Zwischen Aktualität der Zeit und Historienmalerei 2.0 

"Identitäre 1 - Martin Sellner, Österreich" (2017, Öl auf Baumwolle, 160 x 200 cm) | Foto: Natalia Gette
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  • "Identitäre 1 - Martin Sellner, Österreich" (2017, Öl auf Baumwolle, 160 x 200 cm)
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Poetik und Politik passen wohl doch sehr gut zusammen. Genauso wie Flucht und Vertreibung. Vergangenen Freitag wurden diese kontroverse Punkte zur gesprochenen beziehungsweise dargestellten Materie in der Vernissage "Fluchtkorridor 2", welche in der Sparkasse am Engelsberg, Bretten, stattfand.

Bretten (ng) "Fluchtkorridor 2" beschäftigt sich Thematisch mit Macht und Vertreibung, mit Männern in Krawatten und DA-DA-artigen Ausschnitten aus diversen Zeitschriften. Sie beschäftigt sich mit Prototypen der Zerstörung und den Mechanismen der (falschen) heilen Welt. Dies alles zeigt Kille in seiner Ausstellung. 

Der Künstler schreibt seinen Codex - das Auditorium entschlüsselt ihn

Killes Ausdruck findet durch Öl und mehrfaches, grobes Bespachteln auf übergroßen Leinwänden Platz. Kräftige Farben und die Übergröße scheinen den Betrachter anzuschreien: "Sieh nicht weg!" Killes Arbeitsweise wirkt durch seine spezielle Arbeitsweise und die Farbwahl beinahe aggressiv und zerstörerisch, eben so, wie sein Sujet. Unter anderem lassen sich bizarre Frazen à la Trump oder Erdogan erkennen. Sie debattieren und schreien sich an. Dies könnte sich als Metapher für ihre Diplomatie, hinter der sie sich in ihren feinen Kostümen verkleiden, um ihr Marketing zu verkaufen: Die Weltrettung.

Kille erschafft einen politischen Manierismus der Moderne

Der Betrachter ist im ersten Moment überfordert von der Bildgröße und wie allein gelassen mit der Intensität der Kunstwerksaura. Der Künstler zeigt keine naiven, romantischen Momentaufnahmen, sondern stellt ein kaltes, realistisches Weltbild dar. Ist das nicht der Inbegriff von guter Kunst, Abstoßung? Ist das Auditorium von der Künstlerbotschaft gepackt, wird es von ihr verfolgt. So vollendet der Betrachter das Kunstwerk: Durch Abstand zum Kunstwerk und Abstand zur Politik. "Denn Abstand bietet genug Raum für die Ausstellungskraft und das Auseinandersetzen mit kontroversen Gesellschaftsstrukturen", so Thomas Lindenmann, Verleger, Vorsitzender Börsenverein des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg in seiner Vorrede.

Rebellion und Retrospektive

Kunst war schon immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und schon immer ein Spagat zwischen Zeitgeschichte und Wortakrobatik. Kille teilt seine karikaturhaften, politischen Ansichten in Form seiner Gemälden. Es fand Austausch und Dialog statt.

Dass die Sparkasse als Ausstellungsraum für den "Fluchtkorridor 2" gewählt worden ist, ist vielleicht Teil des Konzepts, vielleicht auch nicht. Die Entscheidung kann der Betrachterinterpretation überlassen werden.

Kille wohnt und arbeitet in Oberderdingen.

Weitere Ausstellungsdaten:
Fluchtkorridor 1
15.09. bis 21.10.2018 
Kunstverein Offenburg, e.V.,
Kulturforum an der Weingartenstraße
Amand-Goegg-Straße 2, 77654 Offenburg

Fluchtkorridor 2 
18.10. bis 17.11.2018
Sparkasse Bretten (Engelsberg 6-8, 75015 Bretten) und Kunstverein Bretten (Beyle-Hof, Sporgasse 8),

Fluchtkorridor 3 
17.11.2018 Vernissage 18 bis 20 Uhr
Atelier Harald Kille (Haustraße 3/1, 75038 Oberderdingen)

Autor:

Natalia Gette aus Bretten

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