Buchwochen Brüssel: LeseConcert "Melanchthon mit dem Fahrrad"

v.l.: Maren Ulrich (Akademie), Eyke Peveling (stellvertrtender Leiter der Landesvertretung), Thomas Lindemann, Florian Esche, Felix Heller, Michael Lieb (alle drei Akademie). | Foto: Info Verlag
  • v.l.: Maren Ulrich (Akademie), Eyke Peveling (stellvertrtender Leiter der Landesvertretung), Thomas Lindemann, Florian Esche, Felix Heller, Michael Lieb (alle drei Akademie).
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Die Buchwochen im Europaviertel in der belgischen Hauptstadt Brüssel wurden mit einer Vernissage eröffnet. Dort wurden auch Autoren, Bücher und Verlage aus Baden-Württemberg vorgestellt.

Brüssel/Bretten (pm) Bereits zum 13. Mal lud die Landesvertretung Baden-Württemberg in der belgischen Metropole zur Vernissage der "Buchwochen Brüssel", die inzwischen fester Bestandteil des dortigen jährlichen Veranstaltungskalenders sind. Über 1.500 Bücher aus dem Ländle von rund 100 Verlagen werden hier bis zum 2. Juni präsentiert. Dazu gehören die Wanderausstellung „Autoren aus Baden-Württemberg“, Titel maltesischer und estnischer Literatur in Bezug auf die aktuellen EU-Ratspräsidentschaften sowie Bücher zu politischen und europäischen Themen. Und natürlich wird zwei Jubiläen im Jahr 2017 mit einer Auswahl von Büchern Tribut gezollt: 200 Jahre Fahrrad und 500 Jahre Reformation. So war der Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg, der Brettener Verleger Thomas Lindemann, eigens in mittelalterlichem Gewand angereist, um die Ausstellung in der Rue Belliard nach einführenden Worten des stellvertretenden Leiter des Hauses, Ecke Peveling, stilecht zu eröffnen.

Tour de poésie et musique

Standing Ovations gebührten einmal mehr der "Akademie des gesprochenen Wortes" aus Stuttgart, die mit ihrem maßgeschneiderten "LeseConcert ›Melanchthon auf dem Fahrrad‹" literarisch-musikalische Häppchen kredenzte. Das Quartett nahm die Gäste der proppevollen Eröffnung mit auf eine eine dynamische tour de poésie et musique rund ums Fahrrad und dessen Erfinder. 27 Kilometer sind es von Bretten, wo Philipp Melanchthon, der Gefährte Martin Luthers, das Licht der Welt erblickte, bis nach Karlsruhe, wo der Erfinder des Laufrads, Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, geboren wurde. Auch wenn die beiden 300 Jahre voneinander trennt, so hat jeder für sich doch vieles in Gang gebracht: Melanchthon die Reformation, Drais die individuelle und umweltfreundliche Mobilität. Beide gemeinsam stehen sie für Erneuerung und Erfindungsgeist im deutschen Südwesten.

Entlohnung für geistiges Eigentum in der Diskussion

In seiner Begrüßung rückte Thomas Lindemann das wesentliche Motto des Humanismus in den Vordergrund, der neben dem Buchdruck wesentlichen Voraussetzung für die Reformation: "ad fontes". Der lateinische Ausspruch bedeutet "zu den Quellen". Die Humanisten gingen davon aus, dass man erst durch das Studium antiker und früher Quellen, durch die Rückbesinnung auf den Ursprung einer Sache, die Gegenwart kritisch betrachten könne. Lindemann leitete damit zu einer aktuellen Betrachtung auf nationaler und europäischer Ebene über, den Entwicklungen zur Urheberrechtsreform, bei der es im Wesentlichen um den schöpferischen Quell geistiger Arbeit geht, der nicht nur hinreichend geschützt, sondern auch angemessen entlohnt sein muss - auf Seiten der Autoren und der Verlage.

Letztere waren durch eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes, der eine Verlegerbeteiligung an den Erlösen aus der Drittverwertung von Texten für unzulässig entschied, unter Druck geraten. Er erläuterte dies vor dem Hintergrund, dass das Bundeskabinett nun noch kurz vor Ende der Legislaturperiode den Entwurf für ein Urheberrechts-Wissensgesellschaftsgesetz verabschiedet hat, "bei dem in zentralen Punkten Uneinigkeit zwischen den betroffenen Gruppen und den politisch Verantwortlichen herrscht und nach wie vor ein sehr hoher Beratungsbedarf besteht", wie Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes, zuletzt verlautbaren ließ.

Insbesondere eine angemessene finanzielle Entlohnung für die Verwendung ihrer Arbeit erwarteten Autoren wie Verlage auch dann, wenn es um die Verwendung ihres geistigen Eigentums im Bildungs- und Forschungsbereich geht. Eine Grundlage hierfür ist Artikel zwölf des derzeit in allen Ausschüssen des Europäischen Parlamentes debattierten Urheberrechts-Reformpakets der Europäischen Kommission, mit dem die Verlegerbeteligung wieder auf festen Grund gestellt würde. Damit würde man sich auf die Ursprünge gegenseitigen Teilens von Erlösen aus Buchverkäufen rückbesinnen, die bis ins Mittelalteralter zurückreichen. Die Reform(ation) - vom Lateinischen "refomatio", Wiederherstellung, Erneuerung - möge kommen.

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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