„Schwarz und rußig, den Leuten zur Abscheu“: Die Köhlergruppe Sprantal erinnert an eine uralte Technik

Holzscheit für Holzscheit wird der Meiler aufgeschichtet. | Foto: Köhlergruppe Sprantal
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Lange bevor es die teilweise aus Tropenholz hergestellte Grillkohle sackweise an der Tankstelle und im Discounter zu kaufen gab, war die Köhlerei auch in dieser Region ein florierendes Geschäft – und eines, das die Landschaft nachhaltig verändert hat.

Denn der Bedarf an Holz zur Herstellung der begehrten Holzkohle war groß. Leicht oder gar romantisch war das Leben eines Köhlers aber keineswegs. „Schwarz und einsam, die ganze Woche über am rauchenden Meiler sitzend, schwarz und rußig, den Leuten zum Abscheu, so fuhr der Köhler in die Städte, seine Holzkohle zu verkaufen.“ Nachzulesen in Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“.

Holzkohle für Eisen- und Glasherstellung

Ganz so furchterregend zeigen sich die Sprantaler Köhler beim Fest auf der Köhlerwiese nicht, jedoch sind sich die Köhler über die Wertigkeit der Holzkohle in den vergangenen Jahrhunderten durchaus bewusst. Seit der Eisenzeit benötigte der Mensch zur Eisen- und Glasherstellung sowie -bearbeitung hohe Temperaturen. Dies war nur mittels Holzkohle möglich, deren Kohlenstoffgehalt weitaus höher liegt als der von Stein- und Braunkohle.

Ständige Explosions- und Brandgefahr

Riesige Wälder wurden für die Produktion von Holzkohle vernichtet. Schon in frühesten Zeiten wurde die Holzkohle durch Meilerverkohlung gewonnen. In mühseliger Arbeit wurde das Holz geschlagen und zu Holzscheiten verarbeitet. Diese wurden dann entlang eines hölzernen Pfahls kegelförmig zum Meiler geschichtet. Dieser wurde mit Gras, Moos und Erde luftdicht abgedichtet und in der Mitte am Kamin (Quandel) entzündet. Tag und Nacht musste der Köhler Wache halten. Denn bekam der Meiler zu viele Löcher und dadurch der Brandherd zu viel Sauerstoff, wurde schnell aus dem Meiler ein offenes Feuer. Konnte dagegen aus dem Meiler zu wenig Dampf entweichen, explodierte er und der Köhler hatte alle Hände voll zu tun, ihn wieder zu schließen.

Meilerbelüftung durch gezieltes Stechen

Eine Woche lang schwelt ein aus 15 bis 30 Ster Holz bestehender Meiler, ein aus 60 bis 100 Ster Holz bestehender sogar mehrere Wochen. 300 bis 500 Grad in seinem Innern führen zur Verkohlung des Holzes. Während der Brandzeit wird mittels des Meilerspießes durch gezieltes Stechen und Verschließen von Löchern die Durchlüftung im Meiler geregelt. Die Arbeit des Köhlers war hart, mühselig und langwierig. Der Köhler war vom Frühjahr bis zum Winter an seinen Arbeitsort im Wald gebunden. Nur zum Verkauf der Kohle und alle paar Wochen zu einem kurzen Besuch zu Hause konnte er den Meiler verlassen.

Beim Köhlerfest raucht ein richtiger Meiler

Die Köhlergruppe Sprantal e.V. leistet einen anschaulichen Beitrag zur Aufarbeitung einer uralten Technik, welche die Fertigung von Eisen und Metall erst möglich machte, den Verlauf der Industrialisierung maßgeblich beeinflusste und im heutigen Zeitalter aufgrund modernster Technik längst überflüssig geworden ist. Beim alle zwei Jahre stattfindenden Köhlerfest wird auch immer ein richtiger Kohlenmeiler abgebrannt. Dies geht in den engen Gassen beim Peter-und-Paul-Fest natürlich nicht, aber im Köhlerlager in der Werkhausgasse wird Lagerleben mit allerlei Handwerk geboten und während des gemütlichen Beisammenseins kann man dort viel Wissenswertes über das karge und harte Leben der früheren Köhler erfahren.

Mehr über das Sprantaler Köhlerfest lesen Sie hier

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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