Mehr Baden-Württemberger von Armut bedroht als vor zehn Jahren

Trotz guter Konjunktur hat sich die soziale Schere auch im wohlhabenden Südwesten weiter geöffnet. Der Anteil armutsgefährdeter Menschen ist in den vergangenen zehn Jahren größer geworden.

Wiesbaden/Stuttgart (dpa/lsw) In Baden-Württemberg sind mehr Menschen von Armut bedroht als noch vor zehn Jahren. Der Anteil der Bürger, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen, lag im vergangenen Jahr bei 11,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das entspricht einer Steigerung um 1,2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2005.

Spitzenposition hat Bayern inne

Seine Spitzenposition im Jahr 2005 mit einer Quote von 10,6 Prozent verlor der Südwesten an Bayern. Das Nachbarland kam auf 11,6 Prozent und verschlechterte sich damit um lediglich 0,2 Punkte. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) betonte, die Landesregierung setze sich mit aller Kraft dafür ein, allen Menschen im Land die gleichen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Stärkster Anstieg in Nordrhein-Westfalen

Den stärksten Anstieg beim Anteil armutsgefährdeter Menschen verzeichnete Nordrhein-Westfalen im Zehn-Jahres-Vergleich: um 3,1 Prozentpunkte auf 17,5 Prozent. Dagegen verbesserte sich die Situation in den ostdeutschen Ländern geringfügig. Der bundesweite Wert lag bei 15,7 Prozent. Schlusslicht war Bremen mit fast einem Viertel Armutsgefährdeter.

Die Einkommens-Schwelle zur Armutsgefährdung ist in Baden-Württemberg am höchsten. Beim Einpersonenhaushalt lag sie 2015 bei 1033 (Bund: 942) Euro netto im Monat, bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2169 (Bund: 1978) Euro. Die Werte werden berechnet auf Basis des bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommens je Haushaltsmitglied. Damit wird der Umstand berücksichtigt, dass eine Familie sparsamer wirtschaften kann als eine Einzelperson.

Armut hat viele Gesichter

Armut hat nach Luchas Worten ganz verschiedene Gesichter und komplexe Ursachen. Deshalb müssten passgenaue Instrumente eingesetzt und dabei auch neue Wege beschritten werden. Einen besonderen Schwerpunkt lege er auf den Kampf gegen Kinderarmut. Dafür habe das Land mehr als 300 000 Euro bereitgestellt. Das Geld fließe in neuartige Ansätze in der Armutsprävention und -überwindung.

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Kraichgau News aus Bretten

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