„Einfach Rucksack auf und los“ - Brettenerin reist als Backpackerin durch Asien

Foto: Stephanie Wölfl
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Ihre Liebe zum Reisen hat Stephanie Wölfl aus Bretten vor einigen Jahren entdeckt. Nach ihrem Auslandssemester in Indonesien, war sie zehn Monate lang gemeinsam mit ihrem Freund in acht asiatischen Ländern unterwegs.

Wann hast du deine Liebe zum Reisen entdeckt?
Meine Eltern sind vor einigen Jahren nach Malta ausgewandert und obwohl ich ständig zwischen Malta und Deutschland hin- und hergependelt bin, war es ein tolles Gefühl, das Land nicht nur als Tourist, sondern als Einwohner kennenzulernen.

Du hast einen Blog über deine Reiseerlebnisse geführt. Wie kam diese Entscheidung?
Das war für meine Familie und Freunde, vor allem für meine Uroma. Sie hat kein Handy und so konnte ich sie auf dem Laufenden halten. Aber ich wollte nie ein berühmter Reiseblogger werden. (lacht)

In deinem Blog schreibst du darüber, dass du zu Beginn deiner Reisen unter Flugangst gelitten hast. Wie bist du diese losgeworden?
Meine beste Freundin war für ein Jahr in Amerika und ich wollte sie unbedingt besuchen. Mir war aber klar, dass ich die Reise alleine machen muss und dass mir keiner auf dem 8 Stunden Flug die Hand hält. Es hat funktioniert. Zwar habe ich bei Start und Landung immer noch ein nervöses Kribbeln im Bauch, aber mittlerweile freue ich mich richtig aufs Fliegen. Denn es bedeutet, dass ich wieder in ein neues Abenteuer starte.

Wie hast du dich auf deine Reise vorbereitet?
Ich habe „International Business“ studiert und dort wird ein Auslandssemester vorgeschrieben. Ich hatte zum Glück genügend Zeit, mich finanziell vorzubereiten und habe während meines Studiums gearbeitet und in den Semesterferien Schichtarbeit gemacht. Das Geld habe ich dann auch auf ein Extrakonto gepackt, damit ich gar nicht erst in die Versuchung komme, es für einen anderen Zweck zu verwenden. Ich würde es auch wieder so machen und nicht während der Reise arbeiten. Denn in manchen Ländern darf man nur mit einem speziellen Visum arbeiten, welches auch Geld kostet. Außerdem steht man nicht so unter Druck, wenn doch mal Extrakosten anfallen. Natürlich hatte ich auch Heimweh nach meinem Freund und meiner Familie. Die Frage, die ich oft im Hinterkopf hatte, war: was ist, wenn etwas passiert und du bist nicht da? Ich hatte das Glück, dass ich einen großen Teil der Reise gemeinsam mit meinem Freund machen konnte und für die ganz großen Heimweh-Attacken gibt es ja Skype und WhatsApp.

Welche Tipps hast du für andere Reisende?
Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Ich habe eine richtige Budget-Backpackerreise gemacht. Das bedeutet, ich bin auch mal drei Kilometer in der prallen Sonne gelaufen, um das Geld für ein Tuk-Tuk zu sparen. Manchmal habe ich aber auch gedacht: Meine Güte Steffi, hättest du doch jetzt die 2€ für das Tuk-Tuk bezahlt. Aber in Asien bedeuten 2€ viermal Mittagessen. Und ein ganz spezieller Tipp für Asien: nicht zu viel durchplanen. Es kommt immer anders als man denkt.

Warum hat es dich unbedingt nach Asien gezogen?
Ich wollte schon immer nach Asien. Mein Freund und ich haben auch überlegt, ob wir noch weiter nach Südamerika reisen, aber letztendlich wären die Kosten zu enorm gewesen. Asien ist einfach sehr günstig zum Herumreisen.

Welche Erfahrungen hast du während deines Auslandssemesters in Bandung/Indonesien gemacht?

Sowohl negative als auch positive. Bandung ist nicht an Touristen gewöhnt und ich bin dort mit meinem europäischen Aussehen aufgefallen wie ein bunter Hund. Auf dem Weg von meinem Wohnheim zur Uni musste ich immer an der gleichen Gruppe Männer vorbei, die mich sehr erniedrigend behandelt haben. Ich habe wirklich versucht keine Aufmerksamkeit zu erregen, habe Schultern und Knie bedeckt, meine Haare zusammengebunden und auf Schminke verzichtet, aber trotzdem wurde ich so behandelt. Die Uni war Chaos pur. Ich bin morgens um 6 Uhr aufgestanden, um pünktlich dort zu sein und der Professor kam entweder gar nicht oder viel zu spät. Dann wurden die Vorlesungen oft auf Bahasa, also auf Indonesisch, abgehalten und nicht wie angekündigt auf Englisch. Positiv war das Essen, ich habe auch tolle Einheimische kennengelernt und die Natur ist wunderschön. Ich sage gerne: es war nicht nur schlecht, aber es hätte besser laufen können.

Gab es auch mal Momente, wo du dich nicht sicher gefühlt hast?
Ich habe mich nie unsicher gefühlt. Die Leute sind sehr offen und freundlich. Es gab nur eine Situation. Das war an Silvester in Kuala Lumpur. Man muss wissen, dass die Asiaten sehr aufdringlich sind, was Fotos angeht, gerade wenn man europäisch aussieht. Mein Freund und ich wollte uns nur das Feuerwerk anschauen, als wir von einem Vater mit seinem Sohn angesprochen wurden, ob er Fotos mit uns machen kann. Wir haben zugestimmt, aber plötzlich hat mir der Vater unters Kleid gefasst. Da war ich echt fassungslos und wütend.

