Martin Diblik: „Ich habe mir gute Chancen ausgerechnet”

Martin Diblik ist jüngster Bürgermeister in Baden-Württemberg. | Foto: Privat
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Martin Diblik aus Oberderdingen-Flehingen ist jüngster Bürgermeister in Baden-Württemberg. Im Interview mit der Brettener Woche spricht er über seine Ziele als politischer Würdenträger.

Oberderdingen-Flehingen (hk) Ab dem 15. April darf sich Martin Diblik nicht nur offiziell als Bürgermeister der Gemeinde Billigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) vorstellen, sondern auch als jüngster Bürgermeister in Baden-Württemberg. Im Januar stimmten 84,62 Prozent der Billigheimer Bürger für den 26-jährigen Verwaltungsfachmann aus Oberderdingen-Flehingen, der zurzeit als persönlicher Referent von Stutensees Oberbürgermeister tätig ist.

Wie ging es Ihnen bei der Bekanntgabe des Ergebnisses am 22. Januar? Was haben Sie danach als erstes gemacht?
Es ging mir ausgezeichnet. Ich war glücklich, überrascht und erleichtert. Glücklich, weil es für mich gut ausgegangen ist, überrascht war ich aufgrund des deutlichen Ergebnisses und erleichtert, weil sich die Anspannung der Wahlkampfzeit gelöst hat. Danach habe ich vor allem Glückwünsche entgegennehmen dürfen.

Wie hoch haben Sie Ihre Chance auf einen Sieg eingeschätzt? Worin sehen Sie den Erfolg Ihres Sieges?
Aufgrund des Zuspruchs aus der Bevölkerung habe ich mir gute Chancen ausgerechnet, auch wenn bis zuletzt von einigen Beobachtern ein knappes Rennen erwartet wurde. Dem Wunsch nach einem Neuanfang konnte ich als verwaltungserfahrener Kandidat von außen gut entsprechen. Wichtig waren zudem die fünf Kandidatenvorstellungen, die sehr erfolgreich gelaufen sind und nicht zuletzt die vielen Hausbesuche sowie Vereinstermine, um mich persönlich bekannt zu machen.

Sehen Sie Ihr Alter als eine Art Hürde – weil Sie sich noch behaupten müssen?
In einem Amt wie dem des Bürgermeisters muss sich jeder behaupten, das halte ich weniger für eine Frage des Alters. Jeder muss sich den Respekt tagtäglich durch sein Auftreten und Handeln erarbeiten, ob im Wahlkampf oder danach.

Worin sehen Sie die Vorteile, in der Kommunalpolitik zu arbeiten, was sind die Nachteile im Vergleich zur Landes- oder Bundespolitik?
In der Kommunalpolitik ist man aufgrund der Bürgernähe direkt mit den Folgen seines Handelns konfrontiert. Je nachdem kann das ein Vor- oder ein Nachteil sein. Vorteilhaft ist aber in jedem Fall, in den Städten und Gemeinden konkret Dinge bewirken und umsetzen zu können. Es werden zumeist in großer Übereinstimmung Sachfragen geklärt, sodass Parteizwänge hier so gut wie keine Rolle spielen. Nachteilig im Vergleich zur Landes- oder Bundespolitik ist, dass man als Bürgermeister kaum Einfluss darauf hat, was dort passiert, also welche Rahmenbedingungen für die Kommunen gesetzt werden. Als Abgeordneter ist das schon etwas anders, wenn wir die – vermeintlich – alternativlosen Entscheidungen mal außen vor lassen. Ich bin aber gerne auf der kommunalen Ebene tätig und möchte mit niemandem tauschen.

Wie kann man junge Menschen für Politik begeistern?
Ich halte es für einen Trugschluss, dass junge Menschen nicht an Politik interessiert wären. Allgemein stelle ich weniger eine Politik- als vielmehr eine Parteienverdrossenheit fest, die jedoch durch alle Generationen geht. Viele nehmen die politische Klasse als abgekoppelt wahr von ihren Sorgen und Interessen. Da sollte man gegensteuern, etwa indem weniger Sitze über Parteilisten vergeben werden, sodass die Wahlkreisarbeit wichtiger wird. Ein anderer Weg könnte mehr direktdemokratische Bestimmung sein – angefangen ganz aktuell bei der Wahl des Staatsoberhauptes.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Amtszeit vorgenommen? Für welche Themen möchten Sie sich am stärksten engagieren?
Zunächst gilt es, die Gemeinde wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu führen. Ich werde mich deshalb für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Verwaltung und mit dem Gemeinderat einsetzen. Billigheim möchte ich als attraktive Wohngemeinde positionieren und hierzu die Familienfreundlichkeit weiter stärken. Der Erhalt der Infrastruktur mit Kindergärten in jedem Ortsteil und den drei Grundschulen steht deshalb im Mittelpunkt; außerdem die Sicherung der ärztlichen sowie der Nahversorgung. Im Zentralort gibt es den Wunsch, einen Einkaufsmarkt anzusiedeln und Hochwasserschutz ist ein Thema, das alle Ortsteile betrifft.

Wie stellen Sie sich die Zukunft Billigheims vor?
Die Gemeinde Billigheim besteht aus fünf Ortsteilen. Eine gute Entwicklung der Gesamtgemeinde setzt voraus, dass die Interessen aller Ortsteile berücksichtigt werden. Wenn gleichzeitig auch das Gemeinsame noch mehr ins Bewusstsein rückt, ist mir für die Zukunft nicht bange. Denn die Menschen engagieren sich für eine lebendige Gemeinschaft in den Vereinen, den Kirchen und bei der Feuerwehr. Das soziale Gefüge ist intakt, und wir müssen dies auch künftig beibehalten - als Bürgermeister werde ich das ehrenamtliche Engagement nach Kräften fördern. Letztlich liegt die Zukunft in den Händen unserer Kinder – und die Zukunft der Kinder in unseren Händen.

Die Fragen stellte Havva Keskin.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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