„Wir machen einfach unser Ding“ - Simon & Garfunkel-Tributeduo Graceland im Interview

Das Tribute-Duo Graceland in Aktion. | Foto: Bernadette Fink
  • Das Tribute-Duo Graceland in Aktion.
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Mit dem Orchester der Leipziger Philharmonie reiste das Brettener Simon & Garfunkel-Tributeduo Graceland bereits bis nach China. Im Rahmen des Stadtjubiläums spielen Thorsten Gary und Thomas Wacker in dieser deutschlandweit erfolgreichen Besetzung am 1. Oktober ein Konzert in der Stadtparkhalle in Bretten. Karten für das Konzert gibt es bei der Brettener Woche, Pforzheimer Straße 46, im Kraichgau Center, Telefon 07252 939610, oder in der Tourist-Info Bretten am Marktplatz, Telefon 07252/583710. Die Karten kosten zwischen 29 und 35 Euro (nur Barzahlung möglich). Im Interview erzählt das Duo von seinen Anfängen, der Zusammenarbeit mit der Philharmonie Leipzig sowie vom Leben als Musiker.

Hallo Thorsten, hallo Thomas. Ihr seht müde aus.
Thorsten: Wir waren gestern bei einem Auftritt in der Schweiz und sind erst um 3 Uhr morgens nach Hause gekommen.

Und jetzt ist ausschlafen bis zum Wochenende angesagt?
Thorsten: Nein, wir machen unter der Woche ganz normal unsere Büroarbeit.

Zum Beispiel Fan-Briefe beantworten?
Thorsten: Natürlich kommt es auch mal vor, dass wir den einen oder anderen Fan-Brief beantworten. Da wir jedoch kein Management haben verbringen wir unter der Woche sehr viel Zeit im Büro und organisieren unsere Konzerte - planen, promoten und natürlich auch Akquise.
Thomas: Mittlerweile haben wir auch eine Mitarbeiterin eingestellt, da es zu zweit einfach nicht mehr zu bewältigen ist.

Ihr betreibt also im Prinzip ein richtig professionelles Business.
Thorsten: Naja, wir leben ja mittlerweile davon. Deshalb kann man die Frage schon bejahen.

Konzert zum Stadtjubiläum

Am 1. Oktober gebt ihr ein Konzert mit der Philharmonie Leipzig in der Stadtparkhalle. Was erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer?
Thorsten: Für uns ist es natürlich immer ein Highlight, mit der Philharmonie Leipzig spielen zu dürfen. Und dann auch noch in Bretten. Ich denke wir werden alle ziemlich viel Spaß haben.
Thomas: Wir werden mit etwa 25 Philharmonikerinnen und Philharmonikern sowie Band auf der Bühne stehen. Der Chefdirigenten der Leipziger Philharmonie Professor Dr. Michael Köhler wird auch dabei sein. Die Musik von Simon & Garfunkel ist sehr melodiös und die Orchesterarrangements unterstreichen die schlichte Schönheit dieser Musik. Die Arrangements sind übrigens aus der Feder von Volkwin Weiss aus Bauschlott. Er spielt bei uns in der Band auch Klavier und Saxophon.
Thorsten: Die Zuschauer erwartet ein Konzert mit vielen gefühlvollen Balladen und den bekanntesten Hits von Simon & Garfunkel. Das Orchester kann aber auch unglaublich rocken! Von ganz leise bis ganz laut ist alles dabei.

Das Konzert steht im Zeichen des 1250. Geburtstages der Stadt Bretten. Wie kam es dazu?
Thorsten: Wir hatten sowieso vor, ein Konzert in Bretten mit der Philharmonie Leipzig zu planen. Nachdem wir uns über die verschiedenen Locations in Bretten informiert hatten, kamen wir mit Oberbürgermeister Martin Wolff ins Gespräch. So kam die Idee zustande, es unter diesem Label laufen zu lassen.

Aber erklärt doch bitte einmal für alle, die euch noch nicht kennen: Wer sind Graceland?
Thorsten: Anfangs waren Graceland wir zwei: Thomas und Thorsten. Nach und nach kam dann unsere Band, dann das Orchester und unser Quartett mit dazu. Mittlerweile sind wir ein ganzes Team bestehend aus, Ton- und Lichttechnikern, Mitarbeiter im Büro und sogar Caterer.

