Detlef Brandstädter war mit dem Rad von Jöhlingen ans Nordkap unterwegs

3615 Kilometer mit dem Rad: Detlef Brandstädter auf einer Etappe seiner Nordkap-Tour in Stockholm. | Foto: Brandstädter
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  • 3615 Kilometer mit dem Rad: Detlef Brandstädter auf einer Etappe seiner Nordkap-Tour in Stockholm.
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(ger) 3 615 Kilometer hat Detlef Brandstädter in den Beinen, als er am 17. Juli 2015 am Ziel seiner Reise angekommen ist: 3 615 Kilometer, die er mit dem Fahrrad von Jöhlingen ans Nordkap gestrampelt ist.

"Die Gegend hat mich schon lange fasziniert", erzählt der 62-Jährige. "Vor einigen Jahren habe ich den Reisebericht eines Rentners gelesen, der mit Rad und Zelt dorthin unterwegs war. Das hat mich nicht mehr losgelassen." Seit bald 30 Jahren fährt Detlev Brandstädter Rad. Ein Rennrad nennt er sein eigen, viele Alpenpässe hat er mit dem Rad bezwungen. Am 3. Juni vor einem Jahr ist er zu Hause aufgebrochen, mit 37 Kilogramm Gepäck, darunter ein winziges Zelt, Isomatte und Schlafsack, um sich den lange gehegten Wunsch zu erfüllen.

Nach drei Tagen wollte er wieder umdrehen

"Aber eine heroische Tat ist so eine Tour nicht", betont der Sicherheits-Ingenieur im Vorruhestand. Schaut man seine tägliche Durchschnittsstrecke und -geschwindigkeit an, nachzulesen in seinem Blog über die Tour, leuchtet das auch weniger sportlichen Menschen ein: 87 Kilometer hat er täglich zurückgelegt bei einer Geschwindigkeit von 17,4 Kilometern pro Stunde. Fünf Stunden saß er durchschnittlich täglich im Sattel. Hört sich doch ganz gemütlich an. Dabei wäre er fast schon nach den ersten drei Tagen wieder umgedreht. "Jeden Tag hatte ich einen Plattfuß", schmunzelt er. "Aus völlig unerfindlichen Gründen." Ab dem vierten Tag aber machte das Material endlich mit.

Und immer gegen den Wind anstrampeln

So führte ihn seine Tour quer durch Deutschland nach Travemünde, zur Fähre nach Trelleborg. In Schweden radelte er an der Ostseeküste entlang über Stockholm bis zur finnischen Grenze. "Ich dachte, dort hätte ich mit weniger Gegenwind zu rechnen als auf der Strecke im Nordwesten", begründet er die Routenwahl. Das war aber ein Trugschluss, auch von der Ostsee her blies ihm der Wind entgegen.

Durch den Nordkaptunnel radeln war „grenzwertig“

In Finnland radelte er durchs Landesinnere, durch Lappland ins norwegische Alta am Nordmeer, und am Posangerfjord entlang schließlich durch den Nordkaptunnel, fast sieben Kilometer lang und 212 Meter unter dem Meer hindurch, auf die Nordkapinsel Mageroya. "Das war mit dem Rad schon grenzwertig, dort hindurch zu fahren", merkt Brandstädter an. Obwohl die Skandinavier, wie er betont, viel rücksichtsvoller und mit mehr Abstand an Radfahrern vorbeifahren, als es hierzulande üblich ist. Überhaupt ist er begeistert von der Mentalität der Menschen, die sehr freundlich seien. Und natürlich von der großartigen Landschaft und der besonderen Atmosphäre, die zum Mittsommer und der damit verbundenen Helligkeit rund um die Uhr dort herrscht.

Bei Regen tippte er seinen Blog

Übernachtet hat Brandstädter immer in seinem kleinen Zelt - "eine Hundehütte" nennt er es scherzhaft -, das er auf Campingplätzen aufgeschlagen hat. Wenn es regnete, und das war glücklicherweise nur selten, hat er darin auch seinen Blog ins Smartphone getippt (nordenbybike.blogspot.de) und sich das meist im Supermarkt gekaufte Mahl munden lassen.
Zurück ging es dann - abwechselnd mit einem Postschiff der Hurtigruten und dem Rad - über die Vesteralen und die Lofoten nach Trondheim und von dort aus mit der Bahn nach Oslo und der Fähre nach Kiel. Nach genau zwei Monaten, am 3. August, war Detlef Brandstädter wieder zu Hause in Jöhlingen. Mit seiner Frau will er dieses Jahr mit der Hurtigruten noch einmal hoch in den Norden, um ihr wenigstens einen Teil seiner Tour zu zeigen. "Die Landschaft dort ist einfach traumhaft."

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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