„Gesundheitszentrum ist Mehrwert für die Innenstadt“

Oberbürgermeister Martin Wolff

Interview mit Oberbürgermeister Martin Wolff zur Entwicklung des Sporgassenareals

Bretten. (gm) Die Entwicklung des Sporgassenareals bewegt zur Zeit die BürgerInnen. Nach dem vorgelegten Plan soll der Sporgassenparkplatz mit einem Gesundheitszentrum/Ärztehaus und einem Parkdeck bebaut werden. Was war der Ausgangspunkt für diese Lösung?
Aus Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern weiß ich, dass die ärztliche Grundversorgung ein sehr wichtiges Thema ist. Bretten braucht heute und in Zukunft eine gute ärztliche Versorgung, um insbesondere auch dem Anspruch als Mittelzentrum gerecht zu werden. Wir haben die örtlichen Ärzte über ihre Vorstellung einer positiven künftigen Entwicklung befragt. Das deutliche Fazit der war der Wunsch nach einem Gesundheitszentrum in der Mitte der Kernstadt..

Handelt es sich bei einem Gesundheitszentrum nicht nur um eine Verlagerung medizinischer Kompetenzen?
Das kann ich verneinen! Denn das Gesundheitswesen unterliegt einem Wandel und die Praxen brauchen Raum zur Entwicklung. Mit einem zentralen Gesundheitszentrum sorgen wir dafür, dass diejenige Ärzte, die aktuell ihren Sitz in Bretten haben, auch in unserer Stadt bleiben. Und einige Ärzte brauchen dringend moderne und zukunftsfähige Praxen. Daher ist dieser Schritt eine Präventivmaßnahme zur mittel- und langfristigen Sicherung unserer medizinischen Kompetenz und umfassenden medizinischen Versorgung in Bretten.

Von vielen wird ein Gesundheitszentrum grundsätzlich bejaht, der vorgeschlagene Standort aber in Frage gestellt?
Mir ist wichtig, dass mit der Entwicklung eines Gesundheitszentrums ein Mehrwert für unsere Innenstadt und dem dort ansässigen Einzelhandel Hand in Hand geht.. Die Entwicklung der Pläne auf dem Sporgassenplatz hat sich da förmlich aufgedrängt. Der Vorschlag der Firma Mayer zu einem Gesundheitszentrum mit rund zehn Praxen und flankierenden Gesundheitsfachgeschäften verspricht ein tägliches Plus von 800 Menschen für unsere Innenstadt. Die Tatsache, dass die Firma Mayer bereits einige Projekte dieser Art im Umland erfolgreich umgesetzt hat und bei ihrer Einschätzung auf entsprechende Erfahrung zurück greifen kann, bestärkt mich darin, dass diese Zahl belastbar ist.

Arztbesuch und Shoppingerlebnis – lässt sich das so ohne weiteres vereinen?
Wer offenen Auges schon einmal seine Sitznachbarn im Wartezimmer näher betrachtet hat, weiß, dass nicht jeder Arztbesucher sterbenskrank ist. Viele suchen ihre Ärzte routinemäßig ohne akute Leiden auf. Gesundheitsvorsorge nimmt heutzutage einen immer wichtigeren Stellenwert ein. In einer zunehmend alternden Gesellschaft ist darüber hinaus immer häufiger zu beobachten, dass zum Beispiel Senioren von Begleitpersonen zum Arzt gebracht werden. Auch diese Personen muss man bei der Betrachtung berücksichtigen.

Komplettiert werden soll das Areal mit einem Parkdeck im östlichen Abschnitt der Sporgasse. Ein positives Element in der Gesamtplanung oder eher eine „Bausünde“?
Das Parkdeck ist ein essentieller Bestandteil der Gesamtkonzeption. Es trägt einmal dem – vom Gesundheitszentrum unabhängigen – Wunsch nach mehr Parkraum Rechnung, zum anderen müssen wir natürlich auch den zu erwartenden Besuchern Parkraum zur Verfügung stellen. Wir wollen vor Ort 300 Parkplätze schaffen, die den Ausmaßen moderner PKW gerecht werden. Auch das Parkdeck will der Investor bauen und anschließend betreiben.

