Kunsträume - wo Kunst entsteht: Ferienprogramm-Teilnehmer besuchten Flehinger Künstlerin Helga Essert-Lehn

Lebhafte Gespräche über Kunst: Am Beispiel ihrer Kleinplastik "Leda und der Schwan" erläuterte Helga Essert-Lehn (Dritte von rechts) den Besuchern die Entstehung einer Bronzefigur. Foto: ch
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  • Lebhafte Gespräche über Kunst: Am Beispiel ihrer Kleinplastik "Leda und der Schwan" erläuterte Helga Essert-Lehn (Dritte von rechts) den Besuchern die Entstehung einer Bronzefigur. Foto: ch
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(ch) In Ausstellungen und auf Kunstmessen kann man Kunstwerke aller Art bewundern, die Orte ihrer Entstehung bleiben Normalsterblichen in der Regel verschlossen. Anders bei Helga Essert-Lehn: Die Flehinger Künstlerin empfing vergangene Woche im Rahmen des Ferienprogramms der Brettener Woche elf Leserinnen und Leser zur Besichtigung ihres neuen Ateliers unter dem Motto „Kunsträume – wo Kunst entsteht“.

Von ehrfurchtsvollem Abstand keine Spur. Kaum hatte sich die Tür zu dem futuristischen, kleinen Holzanbau im Flehinger Ortsteil Sickingen aufgetan, schon waren die Künstlerin und ihre Besucher mitten im Gespräch. Fertige ebenso wie unfertige Gemälde, Collagen und Objekte im Raum, die mit Anekdoten gewürzte Entstehungsgeschichte des Ateliers, der berufliche Werdegang der Künstlerin und ihre aktuellen wie zukünftigen Projekte – alles bot reichlich Stoff für lebhafte Nachfragen der Besucher und ausführliche Erläuterungen der Gastgeberin.

Von sozialem Engagement geprägt

Allerdings ist Helga Essert-Lehn auch kein Prototyp der in sich gekehrten Künstlerin, die im stillen Kämmerlein vor sich hin schafft. Vielmehr steht sie mitten im Leben und hat am Umgang mit Menschen sichtlich Freude. Das zeigt sich in ihrer Arbeit als Kunsttherapeutin mit Patienten auf der Palliativstation der Brettener Rechbergklinik ebenso wie in ihren Projekten mit Kindergärten, bei ihrer Tätigkeit als Lehrerfortbildnerin und an ihrer aktiven Rolle bei der Gründung und den laufenden Angeboten des Oberderdinger Kunstvereins „Kulturdreieck“. Ein wichtiger Bestandteil ihres Studiums der Malerei und Bildhauerei an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn sei das soziale Engagement, erzählt sie. „Das hat mich geprägt.“

Aktuelles Thema "Allesdurchdringung"

Nachdem die Neugier auf das im Kellergeschoss liegende Bilderlager mit einem kurzen Abstieg über die steile Stahltreppe gestillt war, erregte eine auffällige Büste mitten im Raum die Aufmerksamkeit. Die geschwungenen Äste für die langen Hörner der noch unfertigen „Victory“ habe sie bei ihrer kürzlichen Skandinavien-Rundreise in Dänemark am Strand gefunden, berichtete Helga Essert-Lehn. „Ich wusste sofort, damit wird irgendeinem Objekt mal ein Geweih aufgesetzt.“
Was sie fasziniere, seien die feinen Wellenlinien der Maserung auf dem Holz, offenbarte die Künstlerin, deren aktuelles Thema nach eigenem Bekunden die „Allesdurchdringung“ ist. „Ich stehe mit Kunst auf und gehe mit Kunst zu Bett“, beschrieb sie ihren Tageslauf.

Gespräche und Anekdoten

Immer wieder entzündeten sich Gespräche an künstlerischen Techniken und verwendeten Materialien. Am Beispiel ihrer Figurengruppe „Leda und der Schwan“, ein aus der griechischen Mythologie stammendes sinnliches Motiv von Verführung und Verwandlung, erklärte Helga Essert-Lehn die Entstehung einer Bronzeskulptur - vom Bienenwachsmodell mit Styropor-Kern über eine Keramik-Ummantelung bis zum Ausgießen der „verlorenen Form“ mit dem flüssigen Metall.
Ob denn immer alles sofort klappe, wollte eine Besucherin wissen. „Nee“, kam prompt die ehrliche Antwort. Und schon hörten die Besucher die nächste Anekdote: Wie Helga Essert-Lehn zwei Tage vor dem Gießerei-Termin ihren Wachsentwurf für das Lichtmessreiter-Denkmal den Gemeinderäten präsentierte und wie es ausgerechnet an diesem Tag 32 Grad heiß wurde – mit der Folge: „Abends, als die Gemeinderäte wieder weg waren, hatte sich alles verformt.“

Freiluftarbeitsplatz und Plauderei unterm Apfelbaum

Bei einem kleinen Gartenrundgang lernte die Gruppe dann noch den Freiluftarbeitsplatz der Bildhauerin unter einem Gartenpavillon kennen, bewunderte ausgiebig wild wuchernde Anemonen und andere Gewächse und versammelte sich zu einem abschließenden fröhlichen Kaffeeplauderstündchen mit von der Gastgeberin selbst gebackenem Schinken-Zupfbrot unter einem schattigen Apfelbaum. Während sich Birgit Bauer aus Kleinvillars von der handwerklichen „Vielseitigkeit“ der Künstlerin beeindruckt zeigte, schwärmte Waltraud König aus Bretten von ihren „weichen Linien“. „Und überall hat sie diesen warmen Rosa-Ton drin, sogar in ihrem Himmel – und das passt sogar“, begeisterte sich Walfriede Wolf aus Bretten. Die nächste Ausstellungseröffnung von Helga Essert-Lehn am Sonntag, 10. September, um 17 Uhr im Aschingerhaus gibt Gelegenheit für ein Wiedersehen. Das Motto dann lautet, wie könnte es anders sein: „Allesdurchdringung“.

Alle Fotos: ch

Mehr lesen Sie auf unserer Themenseite Ferienaktion

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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