"Wir sind ein eingeschworener Haufen": Interview mit dem designierten Kommandaten der Brettener Feuerwehr

Oliver Haas, hier im Gespräch mit Redaktionsleiter Christian Schweizer, will in seiner Amtszeit auch die Standortfrage der Feuerwehrwache in Bretten klären. ch
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Oliver Haas, designierter Feuerwehr-Kommandant, spricht mit der Brettener Woche über seine Pläne für die Brettener Wehr, Lagerbildung in den eigenen Reihen und dringenden Sanierungsbedarf in der Wache der Brettener Feuerwehr.

Herr Haas, Sie sind ein Eigengewächs der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Bretten. Wann hat Ihre Karriere dort begonnen?
Ich kam über einen Ausflug mit der Jugendfeuerwehr Diedelsheim zur Wehr. Dieser ging damals ins Mercedes-Benz-Museum nach Stuttgart. Seitdem bin ich dabei geblieben. Mit 17 Jahren habe ich meinen Ersatzdienst dort geleistet, wurde mit 22 Jahren zum stellvertretenden Stadtjugendfeuerwehrwart in Bretten, fünf Jahre später zum Stadtjugendfeuerwehrwart und 2010 zum stellvertretenden Abteilungskommandanten in Diedelsheim gewählt. Der nächste Schritt war 2016 der Posten als stellvertretender Kommandant der Gesamtwehr der Freiwilligen Feuerwehr Bretten. Die offizielle Ernennung zum Kommandanten ist für mich jetzt die einmalige Chance, mein langjähriges Hobby zum Beruf zu machen.

Ihre Arbeit ist anstrengend, zeit-intensiv und je nach Einsatz auch psychisch belastend. Warum engagieren sich Menschen trotzdem in der FFW?
Für die Menschen, die sich bei der FFW engagieren, ist die Feuerwehr eine Berufung. Aber auch das Gefühl von Kameradschaft und einer großen Gemeinschaft sind wichtige Beweggründe in die Wehr einzutreten. Man macht bei uns nichts alleine, sondern ist immer im Team unterwegs. Da bildet sich dann schon ein eingeschworener Haufen. Das braucht es aber auch, weil manche der alltäglichen Fälle oftmals auch sehr belastend sein können. Da ist es unabdingbar, dass die Kameraden nach den Einsätzen noch zusammenbleiben, um über das Erlebte zu reden. Zudem gibt es auch Nachsorge-Teams, an die die Wehrler sich wenden können. Das wird Gott sei Dank auch immer öfter in Anspruch genommen. Wichtig ist auch, dass wir jetzt die Aufwandsentschädigung für die Ehrenamtlichen eingeführt haben, um deren Einsatz auch finanziell ein wenig zu würdigen.

Oft ist zu lesen, dass den Einsatzkräften immer weniger Respekt entgegengebracht wird. Wie erleben Sie das?
Das erleben wir auch immer wieder. Da sind natürlich die Gaffer, die mit Handys von überall her filmen und fotografieren und oft nur widerwillig Platz machen. Ich finde, da hat die Dreistigkeit stark zugenommen, und die Leute haben einfach weniger Hemmungen. Und auch im Verkehr ist ein Durchkommen oft schwierig, weil manche Autofahrer einfach nicht mitdenken und die Einsatzfahrt behindern.

Viele Feuerwehrangehörige arbeiten nicht mehr an ihrem Wohnort. Sind tagsüber überhaupt immer genügend Einsatzkräfte vorhanden?

Das ist in der Tat gerade tagsüber unser Hauptproblem. Viele Freiwillige arbeiten weiter entfernt und können daher oftmals nicht schnell genug an der Wache sein. Aber auch den Feuerwehrleuten, die in Bretten arbeiten, ist es manchmal nicht möglich, rechtzeitig bei der Wache zu sein, weil der Berufsverkehr sie ausbremst. Wir haben daher unter anderem eine neue App eingeführt, mit der die Freiwilligen Rückmeldung geben können, wann sie es zur Wache schaffen. Sollte die Rückmeldung zu gering sein, müssen weitere Abteilungen alarmiert werden.

Hat die Freiwillige Feuerwehr dann aber auf Dauer eine Zukunft?
Auf jeden Fall. Schon allein deshalb, weil eine Berufsfeuerwehr für die Stadt der finanzielle Ruin wäre. Dennoch werden wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren weitere hauptamtliche Kräfte brauchen (derzeit sind es, inklusive Haas, neun Kräfte; Anm. d. Red.), um die anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Der Ausbildungsgrad der ehrenamtlichen Feuerwehrleute ist aber so hoch, dass diese alle anfallenden Einsätze bewältigen können.

Bei der Suche nach einem hauptamtlichen Kommandanten ist die FFW Bretten einen langen Weg gegangen. Auch von internen Querelen und gespaltenen Lagern war die Rede. Wie haben sie die Geschichte erlebt?
Es war in der Tat so, dass die Feuerwehr nach der Wahl 2016 in zwei Lager gespalten war. Damals gab es zwei Kandidaten und beide hatten fast die gleiche Anzahl von Stimmen. Es hat dann aber in der Folge viele Aussprachen und so etwas wie ein reinigendes Gewitter in der Wehr gegeben. Und das hat der FFW Bretten sehr gut getan, denn die Feuerwehr hat sich seitdem weiterentwickelt und viele neue Projekte angestoßen. Ich denke, inzwischen sind wir da auf einem sehr guten und geeinten Weg.

Welche konkreten Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit schon gesetzt?
Die Aufwandsentschädigung für die Ehrenamtlichen war so ein Ziel, das wir aber zum Glück schon erreicht haben. Eine große Herausforderung wird aber der Umgang mit der aktuellen Feuerwehrwache in Bretten sein. Das Gebäude ist jetzt rund 30 Jahre alt und für die gewachsene Zahl der hauptamtlichen Kräfte und deren Aufgaben nicht mehr zeitgemäß eingerichtet und ausgestattet. Das gilt auch für die Sozialräume und Umkleiden. Ob da ein Neubau oder eine Sanierung sinnvoller ist, wird sich zeigen. Aber Platzprobleme gibt es natürlich auch bei den Abteilungen in Ruit, Büchig und Gölshausen.

Die Wählervereinigung „die aktiven“ hatte jüngst ein gemeinsames Rettungszentrum von DRK, Feuerwehr und Katastrophenschutz an der B35 vorgeschlagen. Was halten Sie von dieser Idee?
Für die Feuerwehr wäre dieser Standort absolut nicht geeignet. Schon allein von den Zufahrtsmöglichkeiten her, hätten wir da große Probleme. An sich ist so ein Rettungszentrum aber eine gute Idee. Ich könnte mir ein Zentrum aus DRK plus Rettungsdienst und Feuerwehr vorstellen. Aber es stellt sich die Frage nach dem dafür notwendigen Areal.

Die Fragen stellten Christian Schweizer und Chris Heinemann.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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