Den Kindern einen normalen Alltag ermöglichen: Andrea Schwarz trifft Jochen Röckle

Jochen Röckle, Geschäftsführer der Lichtblick gGmbH und Andrea Schwarz, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bretten. | Foto: Andrea Schwarz
  • Jochen Röckle, Geschäftsführer der Lichtblick gGmbH und Andrea Schwarz, Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bretten.
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Die Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz aus dem Wahlkreis Bretten hat Jochen Röckle von der Lichtblick gGmbH zum Gespräch getroffen.

 
BRETTEN-RINKLINGEN (pm) Über einen schönen, großen Garten und die Terrasse führt Jochen Röckle die Grünen-Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz ins Haus, welches sechs Kindern und Jugendlichen, die aus verschiedensten Gründen nicht bei ihrer Familie leben können, ein zuhause bietet.

Junge Menschen und deren Familien unterstützen

„In diesem Haus eröffnete ich 2013 meine erste Wohngruppe“, beginnt Röckle, der sich 2012 mit der Lichtblick gGmbH selbstständig gemacht hat, das Gespräch. Sein Ziel: junge Menschen und deren Familien, die in seelischer, körperlicher oder geistiger Not sind und in sozial schwierigen Situationen leben unterstützen, fördern und ihnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Um dies zu verwirklichen, steht die Lichtblick gGmbH beratend, betreuend, begleitend und stärkend zur Seite.
Einfamilienhäuser mit Garten, Wohngruppen mit nicht mehr als sechs Kindern und Jugendlichen, Busse, auf denen nicht fett „Lichtblick gGmbH“ geschrieben steht – den Kindern einen normalen Alltag bieten, so beschreibt Röckle sein Konzept. „Die Kinder möchten einfach normal sein, Freunde zum Spielen nach Hause einladen können, nicht als „anders als die Anderen“ auffallen.“

Wohngruppen, Beratungs-und Betreuungsangebote

In den vergangenen Jahren sind viele weitere Wohngruppen und Beratungs-/Betreuungsangebote hinzugekommen. Aktuell betreibt Lichtblick gGmbH neben der familien-systemorientierte-therapeutische Wohngruppe in Bretten-Rinklingen, eine UMA (unbegleitete minderjährige Asylbewerber)-Wohngruppe in Rinklingen, zwei familienorientierte Wohngruppen in Mühlacker und in Maulbronn-Zaisersweiher sowie eine intensiv-pädagogisch-therapeutische Wohngruppe in Nieder-Liebersbach. Seit 2014 werden ca. 25 Kinder und Jugendliche in 15 Erziehungsstellen und Lichtblick-Pflegestellen betreut. Im März 2017 wurden zwei Wohngruppen für UMAs mit insgesamt 16 Plätzen im Haus Schmie in Maulbronn-Schmie eröffnet. Seit Januar 2018 werden Plätze für volljährige Mütter mit (neugeborenen) Kindern in Bretten-Sprantal und Oberderdingen-Großvillars angeboten. Darüber hinaus übernimmt die Lichtblick gGmbH die Rufbereitschaft des Jugendamtes der Stadt Pforzheim außerhalb der Öffnungszeiten. Ca. 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten derzeit mit und für ca. 80 Kinder, Jugendliche und Familien.

Steigender Betreuungsbedarf

„Hätte ich die Zeit und das Geld, sowie Wohnraum und ausreichend Mitarbeiter, dann könnte ich jeden Monat eine neue Wohngruppe aufmachen“, berichtet der Geschäftsführer auf die Frage der Abgeordneten, ob die Zahl der betreuungsbedürftigen Kinder zunehme. Die Betreuungsaufträge erhält er von den Jugendämtern. „Das Leben ist schwieriger geworden,“ erklärt Röckle sich den Grund für den steigenden Betreuungsbedarf. Es gebe heute mehr problembeladene Familien, Alleinerziehende und alternative Familiensituationen, zudem mehr psychisch erkrankte Eltern. Erziehungsideen und Werte gingen verloren, bemerkt er außerdem und berichtet von einem Mädchen, das ihm einmal entsetzt erzählt habe, dass in ihrer Wohngruppe erwartet würde, dass man gemeinsam zu Abend esse. Des Weiteren nennt er den heutigen Medienkonsum und die Art der Mediennutzung, die großen Einfluss auf immer jüngere Kinder habe.

Traumatisierungen aufarbeiten

Handlungsbedarf sieht er vor allem in der Betreuung der UMAs. Es dürfe nicht passieren, dass diese mit dem Erreichen der Volljährigkeit aus der Jugendhilfe ausscheiden und völlig allein gelassen werden. „Diese Kinder und Jugendlichen haben auf ihrer Flucht traumatische Dinge erlebt. Das kann man nicht in 2 bis 3 Jahren aufarbeiten, nebenher perfekt Deutsch lernen und eine Ausbildung absolvieren. Es ist fundamental, dass sie auch nach dem Erreichen des 18. Lebensjahrs noch in unseren Betreuungseinrichtungen bleiben dürfen.“ Zum Glück, ergänzt er, sehe man das in den Jugendämtern in Karlsruhe Stadt und Land sowie in Pforzheim genauso.

Respekt für die geleistete Arbeit

Neben vielen erschütternden Geschichten wusste Röckle aber auch Positives zu erzählen. Von den Erfolgen, die er auch immer wieder erlebe, von Kindern, die in den Betreuungseinrichtungen ihren Weg finden. So zum Beispiel die beiden ersten Kinder, die er bereits aus der Betreuung der Lichtblick gGmbH entlassen konnte, und die nun ohne seine Hilfe ihr Leben meistern können.
Schwarz lobte den Einsatz Röckles und seiner Mitarbeiter für die Kinder und Jugendlichen. „Ich habe größten Respekt vor der Arbeit, die hier geleistet wird. Die Kraft und die Liebe, die hier in die Betreuung der Kinder und Jugendlichen gesteckt wird, ist von unschätzbarem Wert. Sie fängt diejenigen auf, die in unserer Gesellschaft oft vergessen werden und hilft ihnen, wieder an ihr teilhaben zu können.“

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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