In Bretten zuhause: Das Mandolinenorchester der Brettener Naturfreunde probt für sein Frühjahrskonzert

11. März 2018
18:00 Uhr
Bernhardushaus, 75015 Bretten
16Bilder

"Mandolinen im Mondschein" - wer Mandolinen hört, denkt unwillkürlich an südländische Romantik. Aber stimmt dieses Bild heute noch? Wir haben eine Probe des Mandolinenorchesters der Brettener Naturfreunde belauscht.

BRETTEN (ch) „Vita Mandolinistica ist alles in D“, ruft Bernd Lofink in die Runde und ergreift den Dirigentenstab. Die ersten Takte erklingen. „Nicht ganz so flott“, mahnt der Dirigent. „Eins, zwei, drei – vier, fünf, sechs, babababa, sehr gut, jawoll!“ Mittwochsprobe beim Mandolinenorchester der Brettener Naturfreunde.

Von Folklore bis Pop

Auf dem Probenzettel stehen an diesem Abend im Brettener Naturfreundehaus Filmmelodien, deutsche und internationale Folklore, ein bisschen Klassik und Pop - das Programm für das Frühjahrskonzert am 11. März. Bis dahin muss alles sitzen. 13 Frauen und sieben Männer schauen konzentriert auf ihre Notenblätter. Die meisten kommen aus Bretten und der näheren Umgebung. Es spielen aber auch vier Musiker aus Pfinztal-Berghausen mit. Seit 1994 sind die beiden Orchester befreundet. Weil in Berghausen der Nachwuchs ausblieb, ist man zusammengerückt. „Vor den gemeinsamen Konzerten proben wir abwechselnd mal hier, mal dort“, erläutert der Dirigent.

Von der Mutter „genötigt“

Auch in Bretten stagniert die Zahl der Aktiven bei momentan rund 20. Hin und wieder ein Zugezogener oder eine Quereinsteigerin gleichen den altersbedingten Schwund kaum aus. „Natürliche Schrumpfung“, nennt das Bernd Lofink und erinnert fast ein wenig wehmütig an Anfang der 1980er Jahre, als das Orchester unter Vorgänger Heinz Arnold mit weit mehr als 30 Spielern sein erstes Frühjahrskonzert gab. „Die Jugend heute hat andere Interessen“, sagt Anita Schwarz über ihre Tochter. Was sie nicht sagt: Auch die Mütter von heute gehen anders mit ihren Kindern um. „Ich wollte immer Gitarre spielen“, verrät die 50-jährige Floristin. Aber ihre eigene Mutter habe sie damals zur Mandoline „genötigt“. Inzwischen spiele sie seit 40 Jahren und habe das Instrument für sich „entdeckt“. Heute ist sie ihrer Mutter dankbar.

Nur die Hälfte sind Mandolinen

Das Mandolinenorchester besteht freilich nicht nur aus Mandolinenspielern. Genau genommen bilden die Mandolinen sogar nur rund die Hälfte des Klangkörpers. Die andere Hälfte setzt sich aus vier etwas größeren und eine Oktave tiefer gestimmten Mandolas, sechs Gitarren und einem Kontrabass zusammen. Letzteren bedient das jüngste Orchestermitglied. Die 23-jährige Lehramtsstudentin Sarah Treffinger ließ sich von ihrer Mandola spielenden Mutter zum Mitmachen verpflichten. Der Mandolinenklang weckt bei ihr Urlaubsgefühle: „Man denkt an Sommer und Italien.“

Alles begann mit „O mia bella Napoli”

Tatsächlich stand bei der Gründung des Orchesters ein deutscher Schlager mit Anklängen an südländische Romantik Pate. „O mia bella Napoli“ intonierten die sieben Gründungsmitglieder, als sie am 10. November 1946 erstmals beim Vereinsabend der Naturfreunde auftraten. Zwei von damals, der langjährige Dirigent Heinz Arnold und der Knittlinger Sammler und ehemalige Fuhrunternehmer Walter Pfitzenmeier, sind noch heute im Orchester aktiv. Mittlerweile schauen die Musiker auf ungezählte Auftritte bei Vereinsfeiern, Ausstellungseröffnungen und Einweihungen, aber auch auf eigene Konzerte und Konzertreisen nach Hamburg, Wien, Italien und in die französische Partnerstadt Longjumeau zurück, „Wir haben immer noch viele italienische Stücke im Repertoire“, stellt der Dirigent fest.

Wandern ohne Mandoline

Hingegen hat sich die Bindung an die Naturfreunde mit den Jahren gelockert. „Man kann auch mitspielen, ohne Mitglied zu sein“, versichert Lofink. Dennoch: Fast alle kommen aus dieser Tradition. Und einmal im Jahr präsentieren sie den einst aus der Arbeiterbewegung hervorgegangenen, Freizeitverband beim überregionalen Naturfreundetag. Zuletzt auf der Landesgartenschau in Bad Herrenalb. „Wir sind auch mitgewandert“, erinnert sich der 53-jährige Dirigent an seine Jugend. Er selbst bietet zwei Mal im Monat am Dienstagnachmittag Kurzwanderungen an. „Die sind gut besucht.“ Ein, zwei Musiker sind auch dabei. Aber die Mandolinen bleiben im Gegensatz zu früher zuhause, denn: „Unsere heutigen Stücke sind zu anspruchsvoll, man kann dabei nicht unbedingt laufen.“

Zurück zur Familie

Ein paar Wanderlieder und Märsche wie das „Rennsteiglied“ oder „Muss i denn zum Städtele hinaus“ haben die Zeit überdauert, wie Bernd Lofink anmerkt. Fast ebenso wichtig wie ein guter Orchesterklang ist dem Vermessungsingenieur, der ursprünglich Gitarre gelernt hat und seit 22 Jahren die musikalische Leitung innehat, das gesellige Miteinander. „Kein Druck, man soll auch die Freude am Spiel behalten“, lautet seine Philosophie. „Wir machen gerne Musik, aber wir sind auch gerne so zusammen“, bestätigt Anita Schwarz und erinnert sich, wie sie nach einem mehrjährigen musikalischen Abstecher zum Brettener Orchester zurückkehrte, beseelt von dem Gedanken: „Das ist meine Familie.“

Proben und Frühjahrskonzert

Das Mandolinenorchester probt jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Naturfreundehaus Am Schwindelbaum. „Neue Mitspieler oder Gäste sind uns immer willkommen“, sagt der organisatorische Leiter Gerd Schüle.
Am Sonntag, 11. März, um 18 Uhr lädt das Orchester zum alljährlichen Frühjahrskonzert ins Bernhardushaus ein.
Mehr unter www.mo-bretten.de

Mehr Beiträge und Bilder auf unserer Themenseite In Bretten zuhause

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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