Interview zum Bauprojekt "Melanchthonhöhe" in Bretten
"Wir brauchen einen Architektenwettbewerb"

Michael Nübold und Marcus Weiss im Gespräch (Archivbild). | Foto: swiz
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Bretten (swiz) Das Bauprojekt "Melanchthonhöhe" (wir berichteten) hat die Gemüter in Bretten stark bewegt und zu heftigen Diskussionen vor allem auch in den sozialen Medien geführt. Die Brettener Woche hat mit dem Brettener Mitglied der Architektenkammer, Marcus Weiss und dem Vorsitzenden der Kammergruppe Karlsruhe-Land in der Architektenkammer Baden-Württemberg, Michael Nübold, über das Vorhaben gesprochen.

Wie sehen sie als Architekten das Projekt "Melanchthonhöhe"?
Weiss: Abseits der Polarisierung der ersten Bilder muss man ein das Stadtbild möglicherweise prägendes Gebäude objektiv mit seiner Bedeutung für die Stadtplanung und die Baukultur bewerten.

Nübold: Es geht zunächst nicht um die individuelle Gestaltung von Fassaden, sondern die Einordnung in die städtebauliche Struktur, die wechselseitigen Wirkungen von Gebäuden und dem Ort.

Was bedeutet das konkret?
Weiss: Der Alexanderplatz mit seiner heterogenen Gestaltung und Anordnung von Gebäuden hat als Stadteingang noch nicht die repräsentative Funktion oder Wirkung, die man sich wünschen würde. Diesen Auftakt in die Stadt neu zu definieren, ist sicherlich zielführend.

Nübold: Und eine verdichtete Bebauung kann hierzu maßgeblich beitragen. Da ist es auch nicht ausschlaggebend, wie hoch ein Gebäude letztendlich ist. Einen Bezug zum Schornstein des Steinzeugwerks, zum Funkmasten oder perspektivisch gesehen anderen Türmen der Stadtsilhouette kann vielleicht abgeleitet werden, ist aber nicht notwendig.

Aber die Gestaltung ist doch ausschlaggebend?
W: Um die größtmögliche Qualität und Auseinandersetzung mit dem Entwurf sicherzustellen, ist dringend anzuraten, auf einen Architektenwettbewerb zu setzen. Die Architektenkammer kann diesen Wettbewerb begleiten und die Rahmenbedingungen setzen. Und da es für das Gelände keinen gültigen Bebauungsplan gibt, kann man das als Stadt Bretten auch zur Grundlage einer Bebauung fordern.

N: Die Analysen, den Wettbewerb und die baukulturelle Einordnung sollte ein Gestaltungsbeirat der AKBW begleiten und er sollte mit entsprechenden Aufgaben und Befugnissen betraut werden. (Anm. d. Redaktion: Gestaltungsbeirat siehe https://www.akbw.de/service/fuer-staedte-und-kommunen/gestaltungsbeirat.html)

Welchen Einfluss hat die Nutzung des Gebäudes? Geplant sind ja ein Restaurant, aber auch Wohnungen und ein Kongresszentrum.
W: Die Nutzung hat entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und ist für den Bauherren natürlich entscheidend. Das entzieht sich aber weitestgehend dem Einfluss von außen.

Was ist für Sie die Stärke des Projektes?
W: Städtebaulich gesehen, die Neuordnung oder erstmalige Ordnung des Stadteingangs West.

N: Gestalterisch bei Ausführung einer gelungenen Architektur ein weithin sichtbares Bauwerk, das den Blick auf die Stadt für lange Zeit prägen kann.

Die Fragen stellte Brettener Woche-Redaktionsleiter Christian Schweizer.

Alles zum Thema Melanchthonhöhe Bretten finden Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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