Und nicht zu vergessen: Ihr covert die Songs des US Folk-Rock Duos Simon & Garfunkel. Wie kam es dazu?
Thorsten: Thomas war eine kurze Zeit lang mein Gitarrenlehrer. Was heißt Gitarrenlehrer, die meiste Zeit habe ich seinen Computer repariert. (lacht) Irgendwann haben wir uns aus den Augen verloren. Bis ich einen Anruf von ihm bekam wegen eines defekten Computers. Und da kamen wir ins Gespräch und philosophierten über unsere musikalische Zukunft.
Thomas: Wir spielten dann Songs verschiedener Interpreten, von Eric Clapton über Lionel Richie und eben Simon & Garfunkel.

Ihr wart also nicht in erster Linie Fans des Duos?
Thorsten: Simon & Garfunkel kannte ich nur aus dem Radio. Ich war also kein waschechter Simon & Garfunkel-Fan, bin es jedoch inzwischen geworden. Als ich mich intensiver mit den Songs beschäftigt habe, habe ich festgestellt, wie vielseitig die Musik doch ist. Dass wir ähnliche Stimmfarben haben wie die Originale ist reiner Zufall.
Thomas: Mit der Musik habe ich Gitarre spielen gelernt und sie hat mich auch mein Leben lang begleitet. Ich bin eigentlich schon immer ein großer Fan von Simon & Garfunkel.

Erfolgreiches Simon & Garfunkel - Tributeduo

Habt ihr am Anfang erwartet, auf so eine große Resonanz zu treffen?
Thorsten: Wir hätten am Anfang nie für möglich gehalten, auch nur ansatzweise so einen Erfolg damit zu haben. Das ist wirklich etwas Tolles für uns und ganz und gar nicht selbstverständlich. Irgendwie hat sich das alles sukzessive so entwickelt. Anfangs spielten wir noch in Country Clubs, einmal in einem Golfclub vor vier Leuten. Aber wir haben es durchgezogen.
Thomas: Dann haben angefangen, auf Kleinkunstbühnen zu spielen und schlagartig ein größeres Publikum erreicht.

Mir der Philharmonie Leipzig tretet ihr ja regelmäßig auf. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Orchester mit einzubeziehen?
Thomas: Bei einem unserer Konzerte wurden wir angesprochen und gefragt, ob wir nicht Lust hätten, ein Benefizkonzert zusammen mit dem Jugendsinfonieorchester Bruchsal zu spielen. Das war quasi der Ursprung allen Übels.

Und wie kam die Zusammenarbeit mit der Philharmonie Leipzig zustande?
Thorsten: Wie der Zufall es wollte, gaben wir ein Konzert in Leipzig bei dem der Konzertmeister der Philharmonie im Publikum saß. Er kam nach dem Konzert auf uns zu und fragte uns, ob wir Interesse an einer Zusammenarbeit hätten. Anfangs dachten wir tatsächlich, dass sei Einer, der uns verschaukeln will. Drei Tage später bekamen wir jedoch tatsächlich einen Anruf des Dirigenten.

Und wie ging es weiter?
Thorsten: Gefühlt ging alles ganz schnell. Wir trafen uns in Leipzig, sprachen alles durch, buchten die Peterskirche in Leipzig und das CCP in Pforzheim. Wir probten, wir nahmen einen Trailer auf. Die Arrangements wurden geschrieben. Und Und Und. Nach kurzer Zeit war das Konzert in Leipzig ausverkauft und wir planten ein drittes Konzert.

Also gleich ein riesiger Erfolg.
Thorsten: Bei den ersten Konzerten in Leipzig hatten wir mit dem Sound zu kämpfen da die Akustik in der Kirche sehr schwierig war. Da gab es dann leider schon die ein oder andere Kritik. Das Konzert in Pforzheim war rundum gelungen.

Duo, Orchechster oder Streichquartett und Band

Wie erklärt ihr euch Euren Erfolg?
Thomas: Wir haben das Glück, zufällig den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Cross-Over steht in Zeiten von David Garret und Co. hoch im Kurs. Die Musik von Simon & Garfunkel ist zudem zeitlos und gefällt einem doch sehr breiten Publikum.
Thorsten: Der Anteil jüngerer Menschen, die zu uns auf die Konzerte kommen, wird immer größer. So jedenfalls unsere Wahrnehmung. Tatsächlich spielen wir sehr oft vor vollen Häusern.

