Diven, Mörder, Vogelfänger

Die Baden-Badener Sommerfestspiele 2018 stehen ganz im Zeichen großer Opern-Heldinnen und -Helden wie Anna Netrebko und Rolando Villazón und musikalischer Meisterwerke die berühren, verzaubern und durchaus auch überwältigen.

Baden-Baden (pm) Die Baden-Badener Sommerfestspiele 2018 stehen im Zeichen der beiden großen Opern „Die Zauberflöte“ und „Adriana Lecouvreur“. Vom 7. bis 23. Juli kommen Stars wie Anna Netrebko, Rolando Villazón, Klaus Florian Vogt und der Ausnahme-Pianist Daniil Trifonov an die Oos. Der Musikchef der Metropolitan Opera New York, Yannick Nezét-Séguin und der St. Petersburger Opernchef Valery Gergiev stehen für zwei traditionsreiche Musikmetropolen und ein Gipfeltreffen in der Welt der Klassik.

Als Baden-Baden im 19. Jahrhundert „Sommerhauptstadt Europas“ genannt wurde, war es selbstverständlich, dass mit den gekrönten Häuptern des Kontinents auch die ungekrönten Häupter des Musiklebens in den Schwarzwald kamen. Seit der Eröffnung des Festspielhauses Baden-Baden vor 20 Jahren wird nun wieder an diese Tradition angeknüpft, wenngleich die gekrönten Häupter an Bedeutung verloren haben.

Der Auftakt der Sommerfestspiele ist Leonard Bernstein gewidmet. Der amerikanische Komponist und Dirigent wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden und stand besonders in den 1960er und 1970er Jahren für eine Demokratisierung der klassischen Musik. Sein Musical „West Side Story“ zählt heute zu den erfolgreichsten Bühnenwerken weltweit, dabei schrieb Bernstein noch viele weitere Werke, an die der Abend mit dem WDR-Funkhausorchester am Samstag, 7. Juli 2018, um 19 Uhr, auch erinnern soll.

Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ steht als Baden-Baden Gala am Sonntag, 8. Juli, am Mittwoch, 11. Juli sowie am Samstag, 14. Juli 2018 auf dem Programm. Die konzertanten Aufführungen in prominenter Besetzung leitet der neue Musikchef der New Yorker Metropolitan Opera, Yannick Nezét-Séguin. Die Koproduktion mit dem Musiklabel Deutsche Grammophon setzt die vor einigen Jahren begonnene „Mozart-Reihe“ fort, die auf eine Initiative von Rolando Villazón zurückgeht. Der mexikanisch-französische Opernstar beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit dem Werk Mozarts und wurde Anfang 2018 zum Intendanten der renommierten Salzburger Mozart-Woche berufen. In Baden-Baden wird Villazón erstmals die Partie des Papageno singen, worauf sich viele seiner Fans besonders freuen.

Zum Ensemble dieser konzertanten Oper, die im Rahmen der Baden-Baden Gala auch aufgenommen wird, zählen Sängerinnen und Sänger wie Bayreuth-Star Klaus Florian Vogt (Tamino – am 11. Juli Martin Mitterrutzner), Christiane Karg (Pamina), Regula Mühlemann (Papagena) und Franz-Josef Selig (Sarastro). Die Rolle der Königin der Nacht übernimmt Albina Shagimuratova. Die usbekische Koloratur-Sopranistin debütierte als Königin der Nacht 2007 unter der Leitung von Riccardo Muti bei den Salzburger Festspielen, ist gern gesehener Gast in dieser Rolle an großen Opernhäusern wie der Mailänder Scala oder der Metropolitan Opera. Zurzeit gehört die Künstlerin dem Ensemble des Badischen Staatstheaters Karlsruhe an.

Für Rolando Villazón und Yannick Nezét-Séguin beginnt mit den Proben zu „Die Zauberflöte“ in Baden-Baden bereits die sechste Zusammenarbeit im Rahmen dieser Mozart-Reihe. Die bisher erschienenen Aufnahmen beim Musiklabel Deutsche Grammophon zählen zu den beliebtesten Mozart-Operninterpretationen unserer Zeit und brachten dem Team eine Grammy-Nominierung ein.

Der zweite große Opernschwerpunkt der Baden-Badener Sommerfestspiele 2018 trägt den Titel „Adriana Lecouvreur“. Die Aufführungen der Neuinszenierung dieser vieraktigen Oper von Francesco Cilea aus dem Jahr 1903 am 20. und 23. Juli 2018 sind bereits seit Wochen ausverkauft. An den beiden Aufführungstagen wird es an der Abendkasse ab 17 Uhr Stehplatzkarten geben – so lange der Vorrat reicht. Die Titelrolle übernimmt Anna Netrebko, geleitet werden die Aufführungen von Mariinsky-Chef Valery Gergiev. Yusiv Eyvazov ist als Maurizio zu hören, und Ekaterina Sememchuk, die bei Gastspielen des Mariinsky-Theaters in Baden-Baden schon zahlreiche dramatische Rollen übernahm, verkörpert Adrianas Nebenbuhlerin, die Fürstin von Boullion.
Die Neuinszenierung des gefühlvollen und dramatischen Opern-Krimis entstand 2017 am traditionsreichen St. Petersburger Mariinsky Theater, mit dem das Festspielhaus Baden-Baden seit nun 20 Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Regie und Bühnenbild stammen von der französischen Künstlerin Isabelle Partiot-Pieri.

