Auch nach Strategiepapier-Beschluss: Caritas hält an Schließungskonzept fest

Das Mellert/Fibron-Areal in Bretten soll in ein Urbanes Gebiet umgewidmet werden.
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Über die katholische Altenhilfe in Bretten gibt es weiterhin viele Diskussionen. Jörg Biermann, Fraktionssprecher der „aktiven“ im Gemeinderat, kritisiert, dass die Caritas trotz Verabschiedung des Strategiepapiers durch den Gemeinderat weiter an der Abwicklung ihrer Dienste festhält. Die Vorstandsvorsitzende der Caritas Ettlingen, Yvonn Hürten, bestätigt und rechtfertigt die Fortführung des Schließungskonzepts gegenüber der Brettener Woche.

Bretten (swiz) Der Fraktionssprecher der „aktiven“ im Gemeinderat, Jörg Biermann, kritisiert, dass das durch den Gemeinderat am 30. November verabschiedete Strategiepapier (wir berichteten) „Sicherung der katholischen Altenhilfe am Standort Bretten“ keine Wirkung entfalte. „Die Caritas Ettlingen wickelt weiter auch die Dienste ab, die eigentlich nichts mit der Situation ‚St. Laurentius‘ zu tun haben“, erklärt Biermann. Er habe bereits in der Gemeinderats-Sitzung vom 30. November die Unverbindlichkeit des sogenannten Strategiepapiers zwischen Stadt, Katholischer Kirchengemeinde und Caritas Ettlingen kritisiert, so Biermann. Daher habe er dem Papier auch nicht zugestimmt. Weiter sei in der Vorlage zum Ausdruck gebracht worden, dass Schließungen und Entlassungen unterbleiben würden, wenn der Rat bis zum 30. November den Vorstellungen des Caritasverbandes Ettlingen folge. Was die Mehrheit dann ja auch getan habe (wir berichteten). „Ich hatte ausdrücklich gefragt (in der Sitzung des Gemeinderats; Anm. d. Red.), ob dies auch für ‚Essen auf Rädern‘ und für die Tagespflege gilt, da diese als separate Dienste geführt werden. Von Seiten der Verwaltung wurde dies bejaht und man wolle sich nochmals darum kümmern.“ Nun könne er, nach persönlichen Erkundigungen, bestätigen, „dass ‚Essen auf Rädern‘ Ende März geschlossen wird, dies gilt auch für die ‚Tagespflege‘. Entsprechende Schreiben ging an die Betroffenen“, so Biermann.

„Es bleibt bei der Abwicklung des Schließungskonzepts“

Mit Unverständnis reagiert die Vorstandsvorsitzende der Caritas Ettlingen, Yvonn Hürten, gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news auf die Kritik von Seiten Biermanns. „Das Schließungskonzept (wir berichteten) wird von uns ohne Einschränkung weiterverfolgt.“ Dies bedeute auch, die Einstellung des Angebots „Essen auf Rädern“ zum 31. März 2018 und die Einstellung der Tagespflege zum 30. September 2018. „Wir haben die Bestandsimmobilie in der Apothekergasse noch bis zum 31. Dezember 2018 gepachtet. Zu diesem Zeitpunkt wird nach derzeitigem Stand die Immobilie an den Eigentümer (die Katholische Kirchengemeinde; Anm. d. Red.) übergeben“, sagt Hürten. Da an die Bestandsimmobilie aber alle anderen Dienste, etwa die Frischeküche für „Essen auf Rädern“ und auch die Räume für die Tagespflege angedockt seien, würden auch diese abgewickelt. „Wo soll ich das betreiben, wenn die Räume weg sind“, so Hürten. Anderslautende Erklärungen könne sie daher nicht nachvollziehen. Das beschlossene Strategiepapier sei zwar nicht völlig wertlos, so Hürten. „Es hat meiner Meinung nach aber eher die Aufgabe, den Konflikt zu befrieden.“ Darüber hinaus habe das Papier keinerlei juristische Verbindlichkeit. Daher bleibe es laut Hürten bei ihren schon früher gemachten Aussagen: „So lange wir keinen Erbpachtvertrag für das Altenheim-Neubau-Grundstück auf dem Mellert/Fibron-Areal sowie eine rechtlich einwandfreie und schriftliche Zusage über das Baurecht auf dem Areal zur Unterschrift vorliegen haben, bleibt es bei der Abwicklung des Schließungskonzepts.“

Viele Kündigungen von Mitarbeitern und Bewohnern

Die Umsetzung des Schließungskonzeptes zeigt dabei auch schon die ersten Konsequenzen. So werden laut Hürten nach derzeitigem Stand, im Februar 2018 von den ursprünglich 155 Mitarbeitern noch 93 im Altenpflegeheim St. Laurentius beschäftigt sein. Es sei aber wohl damit zu rechnen, dass es zu weiteren Kündigungen käme. „Viele Mitarbeiter bitten derzeit um Auflösung ihres Vertrages“, so Hürten. Für einen gesicherten Betrieb bräuchte Hürten allerdings fachübergreifend mindestens 100 Mitarbeiter. Dies gelte auch dann, wenn das Altenpflegeheim als Übergangsheim während der Neubauzeit auf dem Mellert-Fibron genutzt werde. „Kündigungen“ gibt es aber auch bei den Bewohnern des Heims in der Apothekergasse. „Wie es im Moment aussieht, sind im Februar 2018 noch 55 Bewohner im Heim“, so Hürten.

„Würden uns an Lärmschutzkosten beteiligen“

Trotz des Gemeinderatsbeschluss zur Billigung des Vorentwurfs zur Umwidmung des Mellert/Fibron-Areals vom Gewerbegebiet in ein Urbanes Gebiet, das auch den Bau eines Altenheims erlauben würde, bezweifelt Biermann den grundsätzlichen Willen der Caritas für einen Neubau auf dem Areal. Er stellt daher die Frage an Oberbürgermeister Martin Wolff, ob sich die Verwaltung, überhaupt noch sicher sei, dass der Caritasverband Ettlingen weiter am Neubau auf dem Mellert/Fibron-Areal verbindlich festhalte wenn diese wegen der Lärmsituation eventuell umplanen müsse, selber teure Lärmschutzkosten tätigen müsse und sich darüber hinaus noch an den Kosten für die Lärmschutzwand beteiligen müsse. Man habe die Planungen und auch die Kosten für den Lärmschutz an einem möglichen Neubau auf dem Mellert/Fibron-Areal bereits angepasst, entgegnet Hürten. Auch an den Bau-Mehrkosten durch die Umlage der Kosten der Lärmschutzwand werde man sich beteiligen, betont die Vorstandsvorsitzende.

Geäußert hat sich Hürten gegenüber der Brettener Woche auch zur möglichen Beraterrolle der Caritas beim Konzept des „Vier-Säulen-Modells“ im derzeitigen Altenpflegeheim St. Laurentius. „Auf dieses Angebot gab es bisher weder eine positive noch negative Rückmeldung.“ Ob die Caritas als Betreiber der zukünftigen Angebote zur Verfügung stehe, lässt Hürten offen. Spekulationen wonach dies schon feststehe, erteilt sie eine Absage.

Das Mellert/Fibron-Areal in Bretten soll in ein Urbanes Gebiet umgewidmet werden.
Viele Diskussionen gibt es um die Folgenutzung des bestehende Altenheims St. Laurentius in der Apothekergasse in Bretten.
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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