Dehom in Walzbachtal: Von der gemeinsamen „Geburtsurkunde“ zum gemeinsamen Weg

Das alte Rathaus in Wössingen aus dem Jahr 1746 war in den 1960er Jahren durch den Einwohnerzuwachs infolge der Integration vieler Heimatvertriebener zu klein geworden. 1970 wurde es zugunsten eines Neubaus aufgegeben und verkauft. Die neue Eigentümerfamilie erhielt viel Lob für die gelungene Restaurierung des denkmalgeschützten Fachwerkbaus.  Foto: ch
  • Das alte Rathaus in Wössingen aus dem Jahr 1746 war in den 1960er Jahren durch den Einwohnerzuwachs infolge der Integration vieler Heimatvertriebener zu klein geworden. 1970 wurde es zugunsten eines Neubaus aufgegeben und verkauft. Die neue Eigentümerfamilie erhielt viel Lob für die gelungene Restaurierung des denkmalgeschützten Fachwerkbaus. Foto: ch
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Beide Walzbachtaler Teilorte blicken auf eine fast 1000-jährige Geschichte zurück

(ch) Auch wenn die im Zuge der Kommunalreform 1971 aus den Dörfern Jöhlingen und Wössingen gebildete Gemeinde Walzbachtal auf eine erst 45-jährige Geschichte zurückblickt, kann sie doch auf eine – um den Jöhlinger Heimatforscher Jürgen Protz zu zitieren - gemeinsame „Geburtsurkunde“ ihrer beiden Teilorte verweisen.

Denn mit der Schenkung des späteren Kaisers Konrad II., der im Jahr 1024 mit Zustimmung seiner Gemahlin Gisela seinen Besitz in „Johenningen“ und „Wesincheimero“ den am Speyerer Bischofssitz dienenden Geistlichen zu deren Unterhalt vermachte, traten beide Orte vor fast 1000 Jahren erstmals ins Licht der geschriebenen Geschichte. Ein Jubiläum, das in acht Jahren groß gefeiert wird.

Jöhlingen war katholisch, Wössingen evangelisch

Während die Schenkung im Fall Jöhlingens den Beginn einer fast 800-jährigen unumschränkten Herrschaft des katholischen Speyerer Domkapitels markierte, mussten die Domherren ihre Besitzrechte in Wössingen mit anderen Ortsherren teilen. 1770 verkauften sie ihre Wössinger Anteile an die protestantische Markgrafschaft Baden-Durlach. Diese hatte bereits 1556 die Reformation eingeführt.

Ab 1803 waren beide Dörfer badisch

An den Bauernunruhen 1502 und 1525 waren auch Jöhlinger und Wössinger beteiligt. Schwer zu leiden hatten beide Dörfer unter den zahlreichen im 17. und 18. Jahrhundert geführten religiösen und weltlichen Kriegen. Mit der als Folge der französischen Revolutionskriege eingeleiteten Enteignung aller kirchlichen Besitztümer kam 1803 auch Jöhlingen unter badische Herrschaft.

Die Kraichgaubahn brachte den Aufschwung

Die Leiden der Bevölkerung waren damit nicht zu Ende. Hunger und Elend aufgrund von Naturkatastrophen in den 1840er Jahren trieben viele zur Auswanderung. Die sozialen Spannungen entluden sich mit der Badischen Revolution, die 1849 auch in Jöhlingen und Wössingen Anklang fand. Eine Besserung brachte erst die 1879 fertiggestellte Kraichgaubahn, die mehr Bewohnern Zugang zu auswärtigen Arbeitsstellen verschaffte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Hunderte Heimatvertriebener integriert

Die beiden von Deutschland ausgehenden Weltkriege im 20. Jahrhundert verursachten neues Leid. Und in der Folge neben anderen Härten eine heute unvorstellbare Wohnungsnot, weil zusätzlich zu Evakuierten aus den Städten auch Hunderte Heimatvertriebener aufgenommen werden mussten. Ihre Integration gelang, begünstigt unter anderem durch den Wirtschaftsaufschwung seit den 1960er Jahren, aber auch durch Strukturreformen wie den Zusammenschluss zu einer leistungsfähigen Gesamtgemeinde, die ihren Bürgern eine attraktive Infrastruktur bieten kann.

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Dehom in Walzbachtal

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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