Bademeister gesucht: Ohne Personal muss manch Bad schließen

Schlechte Bezahlung und Arbeiten, wenn andere Freizeit haben: Baden-Württemberg gehen die Bademeister aus. Immer weniger Menschen interessieren sich für den Ausbildungsberuf Fachkraft für Bäderbetriebe, wie der Bademeister amtlich heißt.

Stuttgart (dpa/lsw) «Junge Menschen möchten ungern in der Freizeit arbeiten», sagte Edgar Koslowski, Leiter des Bundes Deutscher Schwimmmeister (BDS) Baden-Württemberg. Während andere das kühle Nass an heißen Tagen genießen, sollen sie für Ruhe und Ordnung vom Beckenrand aus sorgen.

Landesweit Mangel an Auszubildenden

Koslowskis Schätzungen zufolge fehlen etwa 400 Fachkräfte im Südwesten. Auch an Auszubildenden mangelt es landesweit. Nach Angaben der Agentur für Arbeit blieben bis Mai 2018 von 117 Ausbildungsstellen 41 unbesetzt. «Das hat mehrere Gründe», sagte Koslowski. Viel Freizeit müsse geopfert werden, das Arbeiten an Wochenenden und Feiertagen sei ebenso normal wie Überstunden. Zudem schrecke der verhältnismäßig schlechte Verdienst viele ab. «1500 Euro brutto nach der Ausbildung sind nun mal nicht viel.»

Betrieb nur durch Überstunden möglich

Aufgrund des Personalmangels war das Stuttgarter Inselbad demnach gezwungen, die Öffnungszeiten zu kürzen. Während andere Bäder bereits ab 7.00 Uhr Badegäste einlassen, öffnet das Inselbad in diesem Jahr erst ab 11.00 Uhr. «Selbst dieser Betrieb ist nur durch Überstunden und Urlaubsverzicht möglich», sagte Jens Böhm, Leiter der Stuttgarter Bäderbetriebe.

Bademeister musste aus Rente zurück geholtwerden

Ganz geschlossen bleibt in dem Jahr das städtische Freibad in Langenbrettach (Kreis Heilbronn). Zwar habe das Bad eine Bewerbung für die Bademeisterstelle erhalten, diese sei aber nicht qualifiziert gewesen, sagte Alexander Preuss, Kämmerer der Stadt. Bereits im Vorjahr musste ein ehemaliger Bademeister aus der Rente zurückgeholt werden, um sicheres Baden zu ermöglichen.

Bäder greifen auf externe Diensteister zurück

Das Strandbad in Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) bleibt nun schon zum zweiten Mal im Sommer zu. Dort, wo einst Schwimmbecken waren, finden Badefreunde nur noch eine Badestelle. «Die Becken können nicht mehr benutzt werden», bestätigte eine Sprecherin der Stadt. Das Baden sei auf eigene Gefahr und ohne Aufsicht.
Einige Bäder greifen auf externe Dienstleister zurück. Ein Unternehmen hilft derzeit in zehn Bädern aus, in sieben weiteren Bädern arbeiten nur noch Bademeister aus dem Privatunternehmen. «Es gibt mehr und flexiblere Möglichkeiten», begründet ein Leiter der Firma die Tatsache, dass bei ihnen kein Bademeistermangel herrscht. Die Mitarbeiter seien nicht nur in Frei-, sondern auch in Hallenbädern und Saunen tätig. Zudem fungieren sie als Organisatoren von Schaumpartys. «Das garantiert eine ganzjährige und vor allem abwechslungsreiche Arbeit», so der Firmenleiter.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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