Musik, die im gegenwärtigen Moment entsteht, einzigartig und unwiederholbar, nur darauf kommt es dem Pianisten Grigory Sokolov an. Er hat kein Interesse daran, Studioaufnahmen zu machen oder mit Orchestern oder Kammermusik-Ensembles zu spielen. Stattdessen vertieft er sich in seine Recital-Programme. Am Sonntag, 5. November, um 19 Uhr spielt er im Festspielhaus Baden-Baden Klaviersonaten von Beethoven und Haydn.
Baden-Baden (pm) „Man braucht Stunden, um ein Instrument zu verstehen, denn jeder Flügel hat seine eigene Persönlichkeit“, sagt Grigory Sokolov, „schließlich sollen wir am Ende zusammen Musik machen.“ Sokolov, der vor seinen Konzerten jeden Steinway-Techniker an den Rand seiner Möglichkeiten bringt und die Seriennummern aller Flügel auswendig kennt, die er jemals gespielt hat, ist einer der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit. Während er kleineren Werken voller Brillanz und Witz Geist einzuhauchen versteht, gelingt es ihm, das klassisch-romantische Repertoire jenseits des objektiven Zeitflusses zu zelebrieren.
Klaviersonate von Beethoven im Gepäck
In Baden-Baden begeisterte der Virtuose zuletzt 2016 mit Werken von Mozart und Schumann – sowie mit zahlreichen Zugaben: Er ist bekannt dafür, nach dem regulären Programm viel Zeit aufzubringen, um sich beim Publikum zu bedanken. Am Sonntag, 5. November, um 19 Uhr hat der gebürtige Petersburger Beethovens kantable Klaviersonate e-Moll op. 90 im Gepäck, ein durchweg vokal empfundenes Werk von ebenmäßigem Charakter, dessen ausgeprägte Lyrik an die Musik Schuberts denken lässt. Einen deutlichen Kontrast hierzu bietet die zweite Beethoven-Sonate des Abends: die c-Moll-Sonate op. 111, Beethovens letztes Werk dieser Gattung. Der Kopfsatz ist ein letztes Beispiel für die heroische c-Moll-Stimmung, die der Komponist bereits zu seiner Sonate Pathétique, der Coriolan-Ouvertüre und zur Fünften Sinfonie inspiriert hatte. Viele Kommentatoren sahen in dem Werk ein Dokument des Abschieds: eine endzeitliche Musik, die zwischen Transzendenz und Vergeistigung changiert. Ein ideales Stück also für einen Künstler wie Sokolov, der stetig über die Vernunftsgrenzen des irdischen Daseins hinausstrebt.
In der ersten Hälfte des Abends widmet sich Grigory Sokolov drei Klaviersonaten aus Joseph Haydns mittlerer Schaffensperiode (Nr.32, Nr. 47 und Nr. 49). Das Besondere liegt hier in der Auswahl von Sonaten in Moll-Tonarten, die Haydn seltener verwendete, aber gerade darum besonders interessant sind.
Weitere Informationen: www.festspielhaus.de
Informationen und Eintrittskarten: Tel. 07221/3013101
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.