Außer Konkurrenz – Fado-Sängerin Mariza im Festspielhaus Baden-Baden

13. Mai 2018
19:00 Uhr
Fado-Gesang, 76530 Baden-Baden

Baden-Baden (jl) Am Abend vor ihrem Festspielhaus-Debüt am 13. Mai 2018, 19 Uhr, tritt Mariza als Ehrengast beim Eurovision Song Contest im Lissabon auf. Typisch für das kleine, stolze Portugal, denn Marizas Fado ist dort Ehrensache. Mit dem Pop des Wettbewerbs hat er nur eines gemeinsam: Er begeistert Millionen.

Mariza regiert über ein Reich, das in Jahrhunderten gewachsen ist. Sie ist die Königin des Fado, der traditionellen Musik Portugals. Gleichzeitig ist sie eine moderne Popikone: weltoffen, neugierig und mit jenem glamourösen Charisma, das man braucht, um in der Popszene länger als die berühmten 15 Minuten berühmt zu sein. Dass sie diese Doppelrolle seit nunmehr 17 Jahren immer wieder neu spielen kann, macht sie zum Phänomen. Zu erleben ist sie im Festspielhaus Baden-Baden am Sonntag, 13. Mai 2018, um 19 Uhr.

Wer einmal in einer portugiesischen Fadokneipe gesessen hat, weiß, wie weit diese Welt entfernt ist von bunter Spaßkultur. Totenstille herrscht beim Vortrag. Die zwölfsaitige portugiesische Gitarre umspielt mit metallischem Ton die Gesangslinien: Echos aus dem tiefsten Seelenkeller. Andächtiges Lauschen, jeder kennt die Texte der alten Lieder – und schweigt still bis zum Refrain, wenn es herausbricht im gemeinsamen Klagegesang, oft und ganz ehrlich unter Tränen.

Das alles kann Mariza. Dafür wird die in der damaligen portugiesischen Kolonie Mozambique geborene Sängerin, die in Lissabon aufwuchs, von ihren portugiesischen Landsleuten verehrt und geliebt. Aber eben nicht nur von ihnen – und nicht nur dafür. Dreimal gewann Mariza als „Beste Europäische Künstlerin“ den BBC Award in der Sparte Weltmusik. Schon zweimal war sie bei den Latin Grammys in den USA nominiert – als Afro-Europäerin im überreich bestückten US-Markt für lateinamerikanische Musik.

Wie schafft Mariza den so erfolgreichen Spagat zwischen Tradition und Pop? Sie selbst sagt, sie höre einfach auf ihre innere Stimme. Sie habe ein Gefühl dafür, wie weit sie gehen kann, mit ihrer Neugierde, mit ihrer Lust an einer Musik für die ganze Welt, ohne dabei die Tradition des Fado zu verraten. Ihr portugiesischer Vater hatte ein Restaurant in Lissabon, in dem sie schon als Kind Fado für die Gäste sang. Ihre Mutter aus Mozambique öffnete ihr die Ohren für afrikanische Rhythmen, in traditionellen Liedern und dem Jazz in verschiedensten Spielarten. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um ein Fado-Gespür zu entwickeln und einen Nerv für Musik, die von den Stühlen reißt.

Es ist ein Glücksfall für das Publikum des Festspielhaus-Konzerts am 13. Mai, dass Marizas neue CD früher als geplant erscheinen wird, nur wenige Tage nach ihrem Auftritt in Baden-Baden. Fans können sich früher als erwartet auf neue, ungehörte Lieder freuen. José Manuel Neto, ein Meister der portugiesischen Gitarre, und Pedro Jóia, einer der besten klassischen Gitarristen Portugals, haben Mariza auf ihrer CD begleitet und sind auch im Festspielhaus dabei, neben dem Bassisten Fernando Araújo und dem Schlagzeuger und Percussionisten Hugo Marques. Nachdem Ankündigungen kursierten, die Sängerin wolle sich auf ihrem neuen, „Mariza“ betitelten Album stärker auf ihre afrikanischen Wurzeln besinnen, war die vorab veröffentlichte Single eine Überraschung: „Triguerinha“ ist ein klassischer Fado, den Mariza aber so rhythmisiert, dass er in Hüften und Beine geht. Aber schon in „Quem me dera“, der gleichzeitig veröffentlichten zweiten Single, zeigt sich Mariza als Balladen-Verführerin: in allen Wassern des Pop gespült, aber eben nicht reingewaschen. Den Song mit wunderbarem Solo auf der portugiesischen Gitarre hat der angolanische Popmusiker Matias Damásio geschrieben. Vielleicht waren die Gerüchte über besonders viel Afrika in Marizas aktuellem Tourneeprogramm ja doch nicht ganz abwegig.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de. Informationen und Eintrittskarten: Tel. 07221 / 30 13 101.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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