Wandel im Bestattungswesen: Gespräch mit den Inhabern von zwei Brettener Bestattungsinstituten, Ulrich Schick und Birgit Holz

Weniger Erd- und mehr Feuerbestattungen verändern zunehmend das Gesicht der Friedhöfe. Darüber, was das für das Bestattungswesen, aber auch für jede/n Einzelne/n und die Angehörigen bedeutet, haben wir mit den Inhabern von zwei Brettener Bestattungsinstituten, Birgit Holz und Ulrich Schick, gesprochen.

BRETTEN (ch) Weniger Erd- und mehr Feuerbestattungen verändern zunehmend das Gesicht der Friedhöfe. Darüber, was das für das Bestattungswesen, aber auch für jede/n Einzelne/n und die Angehörigen bedeutet, haben wir mit den Inhabern von zwei Brettener Bestattungsinstituten, Birgit Holz und Ulrich Schick, gesprochen.

Herr Schick, die Bestattungsformen und die Friedhöfe sind im Wandel begriffen. Wie geht Ihr Bestattungsinstitut damit um?
Ulrich Schick: Die 70-Prozent-Marke bei Feuerbestattungen ist in weiten Teilen der Region bereits geknackt, die Ursachen hierfür sind weithin bekannt. Das Angebot ist auf den meisten Friedhöfen diesem Wandel angepasst. Speziell hier in Bretten ist das Angebot sehr vielfältig, bedarf einer gezielten Beratung und kommt gut ohne Urnenregale, also ohne Kolumbarien - lateinisch für Taubenschlag - aus. Sehr gut werden hier die gärtnergepflegten Grabfelder angenommen, welche die Handschrift eines guten Friedhofsplaners zeigen. Auch für Wünsche in Richtung Wald- und Baumbestattung wurden Räume geschaffen, wobei hier eine Schmückung und Pflege des Grabplatzes nicht erlaubt wird. Dies kommt den Angehörigen entgegen, muss aber beachtet werden. Gerade auch als Steinmetzbetrieb Schick sind wir von diesen Veränderungen negativ betroffen, aber eine gute Beratung und der Kundenwunsch müssen im Vordergrund stehen.
Große Bestattungen kommen, so scheint es, immer mehr aus der Mode. Was raten Sie Hinterbliebenen, damit auch eine kleine Bestattung im engeren, familiären Rahmen gelingt?
Ulrich Schick: Ja, die Art und der Umfang, Trauer zu zeigen, befinden sich auch im Wandel, gesellschaftliche Strukturen ändern sich und Lebensmittelpunkte wechseln häufiger als früher. Wir beim Bestattungshaus Schick hören immer häufiger: „Wir möchten das ohne großes Tamtam, lieber im kleinen Kreis.“ Kirchenaustritte zeigen nun ihre Wirkung, berufliches „Unterwegssein“ ist heute oft ein Problem, und so kommen auch des Öfteren weltliche Redner/innen zum Einsatz. Es gibt auch den kleinsten Kreis ganz ohne fremde Redner, da übernehmen wir, also meine Tochter oder ich, die Ansprache und begleiten die Angehörigen beim letzten Gang. Ich rate jedem, wirklich jedem, sich bei Zeiten zu äußern und am besten ein Vorsorgegespräch beim Bestatter seines Vertrauens zu vereinbaren.
Frau Holz, das eigene Lebensende ist für viele Menschen ein eher unangenehmes Thema, dem sie möglichst lange aus dem Weg zu gehen versuchen. Trotzdem wünschen sich die meisten eine würdige Bestattung. Was würden Sie raten, wie man mit diesem inneren Druck umgehen sollte?
Birgit Holz: Lassen Sie mich mit einer kleinen Geschichte aus Antoine de Exupérys „Der kleine Prinz“ antworten: „Hast Du Angst vor dem Tod?“ fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: „Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt, so viel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen.“ Es gibt die Möglichkeit, eine Bestattung zu Lebzeiten aktiv zu gestalten und die eigenen Wünsche und Vorstellungen festzuhalten. Hierzu empfehlen wir einen Bestattungsvorsorgevertrag über die Bestatter-Treuhand GmbH. Sie bietet die Sicherheit, dass diese Wünsche später erfüllt werden, und entlastet die Angehörigen, da alles zu Lebzeiten geregelt wurde. Alleinstehende nehmen meist umfangreichere Festlegungen vor als Menschen mit einer Familie. Wer die finanziellen Aspekte regelt, entlastet damit seine Angehörigen in einer psychisch belastenden Situation der Trauer.
Was kann Ihr Institut zusätzlich tun, um die Angehörigen in ihrer Trauer zu begleiten?
Birgit Holz: Wenn ein lieber Mensch stirbt, müssen Angehörige in ihrer Betroffenheit und Trauer eine Reihe Entscheidungen treffen. Es scheint die Welt einzustürzen, die Zeit still zu stehen, und dabei verspürt man so eine Art Schmerz und Hilflosigkeit. Als Bestattungsunternehmen sind wir genau in diesem Moment für die Angehörigen begleitend da und helfen ihnen. Wir nehmen uns Zeit, hören ihnen zu und fangen sie in diesen schweren Stunden auf. Vom ersten Kontakt bis zum Abschied am Grab, auch später nach Wochen geben wir ihnen seelsorgerischen Halt. Respektvoll erleichtern wir ihnen die schweren Stunden des Abschieds, indem wir uns um alle anfallende Formalitäten kümmern. So haben die Betroffenen Zeit und Raum für ihren Abschied und für die Trauer. Aber um individuelle Wünsche zu erfüllen, muss man diese erst in Erfahrung bringen. Oft ist es schwierig, die Wünsche des verstorbenen Menschen zu beschreiben. Deshalb ist Vorsorge so wichtig.

Die Fragen stellte Chris Heinemann

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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