Leserbrief zum Interview mit Verkehrsminister Hermann: "Das ist nicht meine grüne Welt"

Bretten. Am 10. Januar war in der Brettener Woche das Interview mit Landes-Verkehrsminister Hermann zu lesen, in dem er sich zu umstrittenen Verkehrs-Themen äußert. Schon am 28. März 2016 war der Presse zu entnehmen, dass die Ortsumgehung der B 294 um Bretten in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurde. In der Folge wurde weiter berichtet, dass die jeweiligen Länder für ihre aufgenommenen Projekte Prioritätenlisten zu erstellen hätten. Am 27. Juni 2017 sagte mir dann Herr Oberbürgermeister Martin Wolff, dass die Priorisierung durch das Verkehrsministerium im Herbst 2017 erfolgen und bekannt gegeben würde, was jetzt erst in diesem Quartal geschehen soll.

Die Aussagen des grünen Verkehrsministers Winfried Hermann nun im Interview bei der Brettener Woche drängen mir den Verdacht auf, dass, wie schon einmal meines Wissens bei der vorangegangenen Rot-Grünen Landesregierung, die Straßenbaumaßnahmen so schleppend vorangebracht werden könnten, dass am Ende wieder nicht verbrauchte Fördermittel dem Bund zurückerstattet werden müssen.

Die Absicht von Minister Hermann, in den Städten Bus- und Bahnverkehr, Carsharing und Radwegenetze voranzutreiben, ist durchaus richtig und notwendig. Aber man darf nicht das Eine tun und das Andere lassen oder verschleppen. Wer keine ausreichende Straßen-Infrastruktur bereitstellt, schränkt nicht nur die Freiheit der Mobilität ein. Er zwingt auch immer mehr Menschen, ihre Waren nicht mehr im Einzelhandel, sondern nur noch online zu besorgen. Dies schadet nicht nur der Einzelhandelsstruktur, sondern produziert täglich vielleicht mehr gefahrene Autokilometer der Paket-Dienste im Lohndumping als die individuellen Kurzstrecken in die Kleinstadtzentren. Die von Herrn Hermann angesprochene neue Art der Mobilität macht im ländlichen Raum wenig Sinn.

Ein ergänzender, wichtiger Umwelt-Ansatz wäre meines Erachtens die Förderung von Fabriken an unseren Küsten, wo mit Offshore-Windenergie kostengünstig Wasserstoff hergestellt werden könnte. Mit dadurch deutlich verbilligtem Wasserstoff würde unsere Autoindustrie ihre (noch) Technologie-Vorsprünge bei der Herstellung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb und großer Reichweite ausbauen und diese Fahrzeuge zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten können. E-Autos mit Batterien können keine weltweite Zukunft für Langstrecken haben. Die Rohstoffe wie Lithium sind so begrenzt, dass sie sich schon schnell verteuern werden. Des Weiteren ist zu bedenken, dass zur Zeit erst bei etwa 100.000 Kilometer eine bessere Gesamt-Energiebillanz als bei Verbrennungsmotoren erreicht wird. Außerdem würde sich Deutschland im Gegensatz zu Wasserstoff bei Batterien schnell vom Ausland abhängig machen.

Es wäre also sinnvoll, für Wasserstoff-Fabriken eine Förderung zu fordern, statt für mehr Batterie-E-Mobile. Dies wäre eine viel effektivere grüne Umweltpolitik als Menschen mit dem Fahrrad oder vermehrt online einkaufen zu lassen. Wenn eine bauliche Innenverdichtung weiter forciert, dabei aber die Stellplatzverpflichtung reduziert und eine Ortsumgehung verhindert oder verschleppt wird, bedeutet dies in letzter Konsequenz, dass innerstädtische Straßen dem Wirtschafts- und Schwerverkehr überlassen werden und neben diesem von Jung und Alt fröhlich und „gesund” bei jedem Wetter geradelt wird. Das ist Lisas aber nicht meine grüne Welt.

Gunter Lange
Bretten

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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