Ortsvorsteher greift Oberbürgermeister scharf an

Aaron Treut (rechts) hat Vorwürfe gegen OB Martin Wolff wegen dessen Hochwasserschutzmaßnahmen erhoben.
  • Aaron Treut (rechts) hat Vorwürfe gegen OB Martin Wolff wegen dessen Hochwasserschutzmaßnahmen erhoben.
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Aaron Treut, Ortsvorsteher in Ruit, wirft Martin Wolff, Oberbürgermeister von Bretten, schwere Versäumnisse beim Hochwasserschutz in Ruit vor

Bretten (swiz) Es waren schlimme Bilder, die in Ruit vergangene Woche zu sehen waren. Überschwemmte Straßenzüge und Keller sowie Matsch überall. Enttäuscht und verärgert hat sich nun der Ruiter Ortsvorsteher Aaron Treut über das Hochwassermanagement von Oberbürgermeister Martin Wolff geäußert und diese Verärgerung in scharfe Vorwürfe verpackt. Man müsse an den OB die Frage stellen, welche Maßnahmen zum Hochwasserschutz in den letzten drei Jahren wirklich umgesetzt oder bewilligt wurden. "Die Antwort dürfte recht ernüchternd und die Aufzählung sehr überschaubar bleiben. Außer zu prüfen, ist hier empfindungsgemäß nämlich nicht viel passiert. Seit fast drei Jahren hört man Entschuldigungen und erfährt eine Verzögerungstaktik, die mit ‚Keine Schnellschüsse machen‘ begründet wird“, beklagt Treut. Helfen könne dies den Menschen in Ruit aber nicht. So seien diesmal 18 Häuser und Grundstücke vom Hochwasser heimgesucht worden. Mindestens ein Drittel hätte man durch geeignete Maßnahmen retten können.

"Viel zu lange nichts passiert"

Wie diese Maßnahmen aussehen könnten, erklärt Treut ebenfalls. So sei bereits in der Vorstellung der Hochwasserkonzeption für Bretten und Region durch das Ingenieurbüro Wald & Corbe am 23. Oktober 2013 im Gemeinderat eine Dammerhöhung am Einlaufbauwerk der Bachverdolung in Ruit für 30.000 Euro vorgesehen gewesen. „Diese wurde in den Maßnahmenplan auch aufgenommen. Um diese Maßnahme kostengünstig und schnell umzusetzen, habe ich am 5. Februar 2016, nachdem hier viel zu lange nichts passiert ist, den Antrag gestellt, dass der Erdaushub aus dem Ruiter Wohngebiet Am Knittlinger Weg ins obere Tal als Dammerhöhung eingebracht wird." Aber statt die Erde in Ruit zu behalten, sei sie weggegeben worden. In punkto Dammerhöhung soll laut Wolff nun jedoch etwas geschehen. In einer Stellungnahme gegenüber der Brettener Woche erklärte der Oberbürgermeister seine konkreten Pläne. „Wir wollen nicht einfach nur einen hohen Damm errichten, sondern mit genug Erdaushub das komplette Gelände erhöhen. Das schafft dann auch mehr Sicherheit.“

"Maßnahmen müssen fachmännisch geplant werden"

Er sei aber gegen ein alleiniges Vorpreschen von wenigen. „So eine Maßnahme muss fachmännisch geplant und gebaut werden, schon allein aus Gründen der Haftung“, so Wolff. Von Treut kritisiert werden auch die Äußerungen des Oberbürgermeisters am Katastrophenabend in Ruit selbst und in den Tagen danach: „Die Aussage, dass die Bürger zunehmend routinierter mit der Situation umzugehen wissen, ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Geschädigten." Diese Aussage habe in Ruit nach Bekanntwerden des Online-Interviews auf kraichgau.news bereits "für sehr viel Unmut gesorgt“, so Treut. Wolff widerspricht dieser Annahme Treuts klar und betont: „Ich bin bei der Aussage, dass etwas geschehen muss, völlig bei den Ruitern, und es wird auch etwas geschehen.“ So sei die Geländeerhöhung schon beim Fachamt der Stadt in Planung und werde schnellstmöglich umgesetzt.

"'Normaler' Hochwasserschutz hilft nur bedingt"

Man müsse sich, so Wolff, aber auch darüber im Klaren sein, dass man sich gegen solche neuerdings punktuell auftretenden Unwetter nur schwer schützen könne. "Der 'normale' Hochwasserschutz hilft bei solchen Starkregenereignissen manchmal nur bedingt. Trotzdem müssen wir das dringend Machbare umsetzen, wobei es einen umfänglichen Schutz nicht gibt", so Wolff. Sollten diese schnellen Maßnahmen nicht erfolgen, kündigt Treut eigene Schritte an.

Notfalls Alleingang in Ruit

Falls er bis zum kommenden Winter noch keine Umsetzung von Maßnahmen in Ruit feststellen könne, werde er in Abstimmung mit den übergeordneten Fachbehörden, dem Nabu und der Hilfe der Ruiter Bürger, "die geforderten Maßnahmen selbst umsetzen.“ Maschinen und Erde für den Dammbau wären in Ruit vorhanden. Das Budget für die Sonderhaushaltsmittel 2017 sollte für diese Maßnahme ausreichend sein, so Treut.

"Wir halten die Bachläufe sauber"

Ebenso sind laut Treut Pflegearbeiten an den Bachläufen notwendig. Wenn die Stadtverwaltung dort auf Verzögerungstaktik setze, müsse Ruit diese Taktik nicht mitgehen. "In diesem Fall wäre eine Beschwerde über den OB beim Regierungspräsidium wegen Untätigkeit zu prüfen." Wolff widerspricht in diesem Punkt energisch: „Wir halten die Bachläufe sauber. Das ist eine unserer Aufgaben und die erfüllen wir.“ Bei allem anderen müsse man eine Sache nach der anderen umsetzen. Widerspruch kommt von Wolff auch zu einem anderen Vorwurf Treuts. Dieser kritisiert, dass die Einrichtung eines Zweckverbands Hochwasserschutz zu lange hinausgezögert wurde und auch in der kommenden Gemeinderatssitzung lediglich beschlossen werde, ob man den Schutzverband überhaupt möchte: „Eine Umsetzung von Maßnahmen ist dann aber noch lange nicht erfolgt.“ Wolff dazu: „Es geht in der kommenden Sitzung um die Billigung des Entwurfs der Verbandssatzung. Wenn diese von den teilnehmenden Gemeinden beschlossen wird, kann der Zweckverband mit seinen Maßnahmen beginnen. Das sollte möglichst schnell gehen."

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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