Immer besser: Assistenzsysteme im Auto

Immer besser: Assistenzsysteme im Auto. Das Unfallrisiko sinkt, doch die Verantwortung bleibt beim Fahrer. | Foto: Clipdealer
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Immer besser: Assistenzsysteme im Auto. Das Unfallrisiko sinkt, doch die Verantwortung bleibt beim Fahrer.

(pr-nrw) Sicher und entspannt ankommen – das wünscht sich jeder, der in ein Auto steigt, wenn er den Zündschlüssel umdreht und losfährt. Doch Verkehrsaufkommen, Wetter, Tagesform und Straßenzustand machen es Autofahrern oft schwer, unbeschadet „durchzukommen“. Hilfe und Unterstützung bekommen sie seit einigen Jahren von so genannten Fahrerassistenzsystemen. Und die werden immer vielseitiger und schlauer: Sie parken selbsttätig ein, halten die Spur, regeln den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, können Verkehrszeichen lesen und sehen, was der Fahrer nicht sieht. Und sie können bis zu 50 Prozent der schweren Unfälle verhindern. Welche Assistenzsysteme verfügbar sind, wie sie funktionieren und wie man sie bestmöglich nutzt, dazu informierten Technik- und Verkehrssicherheitsexperten am Lesertelefon. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Passt der Verkehrszeichenassistent die Geschwindigkeit automatisch an?
Gerrit Reichel: Das kommt ganz darauf an, ob Ihr Verkehrszeichenassistent die Möglichkeit dazu bietet und ob sie diese auch wirklich nutzen möchten. Verkehrszeichenassistenten, die mit einem aktiven Eingriff in die Geschwindigkeitsregelung gekoppelt sind, finden sich zurzeit eher noch in den hochpreisigen Fahrzeugklassen. Tests von Fachmagazinen haben aber ergeben, dass Verkehrszeichen nicht in 100 Prozent der Fälle von den Systemen erkannt werden. Der Autofahrer ist also wie bei den meisten Assistenzsystemen immer noch in seiner Verantwortung gefordert und das ist auch gut so.

Kann ein Müdigkeitswarner tatsächlich erkennen, ob ich müde bin?
Dr. Stefan Benz: Nachgewiesene Zeichen einer nachlassenden Konzentration und aufkommender Müdigkeit sind Phasen, in denen der Fahrer kurzzeitig nicht lenkt, dann aber abrupt korrigiert. Der Müdigkeitswarner erfasst permanent des Lenkverhaltens der Fahrerin oder des Fahrers und kombiniert es mit weiteren Daten wie Fahrzeuggeschwindigkeit, Tageszeit oder Blinkverhalten und berechnet daraus einen Müdigkeitsgrad. Erkennt das System so die Müdigkeit des Fahrers, wird dieser gewarnt und eine Pause empfohlen. Allerdings sollte man es besser gar nicht so weit kommen lassen. Regelmäßige Pausen sind immer eine gute Idee, insbesondere wenn man sich müde oder sonst nicht mehr fahrtüchtig fühlt.

Wie funktioniert ein Notbremsassistent? Kann er auch bei höheren Geschwindigkeiten eingreifen oder nur im Stadtverkehr?
Walter Niewöhner: Ein Notbremsassistent errechnet aus Differenzgeschwindigkeit und Abstand zum anderen Verkehrsteilnehmer die Zeit bis zu einer Kollision. Je nach technischer Auslegung des Systems startet es bei einem kritischen Wert eine Warnung, eine Teilbremsung oder auch eine Notbremsung. Dies funktioniert für die im Stadtverkehr üblichen Geschwindigkeiten sehr gut. Für höhere Geschwindigkeiten ist die Auslegung geringfügig aufwendiger, funktioniert aber im Prinzip genauso. Bei höheren Geschwindigkeiten ist ein vollständiges Vermeiden der Kollision nicht so häufig möglich wie bei geringeren Geschwindigkeiten. Aber die Kollisionsgeschwindigkeit kann immer reduziert werden.

Wo bekomme ich einen Überblick darüber, für welche Autos welche Assistenzsysteme verfügbar sind?
Welf Stankowitz: Auf unserer Website www.bester-beifahrer.de finden Sie einen Link zu unserer Datenbank mit typengenauer Verfügbarkeit von Fahrerassistenzsystemen für die aktuellen Pkw. Sie müssen nur Ihre Automarke und Ihr Modell wählen und erhalten dann Informationen über die Assistenzsysteme, die serienmäßig oder optional erhältlich sind.

