend Deutsch und Englisch spreche.

Das ist viel. Konnten Sie da überhaupt das Land entdecken?

Man arbeitet oft nur für einige Wochen oder für die Saison und ist auch auf das Geld angewiesen. Der Mindestlohn in Australien beträgt rund 20 Dollar, aber es ist dort auch Vieles teurer als in Deutschland und man gibt schnell ein paar tausend Dollar im Monat aus, wenn man ein bisschen was von dem riesigen Land sehen möchten.

Welches Land hat Sie am meisten beeindruckt?

Beeindruckt haben mich viele Orte, alle auf ihre ganz eigene Art und Weise. Thailand ist jedoch mein absolutes Lieblingsland! Gutes Wetter, Strand, Meer, Tempel, freundliche Menschen, leckeres Essen, man kommt ganz einfach von A nach B und natürlich sind die Preise unschlagbar. Leuten mit wenig Reiseerfahrung, die aber eine komplett neue Kultur kennenlernen und nicht nur zwei Wochen „All Inclusive“-Urlaub machen wollen, empfehle ich gerne Thailand. Vor Ort gibt es viele Reisebüros, sodass das Planen und Organisieren sehr einfach ist und man auch absolut spontan sein kann. Als Tourist darf man sich jedoch nicht über den Tisch ziehen lassen und muss die Preise immer verhandeln. Im Süden Thailands habe ich einen Monat lang in einem Backpacker-Ressort mitgeholfen. Inselleben, Sonne, Strand, Kokosnüsse, Reggaemusik und Pad Thai! Ich bin mit Einheimischen und Leuten aus aller Welt in Kontakt gekommen und habe tolle Freundschaften geschlossen.

Wo fanden Sie es weniger schön?

Indien ist zwar faszinierend, farbenfroh und exotisch, aber hat mich auch schockiert. Das lag vor allem an der nicht vorhandenen Hygiene, an dem irgendwie doch immer noch existierenden Kastensystem, den arrangieren Ehen und dem Wert einer Frau in Indien. Das sind Dinge, die für mich als Europäerin nur schwer zu verstehen sind.

Haben Sie nie unter Heimweh gelitten?

Nein, Heimweh war nie wirklich ein Thema für mich. Natürlich vermisst man manchmal Familie und Freunde und ich war auch ein bisschen traurig, als ich das erste Mal nicht auf‘s Peter-und-Paul konnte. Aber man ist viel unterwegs und trifft neue Leute. So ist man nie allein. Wenn ich längere Zeit an einem Ort war, litt ich eher unter Fernweh!

Was hat sich für Sie durch das Reisen verändert?

Reisen erweitert den eigenen Horizont, man lernt andere Kulturen und andere Lebensweisen kennen und man hat nicht mehr nur das typisch deutsche Weltbild vor Augen. Ich habe auch gelernt, mit wie wenig ein Mensch glücklich sein kann und das materielle Dinge oftmals überschätzt werden. Für mich war es auch eine wertvolle Erfahrung, selbst einmal in der Rolle des "Ausländers" zu stecken. Mir wurde immer sehr viel Freundlichkeit, Vertrauen und Hilfe entgegengebracht.

Welche Tipps haben Sie für junge Leute, die auch mit wenig Geld reisen möchten?

Wenn ich es geschafft habe, dann schafft ihr das auch! Man muss nur einmal mutig sein und den ersten Schritt wagen. Man kommt natürlich nicht darum herum, manchmal Kompromisse einzugehen. Unter Umständen muss man auch mal mit 30 Leuten in einem Zimmer schlafen. Es ist kein Dauerurlaub, auch wenn es durch die sozialen Medien für Freunde und Verwandte zuhause manchmal so aussieht. Auf Facebook sieht man eben nur die schönen Fotos, doch es gibt natürlich auch die schlechten Tage und das Leben stellt einem auch auf Reisen vor immer neue Herausforderungen und Probleme.

Sollte man sich lieber an eine Agentur wenden oder auf eigene Faust reisen?

Meiner Meinung nach auf eigene Faust. Mit etwas Recherche und Vorbereitung im Vorfeld geht das alles!

Sie sind jetzt 24. und waren bis heute in 37 Ländern. In welche Länder wollen Sie unbedingt noch reisen?

Am liebsten einmal um die Welt! Besonders reizen mich aber nach wie vor asiatische Länder, wie Vietnam, Myanmar oder die Philippinen. Tibet wäre sicherlich auch eine ganz besondere Erfahrung! Ansonsten stehen Marokko, Südafrika und der südamerikanische Kontinent ganz oben auf meiner Liste!

Können Sie sich vorstellen, das Reisen zu Ihrem Beruf zu machen?

Ja, das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich denke es ist immer der richtige Weg seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Mal sehen was das Leben noch so mit sich bringt!

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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