Francesco Cilea ließ sich bei der Komposition seiner Oper von einem Schauspiel des französischen Dramatikers Eugène Scribe inspirieren. Er spürte der wahren Geschichte einer gefeierten Schauspielerin der Comédie Française nach, die den Gerüchten nach von einer adeligen Nebenbuhlerin aus Eifersucht um einen Grafen vergiftet worden sein soll. Die Figur der Adriana Lecouvreur ist damit ebenso dramatisch gezeichnet wie Floria Tosca in Puccinis etwa gleichzeitig entstandenem Meisterwerk.

In zwei von Valery Gergiev dirigierten Konzerten des Mariinsky Orchesters steht ein weiterer weltweit gefragter Solist im Rampenlicht der Baden-Badener Sommerfestspiele. Daniil Trifonov gelang in den vergangenen Jahren ohne ein lautes PR-Gewitter der Sprung an die Weltspitze der Pianisten. Schon sein erstes Konzert in Baden-Baden kurz nach dem Gewinn der Goldmedaille im renommierten Tschaikowsky-Wettbewerb 2011 war ein Ereignis. Nach weltweit beachteten Konzertreihen kehrt er nun am 21. und 22 Juli gleich für zwei Konzerte nach Baden-Baden zurück, wo er 2017 an der Seite von Anne-Sophie Mutter Schuberts „Forellenquintett“ interpretierte. In diesem Sommer wird er am Samstag, 21. Juli beide Klavierkonzerte von Sergei Rachmaninow interpretieren (Konzertbeginn 18 Uhr, Stehplätze an der Abendkasse ab 16 Uhr). Am Sonntag, 22. Juli, spielt er um 17 Uhr das romantische Klavierkonzert fis-Moll von Alexander Skrjabin. Für dieses Konzert gibt es noch Eintrittskarten im Vorverkauf.
Valery Gergiev und das Mariinsky-Orchester interpretieren an den beiden Konzertabenden Meisterwerke der russischen Sinfonik. Während am 21. Juli Rachmaninows zweite Sinfonie neben den Klavierkonzerten erklingt, spannen Gergiev und das Orchester den Bogen am 22. Juli von Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ bis zu Skrjabins gewaltigen Sinfonie Nr. 3 „Le Divine Poème“.

Die Baden-Badener Sommerfestspiele 2018 bieten mit zwei Jazz-Konzerten und zwei Kammerkonzerten weitere Farben. Jazz für Kinder steht bei Jazz4Kids am Sonntag, 8. Juli um 11 Uhr auf dem Programm.
Zu einem Gipfeltreffen der Pianisten Michael Wollny, Iiro Rantala und Leszek Możdżer kommt es dann am Freitag, 13. Juli um 20 Uhr. Drei vollkommen unterschiedliche Tasten-Philosophen setzen damit ihre Zusammenarbeit fort, die vor einigen Jahren mit „Jazz at the Berlin Philharmonic I“ begann und mittlerweile in der Hauptstadt eine Kult-Veranstaltung in mehrfacher Auflage geworden ist.

In den beiden Kammerkonzerten der Baden-Badener Sommerfestspiele 2018 präsentiert das Festspielhaus Baden-Baden die Sängerin Nora Fischer sowie den jungen Geiger Emmanuel Tjeknavorian.
Nora Fischer, die Tochter des ungarischen Dirigenten Iván Fischer, präsentiert am Sonntag, 15. Juli 2018 um 11 Uhr im Florentiner Saal des berühmten Baden-Badener Spielcasinos Arien und Lieder für Sopran, Klavier und Theorbe. Dabei spannt sie den stilistischen Bogen vom Barock bis zu Béla Bartók.

Emmanuel Tjeknavorian gilt als einer der besonders begabten jungen Geiger. Er steht im Mittelpunkt der „Musik im Museum“, dem Kammerkonzert der Festspiele am Montag, 16. Juli 2018 um 19 Uhr im Museum Frieder Burda.
Der Österreicher tourt in dieser Saison als ECHO-Rising-Star durch die größten Konzerthäuser Europas. Nominiert wurde er dazu vom Konzerthaus Wien und dem Wiener Musikverein. Der vielseitig begabte Künstler ist auch Moderator einer österreichischen Klassik-Fernsehsendung und debütierte soeben als Dirigent. In Baden-Baden spielt der Sieger des Internationalen Sibelius-Wettbewerbs 2015 ein „Wandelkonzert“ in der aktuellen Ausstellung des Museum Frieder Burda. In dem kurzfristig entstehenden Programm ergänzen sich Musik, bildende Kunst und Literatur. Die aktuelle Ausstellung ist dem Lichtkünstler James Turrell gewidmet.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de, Informationen und persönliche Beratung: Tel. 07221 / 30 13 101.