„Den kann man brauchen“: Ein nigerianischer Flüchtling lernt Bäcker – und sein Chef lobt ihn

Moses Osifo will Bäcker werden – und sein Chef Hermann Gerweck unterstützt ihn. | Foto: Gunter Hauser
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  • Moses Osifo will Bäcker werden – und sein Chef Hermann Gerweck unterstützt ihn.
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(gh) Moses macht eine Bäckerausbildung bei der Bäckerei Gerweck in Neibsheim. Jeden Morgen gegen drei Uhr steht er auf, damit er kurz nach fünf Uhr bei der Arbeit sein kann. Aber Moses jammert nicht.

„Ich schlafe neben dem Telefon und wenn mein Chef mich um zwölf Uhr nachts braucht, kann er anrufen, ich komme.“ „Das passiert nicht“, sagt sein Chef Hermann Gerweck lachend, „er hat geregelte Arbeitszeiten.“

In der Bäckerei arbeiten Menschen aus sechs Nationen

Auf die Frage, ob ihm die Arbeit und die Zeiten nicht zu anstrengend seien, sagt Moses: „Nein, ich muss stark sein für meine drei Kinder und ich will etwas Sinnvolles tun. Brot backen ist gut.“ Und er will gerne an seiner Lehrstelle weiterarbeiten, wenn er übernommen wird. Sein Chef ist da zuversichtlich. „Moses arbeitet gut, den kann man brauchen. Wir brauchen Zuwanderung“, sagt Gerweck weiter, „bei uns arbeiten Menschen aus sechs Nationen.“ Auch von seinem Abteilungsleiter wird Moses gelobt. Er sei fleißig und er strenge sich auch mit der Sprache an. „Deutsch ist eine schwere Sprache und deshalb ist auch die Berufsschule schwer für mich“, sagt Moses. Aber er lernt, er besorgt sich Nachhilfe und er probiert auch Rezepte zu Hause aus. „Ich will das richtig gut können“, sagt er mit einem Nachdruck, der überzeugend ist.

Sein Leben war bedroht

Moses lebt mit seiner Familie in einem Haus in Unteröwisheim, das ihm von der Liebenzeller Gemeinschaft vermittelt wurde. Er ist Christ und musste in Nigeria fliehen. „Ich bin mit 17 zu Hause fort, weil mein Leben bedroht war. Ich war zehn Jahre unterwegs und ein Tag reicht nicht, um alles zu erzählen.“ Moses steckt mitten im Asylverfahren. Und er zittert gerade um das Bleiberecht seiner Frau, die von Abschiebung bedroht ist, auch weil beide nach deutschem Recht noch nicht verheiratet sind. Doch sie wollen ihre afrikanische Heirat schnell auf dem Standesamt besiegeln, sobald alle notwendigen Papiere vorliegen.

Der Chef hilft auch mal bei der Wohnungssuche

Bäckermeister Hermann Gerweck ist in der katholischen Kirche aktiv und spendet zum Beispiel an das Flüchtlings-Café Paul in Bruchsal die Backwaren. Seine Mitarbeiter unterstützt er auch mal bei der Wohnungssuche, beim Ausfüllen amtlicher Formulare oder beim Gang zum Rechtsanwalt, um den Asylantrag durchzubekommen. Viele seiner Mitarbeiter sind schon lange im Betrieb, und auch zu Muslimen unter ihnen pflegt er ein gutes Verhältnis.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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