110 Jahre Fußball in Bretten

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110 Jahre Fußball in Bretten. Am 26.Juli 1908 erstes Fußballspiel. Von den Anfängen des Fußballsports in Bretten.

Bretten (kri) In den Jahren 1906/07 besuchten etwa zehn junge Brettener im Alter von 16 bis 17 Jahren zur dreijährigen Ausbildung das Lehrerseminar in Karlsruhe. Ein Teil der an Spiel und Sport interessierten Seminaristen und dazu gehörten vor allem die zehn aus Bretten, besuchten an den Spielsonntagen als begeisterte Zuschauer die Verbands- und Privatspiele des Karlsruher FC. Phoenix und des Karlsruher Fußballvereins (KFV). Wenn man weiß, daß der F.C. Phoenix im Jahre 1908/09 und der KFV im Jahre 1910/11 Deutsche Meister waren und auch englische Meistermannschaften wie „Blackburn Rovers“ und „Barnsley“ in Karlsruhe spielten, kann man sich wohl vorstellen, dass auch die jungen Herzen der zehn Brettener sich daran entzündeten und sich die Lust selbst richtig Fußball zu spielen sehr schnell einstellte. Die Begeisterung für diesen herrlichen, kampfbe¬tonten Rasensport führte dann auch in den Sommerferien 1908 zur Gründung des Fußballvereins Bretten. Die Gründungsversammlung fand im Gasthaus zur Traube statt. Einer der eifrigsten Dränger zu dieser Gründung war Ernst Eberhard (Kreisschulrat) in Freiburg, (gestorben durch Bombenangriff mit seiner ganzen Familie). Ernst Eberhard wurde im neuen Verein Vorstand, Kassenwart und Ballwart zugleich. Zu den Mitbegründern gehörten weiter: Heinrich Combe, Lehrer, vermißt seit 1917, Karl Freund, Studienrat in Pforzheim, Karl Mößner, Rektor i. R., Emmendingen, Fritz Singer, Oberlehrer i. R., Bretten, Friedrich Preis, Lehrer, gestorben 1914 und Ernst Zuar, Oberlehrer, Karlsruhe-Durlach, gestorben 1956. Zu den bisher Genannten kamen bald hinzu Wilhelm Henning, Oberlehrer in Karlsruhe, Franz Scherer, Schneidermeister in Bretten, Max Lieben, Lehrer, Karl Knaus, Lehrer in Kürnbach, Karl Mayer, Lehrer, Paul Sturm, Lehrer, Hermann Hofmann, Lehrer und Ernst Diebold, Lehrer. Weiter gehörten dem Fußballverein Bretten 08 unter manchen anderen noch Artur Lämle, Josef Blum, Rudolf Hell, Ludwig Freytag und Fritz Hessenauer an.
Der junge Verein bestand in den ersten Jahren nur aus den jugendlichen aktiven Spielern. Keiner der Spieler hatte eigenes Einkommen. Alle waren von des Vaters Geldbeutel abhängig, der sich für den Fußball nicht öffnete. Aus den ersten Einnahmen der Mitglieder und kleinsten Spenden wurden Bälle, Torpfosten usw., also das Allernotwendigste angeschafft. Der erste Trainings- und Wettspielplatz war der Brettener Viehmarktplatz, Ecke Wilhelmstraße und Gottesackertor.
„Dies sei gerade der richtige Platz für die Viecherei, die diese jungen Kerle betreiben“, konnte man damals wohl aus manchem „ehrwürdigen“ Munde hören. Das erste Vereinslokal war die Traube, in der sich die Spieler umzogen. Nicht vergessen werden darf, dass der Sportdreß mit den kniefreien Hosen in der damaligen Zeit in der die Damen noch mit Badekleidern ins Wasser gingen und die Turner in langen Hosen turnten, etwas schief angesehen wurde.
Sehr zu statten kam dem jungen Verein die Tatsache, daß der Mittelstürmer des damaligen Deutschen Meisters FC Phoenix, Hermann Leibold an der Brettener Volkshochschule als Lehrer tätig war. Das erste Wettspiel kam gegen den FC Stein zustande. Der Verein spielte sogar mit einer ersten und zweiten Mannschaft.
Ein weiteres Wettspiel wurde kurz darauf mit Untergrombach ausgetragen. In den ersten Monaten des Bestehens wurden noch gegen Wössingen und Dürrmenz-Mühlacker Spiele ausgetragen. Es war damals nicht leicht, eine fremde Mannschaft nach Bretten zu bekommen, weil es in der näheren Umgebung kaum Orte gab, in denen der Fußballsport Eingang gefunden hatte.
Mit diesen Spielen war die erste Bresche für den Fußballsport in Bretten geschla¬gen und der Verein bekam dadurch einigen Auftrieb. Ein weiterer glücklicher Umstand für den Verein und für die jungen Spieler lag in der Versetzung des Assessors Kraus aus Mannheim an die hiesige Realschule. Er war in den Augen der Alten „hoffähig“ und, was viel wichtiger war, ein begeisterter Anhänger des neuen Sports. Da die meisten Spieler das Seminar in Karlsruhe besuchten und auch dort im Schulinternat wohnten, lebte die Spieltätigkeit nur in den Ferien an Ostern, im Sommer und in der Weihnachtszeit stärker auf. Aber der Fußball war in Bretten durch diesen Pionierverein heimisch geworden. Unter der Jugend wurden „Mannschaften“, genannt nach den jeweiligen Stadtvierteln wie Stiegel, Untertor, Hausertal u. a. gebildet und eifrig gekickt.
An Verbandsspielen hat der Fußballverein 08 nicht teilgenommen, obwohl er bis 1913 bestanden hat und zur Gründung des zweiten Fußballvereins hinführte. Welche Initiative in diesem Verein aber lebte, kann darin gesehen werden, dass er es sogar zu einem eigenen Sportplatz gebracht hat. Wie schwer dies war, soll¬ten die nachfolgenden Vereine noch erfahren müssen. Im Rinklinger Tal pachtete der Verein eine Wiese. Dieser, wenigstens in den Ausmaßen genügende Sportplatz, lag zwischen der heutigen Kläranlage und dem Saalbach und mit diesem gleichlaufend bis zum Mühlenweg der Talmühle.

Autor:

Herbert Kritter aus Bretten

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