„Einer Stadt kann nichts Besseres passieren“: Erste Ergebnisse des Runden Tisches zur Integration

Für ein besseres Gelingen der Integrationsarbeit ist im Januar der „Runde Tisch zur Integrationsarbeit“ in Bretten ins Leben gerufen worden.

Bretten (hk) Für ein besseres Gelingen der Integrationsarbeit ist im Januar der „Runde Tisch zur Integrationsarbeit“ in Bretten ins Leben gerufen worden. Rund 45 Bürger, darunter Vertreter von Stadt, Vereinen und Initiativen, hatten sich Mitte Januar daran beteiligt. Vier Arbeitsgruppen gingen aus der Auftaktveranstaltung hervor. Im Fokus aller Arbeitsgruppen stehen Flüchtlinge, (Arbeits-)Migranten, Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch Einheimische. Inzwischen können erste konkrete Maßnahmen vorgestellt werden. Ulrike Stromberger, Vorsitzende des Vereins FAM Bretten und Gerhard Junge-Lampart, DAF - Internationaler Freundeskreis Bretten, betreuen zum Beispiel die Arbeitsgruppe „Kinder und Jugendliche“. Seit Januar hat die Gruppe sich zwei Mal getroffen und folgende Schwerpunkte gesetzt: Zunächst möchte man in den Kindertageseinrichtungen stärker auf die Sprachförderung sowohl von (Klein-)Kindern als auch Müttern mit Migrationshintergrund eingehen. Dafür wird das sogenannte „Rucksack-Modell“ angewendet, das auf den Sprachkompetenzen der Eltern sowie der Erzieher beruht.

Eltern als Experten für die Familiensprache

So dienen Eltern als Experten für die Familiensprache, die Erzieher dagegen setzten den Fokus auf das Erlernen der deutschen Sprache. Damit berücksichtige man die These, dass ein Kind erst dann eine Zweitsprache erfolgreich erlernen kann, wenn es seine Muttersprache korrekt beherrscht. „Der FAM ist Vorreiter bei der ‚Rucksack-Sprachförderung‘ und bietet nach Pfingsten parallele Mutter- und Kind-Gruppen im Familienzentrum in Gölshausen an“, erklärte Stromberger. Die Sprachförderung nach dem Rucksack-Modell soll in Zusammenarbeit mit der Kindertagesstätte Drachenburg erfolgen. „Weitere Kindergärten haben Bedarf und Interesse angemeldet, es müssen aber erst noch die Sprachlehrer und Betreuungskräfte gefunden werden“, fügt sie hinzu. Junge-Lampart merkt zudem an, dass seit April im Kindergarten St. Stephanus in Diedelsheim eine Kleingruppe von einer „qualifizierten Sprachförderlehrerin“ unterstützt wird, deren Finanzierung vom DAF gestemmt wird. Die Gruppe wünscht sich außerdem eine verbesserte Kommunikation und Kooperation zwischen Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen was die Sprachförderung anbetrifft.

Online-Portal soll integrative Arbeit leisten

Besonders integrative Arbeit soll ein Online-Portal leisten. Geplant ist eine Übersicht über Angebote der Brettener Sportvereine, zugeschnitten auf Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit Migrationshintergrund. Der Arbeitsgruppe ist es ein besonderes Anliegen, dass „Mütter einbezogen werden, damit sie aus der Isolation herauskommen, Hemmschwellen abgebaut und Kontakte ermöglicht werden“.

Arbeitswelt und Integration

Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus? Über diese Frage brütet die Arbeitsgruppe „Arbeitswelt“ mit Blick auf die Integration. Es stehe außer Zweifel, so Karl Strobel, erster Vorsitzender des DAF, dass der wichtigste Aspekt, neben der Anpassungsfähigkeit, der Spracherwerb sei. Nun möchte man sich in Absprache mit dem Arbeitsamt konkreten Einzelschicksalen zuwenden, die „unter der allgemeinen Wahrnehmungsschwelle liegen und die mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.“ Angesichts dieser Lage müssten Kräfte gebündelt und gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. In dieser Hinsicht seien die Vertreter der ortsansässigen Firmen wie Harsch, Neff und Bischoff Glastechnik aber sehr engagiert und interessiert daran, den Weg in Bildung und Beruf zu ebnen. „Es gibt unzählige Programme zur Sprachförderung. Wir aber wollen wissen, was man in Einzelfällen tun kann, wie man diese konkret unterstützen kann.

"Was unterstützt das gesellschaftliche Leben in Bretten?"

„In den Sitzungen nimmt die Ideenfindung einen breiten Raum ein.“ So fasst Gunter Hauser, Bezirksbeauftragter für Flucht und Migration im Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal, eine Sitzung der Arbeitsgruppe „Zusammenleben“ exemplarisch zusammen. Hauser ist Teil der zehnköpfigen Arbeitsgruppe, deren Sitzungen im Monatsturnus stattfinden. Den roten Faden bilden die beiden Fragestellungen: „Was unterstützt das gesellschaftliche Leben in Bretten?“ und „Was können wir dazu beitragen?“. Ein erster Ansatz ist die Unterstützung in digitaler Form. Eine Homepage für Neuankommende in Bretten mit mehrsprachigen Informationen sowie in leichter Sprache. „Neu Zugezogenen Orientierung zu bieten und zu helfen, dass Bretten ihnen auch ein Stück Heimat wird, ist eine Daueraufgabe“, erklärt Bernhard Strauß, Inte-grationsbeauftragter der Stadt Bretten. Obwohl in Bretten eine große Anzahl an verschiedenen Beratungs- und Informationsangeboten zur Verfügung gestellt wird, sei der Zugang für Menschen mit Migrationshintergrund ein großes Problem. Aus diesem Grund habe man sich das große Ziel gesetzt, eine zentrale Informationsplattform zu etablieren. Hauser findet zudem das Engagement der Stadtverwaltung lobenswert, insbesondere die Unterstützung von Strauß und Katja Klotz von der Sozialen Beratungsstelle. Die Vernetzung der Akteure sei im Gegenzug für die Stadt ebenso von großem Wert. „Einer Stadt kann nichts Besseres passieren.“

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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