„Wir können uns wirklich leid tun”: Planungen zum Bau von Mehrfamilienhäusern in Nachbarschaft des ESG lösen Kontroverse aus

Das geplante Bauprojekt grenzt rechts direkt an das Edith-Stein-Gymnasium und wird bis an den Breitenbachweg heranreichen. Köhler & Meinzer
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  • Das geplante Bauprojekt grenzt rechts direkt an das Edith-Stein-Gymnasium und wird bis an den Breitenbachweg heranreichen. Köhler & Meinzer
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Über die Wohnungsnot und vor allem den dringenden Bedarf an sozialem Wohnungsbau wird auch in Bretten häufig diskutiert. Auf dem Areal des Brettener Baumarkts, unmittelbar neben dem Edith-Stein-Gymnasium (ESG), will ein Investor nun eine Wohnbebauung mit sechs Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 60 Wohnungen und zwei Tiefgaragen verwirklichen.

Bretten (swiz) Über die Wohnungsnot und vor allem den dringenden Bedarf an sozialem Wohnungsbau wird auch in Bretten häufig diskutiert. Auf dem Areal des Brettener Baumarkts, unmittelbar neben dem Edith-Stein-Gymnasium (ESG), will ein Investor nun eine Wohnbebauung mit sechs Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 60 Wohnungen und zwei Tiefgaragen verwirklichen. Zehn von diesen Wohnungen sollen für sozial schwächere Menschen bereitstehen. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats wurde das Bauvorhaben nun präsentiert und von den Ratsmitgliedern zur Kenntnis genommen. Doch im Vorfeld dieser Sitzung hatten die Pläne schon scharfe Kritik der Schulleiterin des ESG, Annelie Richter, ausgelöst. In zwei Briefen, unter anderem an den Gemeinderat, Eltern und Kollegen, hatte sich Richter über einen im Zuge des Projekts geplanten Radweg beklagt. Dieser soll entlang des südlichen Weißachufers vom Breitenbachweg über das Gelände des ESG bis zur S-Bahnhaltestelle „Schulzentrum” und zum Sportzentrum führen. Laut Ratsvorlage handele es sich dabei um „eine reizvolle Wegeverbindung”. Richter kritisierte in der Einwohnerfragestunde, energisch unterstützt von rund 100 Besuchern, dass der geplante Weg massiv in die Unterrichtssituation der fünften Klassen eingreife, deren Klassenzimmer dann direkt an den Radweg angrenze. Zudem erneuerte Richter ihre Kritik, nicht vorher von den Plänen informiert worden zu sein. „Am 13. Juli war Oberbürgermeister Martin Wolff auf unserem Schulfest und hat darüber keine Andeutung gemacht. Ich kann nur sagen, wir können uns wirklich leid tun”, betonte Richter und bekam dafür viel Applaus.

ESG-verträgliche Lösung für Radweg

Die Schule liege ihm selbstverständlich am Herzen, wehrte sich OB Wolff. Bei den vorliegenden Unterlagen handele es sich zudem um keine konkrete Planung oder gar einen Baubeschluss. „Ich bin völlig bei ihnen, dass der Schulbetrieb nicht beeinträchtigt werden darf”, so Wolff. Und weiter: „Die Idee für den Radweg kam im Übrigen aus dem Gemeinderat.” Eine Lösung für die verfahrene Situation lieferte der OB gleich mit. „Ich stelle den Antrag zur Abstimmung, der Gemeinderat möge die Verwaltung mit dem Finden einer ESG-verträglichen Lösung für den Radweg beauftragen.” Ebenfalls mit Beifall quittiert, wurde dann die einstimmige Zustimmung aus dem Rat zu diesem Antrag.
Zweiter Kritikpunkt von Richter war die, aus Sicht der Schulleiterin, zu dichte Bebauung in direkter Nachbarschaft des ESG. Dies verneinte Gerold Köhler, Geschäftsführer des planenden Wohnungsunternehmens Köhler & Meinzer aus Eggenstein-Leopoldshafen, vehement. Auf dem 5.243 Quadratmeter großen Grundstück werde mit einer Grundflächenzahl (GRZ) von 0,4 gebaut. Dies bedeutet, nur 40 Prozent der Grundstücksfläche dürfen überbaut werden. Die restliche Fläche soll entsiegelt und dann begrünt werden. Auch die Tiefgaragen würden begrünt. „Das ist keine verdichtete oder intensive Bebauung”, so Köhler. Darüber hinaus habe man auch „die Kröte sozialer Wohnungsbau geschluckt”, die Kaufinteressenten nicht sonderlich begeistere, so Köhler. Die Häuser selbst sollen, laut Köhler, zwischen zwei und drei Geschosse haben und mit Staffelgeschossen und Pultdächern gebaut werden Auf den Dächern sollen Photovoltaikanlagen installiert werden. Eventuell soll es auch eine Einbindung in das Nahwärmetz der Stadtwerke Bretten geben.

Zustimmung, aber auch Kritik zu den Planungen

Grundsätzliche Zustimmung, aber auch Kritik zu den Planungen, kam aus den Fraktionen. „Wir freuen uns, dass sozialer Wohnraum geschaffen wird”, betonte Renate Knauss (SPD). Allerdings sei das Gebäude, das direkt an das ESG grenze, mit 13,30 Meter zu hoch, so Knauss. Das müsse noch einmal überdacht werden. „Völlig unbegründet”, sei indes der Aufschrei von Richter gewesen, erklärte Heidemarie Leins (FWV). „Hier geht es nur um Kenntnisnahme.” Um mögliche Diskussionen gleich im Keim zu ersticken, solle man einfach einen Bebauungsplan über das Gelände legen, forderte Jörg Biermann (die aktiven). Dann könnten die Träger öffentlicher Belange sich ganz normal äußern und ihre Anmerkungen und Kritik kundtun. Momentan liegt das Areal außerhalb eines Bebauungsplans. Daher muss sich die Bebauung lediglich in die „Eigenart der näheren Umgebung einfügen und die Erschließung muss gesichert sein”, wie es in der Ratsvorlage heißt. Als ein „gutes Vorhaben”, bezeichnete Otto Mansdörfer (Bündnis90/Die Grünen) die Planungen von Köhler & Meinzer. Das Projekt füge sich gut in die Umgebung ein. Allerdings, so Mansdörfer, sollte die Kommunikation zwischen Schule und Stadt besser werden. „Ziehen Sie das Projekt durch”, riet auch Linken-Stadtrat Hermann Fülberth. Es sei ein Novum in Bretten, dass keine Fläche außerhalb der Stadt verbraucht und auch sozialer Wohnraum geschaffen werde.

"Gab auch vorher schon Verkehr"

Kritik äußerten Martin Knecht (CDU) und im Vorfeld auch Architekt Peter Maier am Zugang zu einer der beiden Tiefgaragen. Dieser liege unmittelbar gegenüber des Haupteingangs des ESG. „Da ist die Gefahr für Schüler zu groß, dass etwas passiert.” Eine andere Lösung sei aufgrund der Höhendifferenz technisch nicht möglich, betonte Köhler. Und Wolff ergänzte: „Da gab es durch den Baumarkt auch vorher schon viel Verkehr.”

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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