Historische Wanderung in Dürrenbüchig

Auf dem Lugenberg
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Dürrenbüchig, die „kleine Schwester“ von Oberwössingen? Bei herrlichem Herbstwetter versammelten sich am vergangenen Samstag Dürrenbüchiger und Wössinger Bürger, um die gemeinsame Geschichte ein Stück weit miteinander zu „begehen“. 

Bretten-Dürrenbüchig (uth) Schon der Treffpunkt war geschichtsträchtig, war doch die heutige Ortsverwaltung in den Anfangszeiten des Ortes vermutlich die Hauskapelle der Vogtei. Die muntere Gruppe begab sich zunächst auf die Spuren der nicht mehr vorhandenen drei Gasthäuser. Lamm, Krone und Ochsen gab es, als Dürrenbüchig kaum 250 Einwohner hatte. Auf der Dorfstraße in Richtung Westen vorbei an einer mächtigen Linde bog man – wie in alten Zeiten – in den Höhlingweg ein, wahrscheinlich der Verbindungsweg nach Wössingen!

Zoll zwischen Ober- und Unterwössingen

Durch den Hohlweg oberhalb der Krautgärtenwiesen ging es bergan zum Judenweg. Dieser alte Handelsweg verläuft wie andere Wege weitgehend auf der Höhe, was zweierlei Gründe haben kann: zum Einen war man auf festem, trockenen Untergrund unterwegs, zum Anderen konnten auf diese Art die Zölle vermieden werden, die in früheren Zeiten jeder „Flecken“ kassieren konnte. Sogar Viehhändler aus Oberwössingen mussten einige Zeit Zoll zahlen, wollten sie in Unterwössingen Vieh verkaufen, wusste ein Gast aus Wössingen aus der Historie zu berichten.

Grenze zwischen Pfinzgau und Kraichgau

Der Lugenberg (luegen=schauen), Hausberg der Dürrenbüchiger, wenngleich der höchste Punkt auf Wössinger Germarkung liegt, lud zu einem herrlichen Rundumblick ein. Gerhard Rinderspacher konnte hier an die Erinnerung einiger Dürrenbüchiger anknüpfen, die von ihren früheren „Erkundungstouren“ in den gesprengten Bunker des 2. Weltkriegs erzählen konnten. Nicht nur mit einem kurzen Ausflug in die Neuzeit, sondern auch mit einem geographischen Exkurs wartete Rinderspacher auf: Zwischen Wössingen und Dürrenbüchig wurde nicht nur der Gemarkungsverlauf dreimal geändert, hier oben verläuft auch die Grenze zwischen Pfinzgau und Kraichgau. Auf dem Trockenen wollte Rinderspacher seine Begleiter nicht sitzen lassen, und so hatte er hier mit seiner Frau für eine kleine Erfrischung gesorgt.

Wössinger und Schweizer Familien erste Siedler in Dürrenbüchig

Und wieder zurück zu der Historie: Im Osten, Richtung Bretten, beginnt am Waldrand des Reutrains die Kurpfalz, im Norden oberhalb des Schlohbergs am Rand des Wössinger Walds beginnt das Erzbistum Speyer und Dürrenbüchig gehörte zum Großherzogtum Baden. Für sieben Wössinger und vier Schweizer Familien hatte der Großherzog ein Stück Land von Wössingen abgetrennt. Deshalb könnte man Dürrenbüchig als „kleine Schwester“ des „großen Bruders“ Wössingen bezeichnen. In den historischen Unterlagen wird von einem Schafhof gesprochen, der sich hier befand. Dass Wasser die Größe der Ansiedlung begrenzte und nur genügsame Schafe hier gehalten werden konnten, ist schon im Ortsnamen „Dürr“ verankert. Allerdings gab es wahrscheinlich einen mittelalterlichen Brunnen in der Nähe der heutigen Teichanlage.

Abwechslungsreich, humorvoll und anschaulich

So begab man sich nach dem höchsten Punkt der Wanderung zum tiefsten Punkt, wo die Wanderung auch schon ihrem Ende zuging. Hier beim Teich stößt man erneut auf einen wichtigen Verbindungsweg aus alter Zeit. Der Fahrweg – früher Steiner Straße – war die Verbindung nach Stein. Dort befand sich das für Dürrenbüchig zuständige „Amt Stein“, sozusagen das Landratsamt für den Bezirk. Für die gut 30 interessierten Teilnehmer ging hier nicht nur eine wunderschöne Herbstwanderung zu Ende, sie konnten auch viele neue Informationen zur Geschichte mitnehmen. Und auch für „alte Hasen“ der Heimatkunde konnte Gerhard Rinderspacher wieder abwechslungsreich, humorvoll und anschaulich Neues auftischen. Das wurde in Einzelgesprächen noch lebhaft weiter besprochen und vertieft.

Autor:

Ute Thumm aus Bretten

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