Festspielhaus Baden-Baden: Tiefe Leidenschaft: Schuberts „Unvollendete“ und zwei Cellokonzerte

11. Mai 2018
20:00 Uhr
Schuberts „Unvollendete“ und zwei Cellokonzerte, 76530 Baden-Baden

Baden-Baden (jl) Die Kammerakademie Potsdam unter Antonello Manacorda spielt die dritte und siebte, die „Unvollendete“, Sinfonie von Franz Schubert. Dazu erklingen am 11. Mai 2018, 20 Uhr, im Festspielhaus zwei Cellokonzerte: das orientalische angehauchte, an Musik aus 1.001 Nacht erinnernde von Vaja Azarashvili und das populäre zweite von Joseph Haydn.

Ein ausgesprochen reizvolles Programm präsentieren der Cellist Maximilian Hornung und die Kammerakademie Potsdam unter ihrem Chefdirigenten Antonello Manacorda am Freitag, 11. Mai um 20 Uhr im Festspielhaus Baden-Baden. Musik der Wiener Klassik trifft auf das Cellokonzert des georgischen Komponisten Vajha Azarashvili. Azarashvilis kammermusikalisches Konzert fügt sich gut ein in das insgesamt beschwingt-lyrische Programm mit Franz Schuberts „Unvollendeter“ als emotionalem Höhepunkt und tragisch-leidenschaftlichen Ausreißer.

Schuberts Musik bildet den sinfonischen Rahmen für zwei Cellokonzerte von Joseph Haydn und Vajy Azarashvili. Den Anfang macht Franz Schuberts frühe dritte Sinfonie in D-Dur von 1815. Der noch nicht zwanzigjährige Franz Schubert brauchte für sie nur neun Kompositionstage. Das beschwingte Werk nimmt sich Beethovens achte Sinfonie zum Vorbild und verzichtet wie diese auf einen langsamen Satz zugunsten eines Allegrettos.
Mit Schuberts Sinfonie Nr. 7 in h-Moll endet das Programm. Diese „Unvollendete“ entstand 1822 in der romantisch-experimentellen Phase des Komponisten. Wie viele andere ähnlich aufrührende Werke dieser Zeit blieb die Sinfonie ein Fragment. Mit ihren leidenschaftlichen Zuspitzungen, dunklen Farben und plötzlichen Ausbrüchen markiert die siebte Sinfonie einen bedeutsamen Einschnitt: Mit ihr begann die Ära der subjektiv pessimistischen Sinfonien, wie wir sie später beim Tschaikowsky oder Gustav Mahler finden werden. So gewaltig diese Nachfolger auch sind – die außerordentliche Qualität und Wirkungskraft von Franz Schuberts siebter Sinfonie haben sie nicht übertreffen können.

Haydns populäres zweites Cellokonzert in D-Dur eröffnet das solistische Programm, am Violoncello ist der Ausnahmekünstler Maximilian Hornung zu erleben. Das 1783 komponierte virtuose Werk stammt aus Haydns reifer Periode. Seine rokokohaften Kantilenen gehen auf Mozarts Einflüsse zurück. Die beiden kürzeren Nachfolgesätze stehen beide (auch der langsame Satz!) in der Rondoform. Haydns klassisches Werk lässt das Cello oft in hoher Lage spielen und behandelt das Instrument wie einen empfindsamen Galan – auch hier ist Mozarts Vorbild erkennbar. Die romantisch leidenschaftliche „Brustlage“, die für die Cello-Werke der Romantik so charakteristisch sein wird, kommt hier noch wenig zum Tragen. Anders als in dem Cellokonzert des Georgiers Vajha Azarashvili: Dessen Konzert für Cello und Streichorchester von 1970 ist eines der seltenen Werke der Moderne, die regelmäßig nachgespielt werden. Die lyrisch kontemplative Musik erinnert an die folkloristischen Klangwelten eines Aram Chatschaturjans. Ihre orientalisch klagenden Arabesken sind dem Cello gewissermaßen auf den Leib geschrieben.

Am Festspielhaus Baden-Baden übernimmt den Cellopart Maximilian Hornung, über den „DIE ZEIT“ begeistert schreibt: „…Hornung [ist] von einem anderen Stern. Ein Frühvollendeter, der die Abgebrühtheit eines Routiniers mit der Unbekümmertheit des Springinsfelds verbindet“. Der junge deutsche Cellist Maximilian Hornung studierte bei Thomas Grossenbacher, David Geringas – und dem georgischen Cellisten Eldar Issakadze, der das Cellokonzert seines Landsmannes Azarashvili ebenfalls bereits aufführte.
Maximilian Hornung gewann im Jahr 2005 den Deutschen Musikwettbewerb und im Jahr 2007 mit einem von ihm gegründeten Trio den ARD Musikwettbewerb. Seit 2008 ist er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung. Mit 23 Jahren erhielt er den Posten des ersten Solo-Cellisten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Die Stelle gab er nach vier Jahren wieder auf, um sich ganz seinem solistischen und kammermusikalischen Schaffen zu widmen.

Der italienische Geiger und Dirigent Antonello Manacorda wurde 1994 unter Claudio Abbado zum Konzertmeister des Gustav Mahler Jugendorchesters. 1997 gründete er dann gemeinsam mit Kollegen und Abbado das Mahler Chamber Orchestra, bei dem er Konzertmeister und Vizepräsident ist. Seit 2010 leitet er die 2001 gegründete Kammerakademie Potsdam.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de. Persönliche Beratung und Reservierung: Tel. 07221 / 30 13 101.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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