Bundesliga fiebert mit Olympia-Team - „Kein Einfluss“ auf Alltag

Während die deutschen Olympia-Fußballer dem Halbfinale gegen Nigeria entgegenfiebern, sehnen ihre Vereins-Kollegen den Saisonauftakt herbei. Schließlich war die Vorbereitung lang und mühsam.

Rio de Janeiro(dpa) Wenn die deutsche Olympia-Mannschaft am Mittwoch gegen Nigeria um den Einzug ins Finale kämpft, dann drücken auch die Vertreter aus der Fußball-Bundesliga kräftig die Daumen. Schließlich wäre ein Triumph im legendären Maracanã zwei Jahre nach dem WM-Erfolg an gleicher Stelle ein weiterer großer Imagegewinn für den deutschen Fußball.

Ungetrübt war die Freude bei Club-Vertretern nicht

Dass die verstärkte U21 erstmals seit Seoul 1988 wieder bei den Sommerspielen dabei ist, löste in Deutschland im vergangenen Jahr großen Jubel aus. Ungetrübt war die Freude bei den Club-Vertretern aber nicht - schließlich kollidieren die Rio-Spiele mit der Vorbereitung auf die 54. Bundesliga-Saison und der ersten Runde im DFB-Pokal am kommenden Wochenende. Die Liga startet so spät in die neue Spielzeit wie seit 44 Jahren nicht mehr. Im Münchner Olympia-Sommer 1972 begann sie sogar erst Mitte September.

Zähes Ringen um Kader für Olympia

Für Nationalcoach Horst Hrubesch war es ein zähes Ringen, ehe er seinen Kader für das Rio-Abenteuer endlich zusammen hatte. So untersagte Mönchengladbach seinem Mittelfeld-Juwel Mo Dahoud die Reise an den Zuckerhut, weil die Borussia bereits an diesem Dienstag in Bern um den Einzug in die finanziell so lukrative Gruppenphase der Champions League kämpft. Auch andere Vereine verteidigten ihre Club-Interessen vehement oder gaben ihre Spieler nur zähneknirschend frei. „Olympia fällt in einen späten Zeitpunkt in der Vorbereitung, in der es Richtung erstes Pflichtspiel geht. Aus Clubsicht ist das eher unglücklich“, sagte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Kraichgauer sind in Rio mit Niklas Süle und Jeremy Toljan vertreten.

„Dieses Turnier ergibt für mich keinen Sinn"

Schalke 04 stellt in Max Meyer und Leon Goretzka ebenfalls zwei Spieler für Olympia ab, was der neue Geschäftsführer Christian Heidel bereits vor der Verletzung von Goretzka mit deutlichen Worten kommentierte. Für ihn hat Fußball unter den Ringen keinen Wert, weil nicht wie bei EM oder WM die besten Teams teilnehmen. „Dieses Turnier ergibt für mich keinen Sinn und beeinträchtigt die Vorbereitung durch Abstellungen massiv“, schimpfte Heidel. Beim Revierrivalen Borussia Dortmund sehen sie die Olympia-Teilnahme ihrer Profis dagegen positiv. „Das wird schließlich ein besonderes Sportler-Erlebnis für Matthias Ginter und Sven Bender“, sagte BVB-Geschäftsführer Michael Zorc. Große Auswirkungen auf den Liga-Betrieb befürchten die Clubs insgesamt eher nicht. „Olympia wird überhaupt keinen Einfluss haben, glaube ich“, sagte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Gleiches gelte für die EM und den damit verbundenen späten Einstieg der Nationalspieler ins Training ihrer Vereine.

Eingezwängt zwischen EM und Olympia

Allerdings stehen die Trainer in ihrer Vorbereitung eingezwängt zwischen EM und Olympia vor einer großen Herausforderung. Die Zeit zwischen Trainingsauftakt und Ligastart ist einfach verdammt lang. „So eine lange Vorbereitung hatte ich noch nie, auch als Spieler nicht“, sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac. Sein Gladbacher Kollege André Schubert schickte seine Profis daher zwischendurch noch einmal für eine Woche in den Urlaub. Ob es etwas genützt hat, werden die Borussen schon am Dienstag sehen.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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