Die Stiftskirche - Älteste Kirche der Stadt

Großes Kirchenschiff: Die Brettener Stiftskirche von Süden gesehen. Foto: ch
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Folge 4 unserer Reihe zum Jubiläumsjahr über Schauplätze der Stadtgeschichte

Anlässlich des Stadtjubiläums „1250 Jahre Bretten“ veröffentlicht die Brettener Woche jeden Monat einen Beitrag von Dr. Peter Bahn. In der Serie beleuchtet der Leiter des Stadtmuseums im Schweizer Hof ausgewählte Schauplätze, die mit bedeutenden Kapiteln der Brettener Stadtgeschichte verbunden sind. Lesen Sie heute den vierten Beitrag von Dr. Bahn über die Stiftskirche.

Sie ist die älteste Kirche der Stadt und weist eine ebenso lange wie bewegte Geschichte auf: die Stiftskirche im Herzen der Brettener Altstadt. Ihre frühesten Baubestandteile gehen auf das Hochmittelalter zurück. Zu dieser Zeit stand hier bereits ein Turm, bei dem davon auszugehen ist, dass er damals ein Wehrturm oder gar der Bergfried einer inmitten der Siedlung „Brettheim“ gelegenen Stadtburg war, die auch das Areal des späteren Amtshauses mit umfasste. Seit 1119 ist urkundlich belegt, dass sich dieser Turm und das umliegende Areal in kirchlichem Eigentum befanden.

Aus mutmaßlichem Wehrturm wurde der Kirchturm

Um diese Zeit dürfte mit der Erweiterung des bisherigen Turmbauwerks zu einem Gotteshaus begonnen worden sein. Das Kirchenschiff, auch Langhaus genannt, mit seinen gotischen Stilelementen ist so an den Turm angebaut, dass dieser noch in das Langhaus hineinragt. Die ursprünglichen Kirchenpatrone waren St. Stephanus und St. Laurentius. Im Februar des Jahres 1497 erhielt Philipp Schwartzerdt, der spätere Philipp Melanchthon, in dieser Kirche, der damals einzigen in Bretten, das Sakrament der Taufe. Um diese Zeit war die Stiftskirche noch von einem „Kirchhof“ umgeben – die Brettener bestatteten ihre Toten rund um die Kirche.

Steinernes Hundle markierte Trennung der Konfessionen

Lange Zeit hindurch - noch bis 1936 - war die Stiftskirche eine von Katholiken und reformierten Protestanten gemeinsam genutzte sogenannte Simultankirche. Dabei stand den Katholiken, die in Bretten nur eine Minderheit der Bevölkerung stellten, der kleine, östlich gelegene Chor der Kirche für ihre Gottesdienste zur Verfügung. Die deutlich größere reformierte Gemeinde dagegen hatte das westlich anschließende Kirchenschiff unter ihrer Regie. Die dritte in Bretten vertretene Konfession, die Lutheraner, mussten für ihre Gottesdienste zunächst nach Gölshausen ausweichen, bis sie Ende des 17. Jahrhunderts in Gestalt der Kreuzkirche ihr eigenes Gotteshaus erhielten. Diese Situation spiegelte die konfessionelle Zerrissenheit der Kurpfalz und der Stadt Bretten während der bis 1803 dauernden kurpfälzischen Zeit - und zum Teil noch danach - wider. Die Steinfigur des „Brettener Hundle“ an der Südseite der Kirche markiert genau die Stelle, an der im Innern des Gotteshauses die Trennung zwischen dem reformierten und dem katholischen Bereich verlief.

Wie Melanchthon zu Maria wurde

Konfessionsstreitigkeiten fanden im 17. Jahrhundert, während des Dreißigjährigen Krieges, auch im äußeren Erscheinungsbild der Kirche zeitweilig ihren Niederschlag. Bereits vor dem Krieg war am Turm ein Wandgemälde von Philipp Melanchthon angebracht worden, das jedoch nach der Besetzung Brettens durch bayerisch-katholische Truppen übermalt werden musste. Stattdessen wurde nun ein Bild der heiligen Maria am Kirchturm angebracht, ein Symbol für den - allerdings nur vorübergehenden - Sieg der Katholiken über das bis dahin überwiegend protestantische Bretten.

Katholischer Teil wurde zum evangelischen Gemeindezentrum

Nachdem die Brettener Katholiken 1936/37 mit der Pfarrkirche St. Laurentius ein eigenes Gotteshaus errichtet hatten, ging auch der östliche Teil der Stiftkirche an die Protestanten über. Nach einem Umbau wurde der ehemals katholische Kirchenteil zum evangelischen Gemeindezentrum. Heute gehört die Stiftskirche zu jenen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die Gästen und Besuchern immer wieder gerne gezeigt werden. Dr. Peter Bahn

Fotos: (wenn nicht anders ausgewiesen) ch

Alles zum großen Jubiläum 1250 Jahre Bretten finden Sie auch auf der Themenseite
1250 Jahre Bretten.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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