Ihr spielt ja mittlerweile in verschiedenen Besetzungen: im Duo, mit Orchester oder mit Streichquartett und Band. Was ist der größte Unterschied zwischen den verschiedenen Arrangements für euch.
Thomas: Da in großen Besetzungen viele Menschen an vielen Stellschrauben drehen, kann es natürlich manchmal kompliziert werden. Mit dem Orchester ist es XXL – Hollywood, wenn man so will. Mit Streichquartett und Band haben wir mehr künstlerische Freiheiten.
Thorsten: Beim Duo ist man näher dran am Publikum, das ist etwas intimer.

Ihr seid fast jedes Wochenende in ganz Deutschland unterwegs. Macht euch das Touren Spaß?
Thomas: Ich komme gern heim, aber ich freue mich auch, wenn es wieder losgeht. Wir haben auch einfach eine tolle Truppe gefunden.
Thorsten: Eine Multikulti-Truppe ohne Ressentiments untereinander. In unserer Band haben wir eine Japanerin, einen Italiener, der Bratschist ist aus der Ukraine und Cello spielt Vasily aus Russland. Das ist unser politisches Statement in einer ziemlich verrückten Zeit.
Thomas: Ein Tourwochenende mit unserer Band fühlt sich für uns an wie damals ins Landschulheim fahren. Die Leichtigkeit des Seins schlechthin.
Thorsten: Das hält jung. Die meiste Zeit reden wir pubertären Zeug und nehmen uns gegenseitig auf den Arm. Wir haben wirklich sehr viel Spaß miteinander. Von außen betrachtet könnte man manchmal meinen, wir wäre eine totale Chaotentruppe.
Thomas: Wir hatten zum Beispiel einen Aufritt auf der MS Europa 2. Das Schiff war zum Ablegen bereit, jedoch fehlte ein Passagier. Vasily, unser Cellist.
Thorsten: Das kam natürlich richtig gut.

Mit solchen Geschichten eckt ihr bestimmt ab und zu an.
Thorsten: Manchmal sollten wir vielleicht wieder ein wenig ernsthafter sein. Aber ganz ehrlich: Wir müssen nur auf der Bühne gut sein und selbst da haben wir alle künstlerischen Freiheiten. Ansonsten nehmen wir uns mittlerweile tatsächlich die Freiheit, unser Leben so zu gestalten, wie wir es für richtig halten. Wir machen einfach unser Ding.
Thomas: Es ist eine ganz eigene Lebensqualität.

Das glaube ich gern.
Thomas: Das Witzige ist: Die Wahrnehmung von außen ist eine völlig andere. Die Leute kommen zu uns und sagen: Ihr habt es schwer als Musiker.
Thorsten: Wir sagen dann immer: Ja, wir haben es sehr schwer. [lacht]

Das ist ja ein gängiges Musiker-Klischee. Stimmt das also nicht?
Thomas: Wir sind schon mit sehr viel Herzblut an die Sache rangegangen und waren uns für nichts zu schade und haben es uns nie bequem gemacht. Selbst für kleine Konzerte sind wir bis nach Hamburg gefahren und haben am Ende sogar noch draufgezahlt.
Thorsten: Wir sind wirklich viele Kompromisse eingegangen. Wenn wir das heute erzählen glaubt uns das keiner.

Wurzeln in Bretten

Ihr seid ja beide aus Bretten. Was bedeutet die Stadt für euch?
Thomas: In Bretten sind meine Wurzeln. Ich finde es schön, hier zu leben.
Thorsten: Ich habe mir schon Gedanken gemacht, woanders zu wohnen, aber eine Großstadt wäre nichts für mich. Aber was soll man auf diese Frage antworten? Schreib doch einfach: Bretten hat uns Wurzeln gegeben und Flügel verliehen. [lacht]

Habt ihr, außer dem Konzert zum Stadtjubiläum, noch etwas Größeres in nächster Zeit geplant?
Thomas: 2018 gibt es zwei größere Touren in Österreich und der Slowakei, eventuell Portugal und Frankreich. Und wir wollen wieder aufs Schiff. Der ganz normale Wahnsinn eben.

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Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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