Du bist gemeinsam mit deinem Freund gereist. Gibt es Unterschiede zwischen alleine reisen und zu zweit reisen?

Das ist ein sehr großer Unterschied. Wenn du alleine reist, musst du die Entscheidungen treffen, alles organisieren. Es ist egal, ob du jetzt einen schlechten Tag hast, du musst weitergehen. Aber wenn du jemanden dabeihast, dann motiviert man sich gegenseitig, trifft gemeinsame Entscheidungen und bespricht die nächsten Ziele. Ich persönlich fand das Reisen zu zweit besser.

Welche Abstriche muss man als Backpacker machen?
Natürlich muss man auch mal in einem Mehrbettzimmer übernachten. Das kann gut oder schlecht laufen. Manchmal hat man Zimmergenossen, die wenig Rücksicht auf andere nehmen. Wir hatten auch mal ein Zimmer mit Schimmel an den Wänden. Was das Essen angeht, sind wir selten in Restaurants gegangen, um Geld zu sparen. Wir haben oft bei sogenannten Warungs, also Imbissständen, gegessen. Oft gab es auch Kommunikationsschwierigkeiten, denn nicht alle Teile in Asien sind für Touristen ausgelegt und deswegen sprechen viele auch kein Englisch. Natürlich sieht es auf den Bildern immer nach Dauerurlaub aus, aber ich war auch oft an dem Punkt, wo ich einfach nur nach Hause fliegen wollte. Am nächsten Tag habe ich meine Meinung aber wieder geändert. (lacht)

Welches Land hat dich auf deiner Reise am meisten fasziniert?
Kambodscha. Wir haben am Anfang sehr geteilte Meinungen von anderen Backpackern über Kambodscha gehört. Die einen waren begeistert, die anderen entsetzt. Wir haben uns dann dazu entschlossen unsere eigenen Erfahrungen zu machen. In Kambodscha haben wir die freundlichsten Menschen in ganz Asien getroffen. Das Essen war der Wahnsinn, die Preise top, die Hostels fantastisch.

Und andersherum gefragt: welches Land hat dich am meisten enttäuscht?
Eindeutig Vietnam. Wir hatten uns eigentlich sehr darauf gefreut und ich kann auch nicht sagen, woran es genau lag. Letztendlich war es wohl eine Anhäufung von kleinen Sachen. Das Essen war nicht gut und oft das gleiche, die Menschen waren zum Teil sehr unhöflich, wir wurden oft abgezockt. Natürlich haben wir auch schöne Erfahrungen gemacht und die Sehenswürdigkeiten waren toll, aber letztendlich war es eine Zeit- und Geldverschwendung.

In Thailand hast du freiwillig im Elephants Nature Park mitgearbeitet. Was genau hat es damit auf sich?

Das ist eine Elefanten Sanctuary. Aber eine richtige, dass muss ich erwähnen. Die Elefanten dürfen dort machen, was sie wollen, sie werden nicht geritten oder sonst irgendwie für Unterhaltungszwecke missbraucht. Das war wirklich eine sehr intensive Woche. Jeder Elefant, der dort hinkommt hatte ein schlimmes Leben und was mich sehr bestürzt hat, ist, dass sehr viele Touristen davor die Augen verschließen, sich einfach auf so einen Elefanten setzen, der den ganzen Tag nichts zu essen oder zu trinken bekommt. Meiner Meinung nach, hat jeder Tourist eine Verantwortung dafür, dieses Geschäft nicht zu unterstützen – die Tiere leiden und das sollte jedem bewusst werden. Ein großer Traum von mir ist es, irgendwann nach Bali zu ziehen und dort meine eigene Sanctuary zu eröffnen.

Du bist seit Ende Mai wieder daheim. Konntest du dich leicht wieder einleben?

Ich bin noch nicht wirklich angekommen. Mir war bewusst, dass es Zeit ist zurückzukehren, aber ich war noch nicht bereit. Natürlich war es sehr schön, alle wiederzusehen. Ich habe mir aber auch nicht die Zeit gegeben, wieder anzukommen, sondern habe mich gleich in die Arbeit gestürzt. Das war ein Fehler.

Du bist auf eigene Faust gereist ohne Agentur. Eine Sache, die du empfehlen würdest?
Für Au-pair und Work&Travel würde ich auf jeden Fall eine Agentur empfehlen. Wenn man es aber so macht wie ich, einfach Rucksack auf und los, dann alleine. Ich war auch kein Profi, aber man lernt jeden Tag dazu. Besonders die Asiaten sind sehr freundlich und hilfsbereit.

Wie würdest du sagen, hat dich das Reisen persönlich verändert?
Ich bin selbstbewusster geworden und habe einen neuen Blick auf die Welt gewonnen. Ich war zwar schon immer sehr bewusst unterwegs, aber jetzt ist es extremer geworden.

Welche Länder stehen noch auf deiner Wunschliste?

Wieder nach Indonesien, oder wenn wir einen neuen Kontinent in Betracht ziehen, auf jeden Fall Südamerika.


Das Interview führte Deborah Ravell

Autor:

Deborah Ravell aus Bretten

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