Tübinger Modell für Mellert-Fibron-Areal in Bretten? - Ex-Stadtbaudirektor Gunter Lange favorisiert Städtebaumodell

Beispiel einer Bebauung nach dem Tübinger Modell.
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Bretten (kn/gl) In einem offenen Brief in der Brettener Woche vom 20. Juni hatte der ehemalige Stadtbaudirektor von Bretten, Gunter Lange, das „Tübinger Modell” für eine „nachhaltige, qualitätvolle Stadtentwicklung auf Konversionsflächen mit Hilfe von privaten Baugemeinschaften vorgestellt”. Beim Brettener Modell gehen laut Lange die Stadtgestaltung und der Städtebau vom Geschäftsführer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Kommunalbau aus. „In Ermangelung der eigenen städtebaulichen und architektonischen Qualifikation bei dieser GmbH werden alle städtischen Konversionsflächen gewerblichen Projektentwicklern oder Bauträgern angetragen, die logischerweise ihre eigenen Kosten und Gewinne sowie Zwischenfinanzierungskosten in die Verkaufskosten pro Quadratmeter Wohnfläche einrechnen.” Daher suchten diese Investoren die Zielgruppe ihrer Wohnungskäufer auch entsprechend der höheren Gesamtbaukosten selbst aus.

Modell mit privaten Baugemeinschaften

Das „Tübinger Modell” werde dagegen seit 20 Jahren über sogenannte Baugemeinschaften aus privaten Bauherren für Eigentums- oder Mietwohnungen mit oder ohne gewerblicher Nutzung im Erdgeschoss in Form von Läden oder Dienstleistern umgesetzt, so Lange. Unter der Gesamtführung des Baubürgermeisters, in dessen Dezernat auch die Kommunalbau fällt, werde der städtebauliche Rahmenplan erstellt. „Von der Kommunalbau wird die Konversionsfläche erworben, und der Gemeinderat setzt einen moderaten Grundstückspreis fest. Dann können sich private Baugemeinschaften bilden und sich mit einem Nutzungskonzept für einen bestimmten Teil eines Baublocks, beziehungsweise dessen Grundstück bewerben”, so Lange weiter. Für alle Baugruppen würden von der Stadt die Baugemeinschaften ausgesucht. „Sie erhalten dann die Grundstücksoptionen. Gemeinsame Elemente im Quartier, wie Tiefgaragen oder sogenannte Ankergruppen, werden von der städtischen Wohnbau selbst realisiert.”

"Modell für Mellert-Fibron-Areal nutzen"

Dieses Modell schlägt Lange nun auch für die Melanchthonstadt vor und hat sich auch schon ein konkretes Areal ausgeschaut. „Ich hatte angeregt, dieses Modell auch für die Fläche der sechsten Änderung des Bebauungsplanes 'St Johann/ Gänsbrücke/Im Brühl', ehemals Fibron-Mellert-Gelände, zu verwenden, welche bislang für das gescheiterte Altenzentrum der Caritas vorgesehen war. Nach meiner Schätzung handelt es sich um ein Areal von etwa 10.000 Quadratmetern Baufläche”, erklärt der ehemalige Stadtbaudirektor. Und weiter: „Mein früherer Mitarbeiter beim Stadtbauamt und ich möchten hierzu einen Systemvorschlag machen, wie dieses Areal ohne Lärmschutzwand und über private Baugemeinschaften direkt, also ohne Bauträger, realisiert werden könnte.” Dazu könne der gleiche Lösungsansatz dienen, den auch schon zwei Studenten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bei ihrem Entwurf vom März 2016 verwendet hatten, der, so Lange, „von der Stadt leider kaum beachtet worden ist”. Der Entwurf sieht eine Blockbebauung mit zum Bahndamm untergeschobenen Garagengeschossen vor. Als Lärmschutz für die Wohnbebauung dienen darüber Baugemeinschaften für Dienstleistungen. „Wenn so die Lärmschutzwand gespart werden kann, müsste sich dies in einem moderaten Grundstückspreis für die privaten Bauherren niederschlagen”, folgert Lange. Als Bauherr der Garagenplätze, die von den privaten Bauherrn zu finanzieren sind, wäre die Kommunalbau ebenfalls an den Baugemeinschaften beteiligt, wie dies auch Tübingen praktiziert.

Oberbürgermeister Martin Wolff sieht den Vorschlag skeptisch

Oberbürgermeister Martin Wolff sieht den Vorschlag von Lange auf Nachfrage eher skeptisch. „Neue Wohnmodelle sind sicherlich immer ein Thema. Beim Tübinger Modell handelt es sich aber um ein Modell für Großstädte. Ob dies auch auf die Kleinstadt Bretten übertragbar ist, ist fraglich.” Man werde die Tübinger Idee aber ins Kalkül nehmen, so Wolff.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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