Runder Tisch zur Integrationsarbeit

Die Integration von Flüchtlingen, im Bild die Gemeinschaftsunterkunft in Bretten, wird auch Thema beim Runden Tisch sein. | Foto: ch
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Wie ist Bretten beim Thema Integration aufgestellt? Mit der Einrichtung eines „Runden Tisch“ zum Thema Integration und Vielfalt will die Stadtverwaltung in Kontakt mit engagierten Bürgern und Hilfsvereinen treten, um konkrete Lösungen für neue, gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten.

Bretten (hk) Menschen aus 95 Nationen haben in Bretten dauerhaft oder vorübergehend eine Heimat gefunden. 40 Prozent der Gesamtbevölkerung in der Melanchthonstadt haben, nach Berechnungen des Integrationsbeauftragten der Stadt, Bernhard Strauß, einen Migrationshintergrund (Von Migrationshintergrund spricht man, wenn mindestens ein Elternteil nicht von Geburt an einen deutschen Pass hat; Anm. d. Red.). Bei dieser Zahl handelt es sich um eine Schätzung auf Basis einer Erhebung zum Migrationshintergrund des Landratsamts aus dem Jahr 2011. Damals lag der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund bei 31 Prozent. Der Ausländeranteil stand da aber auch noch bei 13,7 Prozent, teilte die Stadt auf Nachfrage der Brettener Woche mit. Inzwischen sei er auf 19,1 Prozent angestiegen und ist einer der höchsten Ausländeranteile im Landkreis Karlsruhe. Somit wurde auch die Angabe zum Migrationshintergrund nach oben korrigiert.

„Runder Tisch“ bringt engagierte Bürger und Stadtverwaltung zusammen

Die mit diesen Zahlen einhergehende, steigende kulturelle Vielfalt stellt für eine Gesellschaft auch neue Herausforderungen dar. So treten unter anderem Fragen auf, wie ein friedvolles Miteinander weiter etabliert und wie den Menschen aus anderen Kulturkreisen Orientierung und Hilfestellung gegeben werden kann, damit sie sich in ihrer neuen Heimat wohlfühlen. Nur so kann fremdenfeindlichen Übergriffen vorgebeugt werden und Vorbehalte können abgebaut werden. Helfen soll bei diesem Vorhaben nun ein „Runder Tisch der Integration und Vielfalt“ am 18. Januar im Rathaus Bretten. Das Treffen, organisiert von der Stadt und unter anderem dem DAF – Internationaler Freundeskreis Bretten, soll eine Zusammenkunft von engagierten Bürgern und der Stadtverwaltung sein. Die Idee und der Wunsch danach sei von den Brettener Bürgern selbst im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) geäußert worden, so Karl Strobel, Vorsitzender des DAF.

Lösungen für neue gesellschaftliche Herausforderungen

Doch was genau soll aus diesem Runden Tisch hervorgehen? „Es geht darum zu klären, wie gut oder schlecht wir in Bretten beim Thema Integration aufgestellt sind. Bislang haben wir hier keine Probleme mit Ausländerfeindlichkeit oder fremdenfeindlichen Übergriffen, das soll auch so bleiben. Deshalb ist es das vorrangige Ziel der Veranstaltung, die Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten in der Stadt aufzuzeigen und daraus dann konkrete Vorschläge und Maßnahmen abzuleiten“, erklärt Markus Klohr, Pressesprecher der Stadt, gegenüber der Brettener Woche.
„Es ist der Neubeginn einer Richtung, in die wir gehen müssen. Die Arbeit zur Integration von Menschen, vor allem denjenigen mit Flüchtlingshintergrund, ist notwendig“, kommentiert Heidi Leins, Fraktionssprecherin der FWV im Gemeinderat, das Vorhaben. Leins engagiert sich bereits seit den 90er Jahren in der Flüchtlingsarbeit, jetzt in Diedelsheim.

„Es muss eine sinnvolle Planung vorliegen“

Allerdings dürfe man nicht auf veraltete Auffassungen zurückgreifen: „Ich weiß nicht, ob man zu den Maßnahmen des aufgelösten Ausländer-Beirates zurückkehren kann.“ Denn es sei nicht damit getan, den Menschen lediglich die deutsche Sprache beizubringen und sie auf Behördengänge zu begleiten. Man müsse auch Präsenz zeigen und Kontakte zu den Menschen aufbauen, vor allem im Hinblick auf die Flüchtlingsarbeit, der Leins den Vorrang einräumt. Dennoch sei der Runde Tisch ein wesentlicher Schritt in eine entscheidende Richtung: „Es macht Sinn, sich wieder zu treffen und etwas zu tun, das zum friedvollen Leben beiträgt. Gute Gedanken sind wichtig. Aber es muss eine sinnvolle Planung vorliegen“, so Leins.

Zusammenleben in Bretten steht im Fokus

Im Fokus der Diskussionen am Mittwoch stehen die Themen Kinder und Jugendliche, Zusammenleben in Bretten, Arbeitswelt sowie Beratung und Hilfen. „Wir möchten durch den Runden Tisch aus dem abstrakten Begriff der Willkommenskultur etwas Greifbares für unsere alltägliche Flüchtlingsarbeit machen. Es geht darum, dass Menschen verschiedener Nationen und Kulturen, auch wenn sie teilweise Schlimmes erlebt haben, in Bretten friedlich und möglichst harmonisch zusammenleben können. Dafür braucht man Ideen und Impulse von denen, die unmittelbar betroffen sind“, so Oberbürgermeister Martin Wolff. Die Einladung richtet sich deshalb an die gesamte Bevölkerung und alle Hilfsvereine. „Damit soll zum Ausdruck kommen, dass für eine gelingende Integration einerseits die Bereitschaft der ausländischen Mitbürger zur Integration erforderlich ist, andererseits aber auch die Bereitschaft der einheimischen Bevölkerung, dies zu ermöglichen und zu erleichtern“, fasst Strobel zusammen.

Grundsteine für die Zukunft?

Eine erfolgreiche Umsetzung der Ideen, die aus dem Treffen hervorgehen, könnten bereits die Grundsteine für ein friedliches Miteinander legen. „Mit gelingender Integration sichern wir unser aller Zukunft. Deutschland braucht Zuwanderung zur Schließung der demographischen Lücke“, so Strobel.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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