Gibt es Systeme, die nachts bei Wildwechsel warnen?
Dr. Stefan Benz: Mir sind keine Systeme bekannt, welche ein Wildwechselschild erkennen und den Fahrer dann gesondert mittels einer Warnung darauf hinweisen. Notbremsassistenten können prinzipiell vor drohenden Kollisionen mit Wild warnen oder diese gar verhindern, allerdings sind diese Systeme meist nicht speziell auf Kollisionen mit Wild hin optimiert. Eine besondere Hilfe ist aber der Nachtsichtassistent, der mit einer Infrarot-Kamera die Straße beobachtet und das Geschehen vor dem Auto auf einem Bildschirm darstellt. So sind auch Tiere bei Nacht besser und früher sichtbar. Eine angepasste Fahrweise bei Dunkelheit im Wald ist aber sicherlich immer die beste Idee.

Funktioniert ein Abstandsregler auch im Stadtverkehr?
Dr. Stefan Benz: Viele Abstandsregler regeln die Geschwindigkeit heute bis hin zum Stillstand und funktionieren daher selbst im Stop & Go-Verkehr – auch in der Stadt. Ihren größten Nutzen entfalten sie jedoch bei konstantem, dichtem Verkehrsfluss, zum Beispiel auf der Autobahn oder ausgebauten Landstraßen.

Wie funktioniert ein Spurhalteassistent?
Walter Niewöhner: Grundsätzlich ist zwischen Spurverlassenswarnern und Spurhalteassistenten zu unterscheiden. Der Spurverlassenswarner warnt beim Verlassen der Fahrspur ohne in die Fahrzeugbewegung einzugreifen. Der Spurhalteassistent greift in Lenkung oder Bremse so ein, dass das Fahrzeug in der erkannten Fahrspur bleibt. Der Lenkungseingriff führt das Fahrzeug zurück in Richtung Spurmitte. Beispielsweise beim Abweichen nach links führt ein Bremseingriff auf der rechten Seite dazu, dass sich das Fahrzeug mehr nach rechts bewegt. Viele Systeme benötigen Fahrbahnmarkierungen, um eine Fahrspur zu erkennen. Die Warnungen an den Fahrer erfolgen vorwiegend akustisch oder haptisch, zum Beispiel über Vibration am Lenkrad.

Kann ich mich auf das vollautomatische Parken zu 100 Prozent verlassen?
Welf Stankowitz: Bei den neueren automatisierten Parkassistenten können sie aussteigen und Ihr Fahrzeug alleine in die Parklücke oder Garage fahren lassen. Allerdings müssen Sie dabeistehen, die Umgebung beobachten und mit Druck auf Ihren Schlüssel oder Ihr Handy das Parken aktivieren. Verantwortlich bleiben Sie auch in diesem Fall. Es kann immer Grenzsituationen geben, in denen das Fahrzeug ein Hindernis nicht erkennt. Denken Sie an eine schnell vorbeihuschende Katze oder ein zu niedriges Garagentor.

Welche Fahrerassistenzsysteme sind für die Sicherheit im Verkehr unerlässlich?
Walter Niewöhner: Grundsätzlich muss man sagen: Alle Systeme, die die reine Fahraufgabe unterstützen. Es hängt aber wesentlich von den Nutzungsgewohnheiten und den üblicherweise gefahrenen Strecken ab, welche Systeme besonders sinnvoll sind. Dennoch kann man sagen, dass der Notbremsassistent eines der wirkungsvollsten Systeme ist.

Wie finde ich heraus, welche Assistenzsysteme für meine PKW-Nutzung erhältlich sind?
Welf Stankowitz: Welche Systeme am besten zum eigenen Fahrstil passen, finden Sie über den Profiltest auf www.bester-beifahrer.de heraus: Wer die neun Fragen des Profiltests beantwortet, erhält auf Knopfdruck eine Empfehlung. Bei der individuellen Zusammenstellung der Fahrerassistenzsysteme wird unter anderem berücksichtigt, wie viele Kilometer man wöchentlich zurücklegt, ob man häufiger auf Autobahnen und Landstraßen oder in der Stadt unterwegs ist und ob man oft in der Dunkelheit fährt.

Wer erklärt mir die Abkürzungen, mit denen die Hersteller ihre Systeme bezeichnen?
Gerrit Reichel: Der einfachste Weg ist ein Blick auf die Website www.bester-beifahrer.de. Dort haben wir ein Lexikon bereitgestellt, das zahlreiche Stichworte rund um Fahrerassistenzsysteme erläutert. Es gibt mittlerweile eine enorme Vielfalt mit zum Teil verwirrenden Abkürzungen, oft in englischer Sprache, etwa ACC für Adaptive Cruise Control, den Abstandsregeltempomaten. Zudem ist es so, dass es immer wieder neue Wortschöpfungen der Hersteller gibt. Hier empfehle ich, Ihren Autohändler zu bitten, genauer zu erläutern, welches System sich hinter der jeweiligen Abkürzung verbirgt und wie es funktioniert.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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