Die Gramboler: Aus dem Licht in den Schatten

Foto: Privat

Ein Blick in ein Mundart-Wörterbuch verrät: „Gramboler“, das sind Kinder und Jugendliche, die mit viel Lärm auf sich aufmerksam machen. Genau diesen Namen haben sich im Jahr 1987 15 junge Brettener ausgesucht, als sie sich zum ersten Mal auf dem Peter-und-Paul-Fest präsentierten.

Bretten (hk) Ganz im Stil eines Grambolers unterhält die Gruppe das Publikum seitdem mit lautstarken Stücken. Einmal teerten und federten sie ein untreues Eheweib – die Methode soll den Verurteilten bildlich vogelfrei machen – und setzten sie auf dem Marktplatz aus. Im Jahr darauf wurde ein Mann, der fremdgegangen sein soll, an einen Baum am Kirchplatz gehängt. Im Laufe der 30-jährigen Geschichte der Gramboler wurden die jedes Jahr eigens für das Fest neu verfassten Theaterstücke immer umfangreicher. Inzwischen greift die Gruppe nicht nur tatsächliche oder angebliche Begebenheiten aus der Geschichte Brettens auf – gerne bereitet man dem Publikum auch mit aktuellen, stadtpolitischen Themen viel Vergnügen. So lautet der Titel des neuen Theaterstücks „Neulich im Altenheim“, ein turbulenter Schwank mit Anspielungen auf reale Geschehnisse. Die Premiere findet am Fest-Samstag um 20 Uhr in der Bessergasse statt, ebenso wie weitere Aufführungen am Sonntag und am Montag am gleichen Ort zur selben Zeit.

Schattenseiten des Mittelalters

Die Gramboler haben sich aber auch die Darstellung der Schattenseiten des Mittelalters zur Aufgabe gemacht. Unheimlich wird es, wenn sie traditionell Sonntagnacht mit dem Pestzug durch die Innenstadt ziehen. Einmal mehr wird so den Besucherinnen und Besuchern des Peter-und-Paul-Festes das Grauen der schrecklichen Seuche vor Augen geführt. Die Pestärzte geistern durch die mittelalterlichen Gassen und gehen dabei ihrer einzigen Pflicht nach: Die zahlreichen Toten einzusammeln. „Fürchtet die Pest!“, schallt es dabei, während der Pestzug von Lager zu Lager zieht, begleitet von dumpfen Trommelschlägen und Gebeten. Aus Angst vor der Krankheit lehnten es damals viele Ärzte ab, Pestkranke zu behandeln, selbst Priester nahmen keine Beichten mehr ab. Die Pestärzte dagegen versuchten, die Ausdünstungen der Seuche mithilfe einer charakteristischen Maske fernzuhalten: Einem furchteinflößenden Schnabel, gefüllt mit Kräutern und Essenzen.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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