Warum aber keine Tiefgarage?
Selbstverständlich haben wir im Vorfeld auch die Option einer Tiefgarage geprüft. Die Herstellung eines unterirdischen Stellplatzes kostet aber gut das Doppelte bis Dreifache eines überirdischen Parkplatzes. Darüber hinaus hat uns die Entwicklung der Weißhofer Galerie gelehrt, dass unterirdische Parkplätze bei weitem nicht die Akzeptanz eines überirdischem, barrierefreiem Parkraums besitzen. Bei der Weiterentwicklung des Projekts werden wir mit dem Investor abklären, ob nicht teilweise Stellplätze, zum Beispiel für Dauerparker, auf einer Tiefebene untergebracht werden können. Letztlich sind wir als öffentliche Hand ganz besonders daran interessiert, Barrierefreiheit zu schaffen. Mit dem Parkdeck und einem integrierten Aufzug soll künftig auch ein barrierefreier Übergang von der Sporgasse zur Stadtparkhalle und der katholischen Kirche möglich sein. Das ist mit einer Tiefgarage nicht realisierbar

Wäre nicht eine weitere Belebung der Innenstadt durch zusätzlichen Einzelhandel oder Wohnbebauung an dieser Stelle naheliegender?
Die Option der Ansiedlung weiterer Einkaufsmöglichkeiten haben wir in den vergangen Jahren mit Ten Brinke in verschiedenen Variationen versucht. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen,dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Ansiedlung wie wir sie damals angedacht hatten schlichtweg nicht mehr umsetzbar sein wird.

Der Brettener Einzelhandel hat in jüngster Vergangenheit lautstark nach Unterstützung durch die Stadt gerufen. Was ist da überhaupt möglich?
Mein Wunsch ist es, den bestehenden Einzelhändlern der Innenstadt und auch der Weißhofer Galerie den Rücken zu stärken, indem der Parkplatz als „Brachfläche“, die keine eigene Frequenz generiert, zu entwickeln, um unseren innerstädtischen Handel zu unterstützen und zu stabilisieren. Im Gegensatz zu manchen konzeptionellen Luftschlössern bringt uns das Gesundheitszentrum schnelle, echte und verlässliche Frequenz auf Dauer. Denn aller Digitalisierung zum Trotz wird auch der Arztbesuch in Zukunft nicht online stattfinden können. Außerdem wollen wir uns nach der haushaltsmäßigen Freigabe von Mitteln für einen Citymanager mit den örtlichen Einzelhändlern über das konkret weitere Vorgehen austauschen und „Nägel mit Köpfen“ machen.

Informiert die Stadt ihre BürgerInnen über die Pläne und das weitere Vorgehen?
Ich habe eine Bürgerinformation anberaumt, in deren Rahmen wir das Projekt und das weitere Vorgehen vorstellen wollen. Diese findet am Donnerstag, 18. Februar, um 19 Uhr im Hallensportzentrum „Im Grüner“ statt. Es würde mich freuen, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihre Gedanken zu diesem Thema zu kommunizieren. Darüber hinaus haben wir Bilder und Skizzen des Projektentwurfs im Foyer des Rathauses ausgehängt.

Ist mit einer Realisierung der Pläne das Peter-und-Paul-Fest in der Sporgasse „gestorben“?
Ganz und gar nicht. Zwischen dem Gesundheitszentrum/Ärztehaus und dem Parkdeck soll in städtischer Entwicklung ein öffentlicher Platz entstehen, auf dem nicht nur an Peter-und-Paul, sondern das ganze Jahr Veranstaltungen, Märkte und anderes mehr durchgeführt werden können. Diesen Platz wollen wir so groß wie möglich planen. Sobald die Größe feststeht, werden wir uns mit der Vereinigung Alt Brettheim zusammensetzen und gemeinsam die künftigen Möglichkeiten für das Peter-und-Paul-Fest ausloten. Auch der Wochenmarkt kann auf diesem Platz seinen Ausweichstandort finden, wenn der Marktplatz, wie zum Beispiel. beim Weinmarkt, bei Bretten live oder dem Weihnachtsmarkt, belegt ist.

Gibt es einen Zeitplan?
Wenn der Gemeinderat seine Zustimmung gegeben hat, könnte bereits im Juli mit dem Parkdeck begonnen werden. Bevor Parkplätze durch das Gesundheitszentrum/Ärztehaus wegfallen, müssen neue und zusätzliche gebaut werden. Wenn alles glatt läuft, müsste das Parkdeck im Laufe des zweiten Quartals 2017 nutzbar sein. Direkt im Anschluss kann dann das Gesundheitszentrum/Ärztehaus gebaut werden, es folgt dann der städtische Platz.

Wenn Sie mehr zum Gesundheitszentrum lesen möchten, klicken Sie einfach auf unsere Themenseite

Autor:

Gabriele Meyer aus Bretten

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