„Integration ist Begegnung“: Heidi Veith hilft Flüchtlingen bei der Integration in die deutsche Gesellschaft

Heidi Veith – hier im Gespräch mit Azra Zuka aus dem Kosovo – findet den Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen bereichernd. | Foto: gh
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  • Heidi Veith – hier im Gespräch mit Azra Zuka aus dem Kosovo – findet den Austausch mit Menschen aus anderen Kulturen bereichernd.
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Was motiviert Menschen in Bretten und Umgebung, sich ehrenamtlich zu engagieren? In loser Folge lassen wir Frauen und Männer aller Generationen zu Wort kommen, die sich in ihrer Freizeit für andere Menschen einsetzen. Heute geht es um Heidi Veith, die sich im Café International um Flüchtlinge kümmert.

Bretten (gh) Seit vier Jahren macht Heidi Veith intensiv Flüchtlingsarbeit und ist immer noch sehr engagiert. Aber auch schon vor 20 Jahren hat sie in der Hausaufgabenhilfe des Jugendhauses Migrantenkinder betreut. Aktuell ist das Café International ihr Lieblingsprojekt, das gerade sein einjähriges Bestehen feiern konnte.

Erst durch miteinander Reden wird Integration möglich

Das Café findet immer freitags von 16 bis 18.30 Uhr im Vereinsgebäude der Vereinigung Alt-Brettheim am Kirchplatz statt. Hier treffen sich vor allem geflüchtete Menschen mit ehrenamtlichen Helfern und gelegentlich auch mit interessierten Besuchern. „Es ist wichtig, dass diese Menschen hier ein friedliches und freundliches Miteinander erleben dürfen“, sagt Heidi Veith. Man müsse den einzelnen Menschen mit seiner Geschichte sehen und dürfe ihn nicht auf seine Nationalität reduzieren. „Wenn ich mit Geflüchteten nicht kommuniziere, kann sich nichts entwickeln. Nur wenn wir miteinander reden, entsteht Beziehung und dadurch wird Integration möglich“, begründet Veith ihr ehrenamtliches Engagement.

Austausch mit anderen Kulturen bereichert

Als Jugend- und Heimerzieherin ist sie hauptberuflich in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen tätig. Auch dort geht es um Menschen. Auf die Frage, ob ihr so viel Hilfe nicht manchmal zu viel wird, bleibt sie gelassen: „Es ist sehr bereichernd und spannend, sich offen mit anderen Kulturen und Lebenserfahrungen auszutauschen.“ Ihre Grundmotivation beschreibt sie so: „Ich will mich so verhalten, wie ich auch von anderen behandelt werden möchte.“ Man könne nicht von anderen Integration erwarten und selbst nichts dafür tun. „Integration ist Begegnung“, sagt sie. Das gehe nur beidseitig.

Viele Geflüchtete wollen, aber dürfen nicht arbeiten

Zum einjährigen Geburtstag des Café International hat das Netzwerk Flüchtlinge in Bretten ein „Himmlisches Fest“ gefeiert und natürlich war Heidi Veith dabei. Sie strahlt die Menschen an, redet mit ihnen trotz Sprachproblemen und baut so mit an einer Gemeinschaft, in der sich jeder akzeptiert fühlen kann. „Das kostet zwar manchmal Kraft,“ sagt sie, „macht aber viel Spaß, und ich bekomme sehr viel zurück – wie auch in meiner beruflichen Tätigkeit.“ Sie freue sich über die große Gemeinschaft im Netzwerk. „Da arbeiten ganz viele sehr gut zusammen“. Und sie bewundere die Gastfreundschaft der Migranten, die sie immer einladen. „Eigentlich wollen alle arbeiten und ihren Beitrag leisten, viele Geflüchtete dürfen es aber nicht.“

Mitarbeit am Runden Tisch für Integration

Heidi Veith arbeitet auch im Rathaus Bretten bei verschiedenen Arbeitsgruppen des „Runden Tischs für Integration“ ehrenamtlich mit und erlebt diesen Kreis als wirklich gute Sache für die ganze Stadt - mit Begegnung auf Augenhöhe. Die gesellschaftliche Diskussion um die Migration findet sie überhitzt. „Es ist doch offensichtlich, wie eng wir inzwischen miteinander verwoben sind, und dass es gar nicht anders geht, als einfach das Zusammenleben gut zu gestalten.“

Beinahe alles hingeschmissen

Auf die Frage nach dem schwersten Erlebnis muss sie nicht lange überlegen und nennt den Abschied von einer Roma-Familie aus dem Kosovo, die überraschend abgeschoben wurde. „Die elfjährige Giyla war ein sehr sympathisches Kind und war mir und meiner Enkeltochter sehr ans Herz gewachsen“, sagt Veith sichtlich berührt und ergänzt: „Der plötzliche Beziehungsabbruch war hart, da hätte ich fast alles hingeschmissen.“ Manchmal spüre sie, dass sie auch nicht allen gleichzeitig helfen kann und auch Zeit für sich und ihre Töchter und Enkelkinder braucht, um zu regenerieren. Sie wünscht sich, dass noch viel mehr Menschen im direkten Kontakt Integrationshilfe anbieten, damit ein gutes Miteinander entstehen kann.

Kontakt für Interessierte

Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit im Café International oder allgemein im Brettener Netzwerk Flüchtlingshilfe interessiert, kann sich unter Telefon 07252/84962, E-Mail HeidiVeith@t-online.de melden.

Mehr zum Thema Ehrenamt finden Sie auf unserer <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://kraichgau.news/themen/ehrenamt.html">Themenseite</a>

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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