Kastration beim Hund: Nutzen oder Risiko?

22. November 2018
17:00 Uhr
Lesertelefon, Bretten
Foto: Sophie Strodtbeck

Kastration beim Hund: Nutzen oder Risiko? Expertenrat zur Unfruchtbarmachung von Hündinnen und Rüden. Lesertelefon mit Tiermedizinern und Hundetrainern am Donnerstag, 22. November, von 14 bis 18 Uhr unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 – 0 90 92 90.

(pr-nrw) In etwa jedem fünften deutschen Haushalt lebt nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf mindestens ein Hund – rund 9,2 Millionen sind es insgesamt. Damit ist der Hund nach der Katze des Deutschen beliebtestes Haustier . Während Katzenbesitzern die Unfruchtbarmachung ihres Stubentigers vom deutschen Tierschutzbund dringend empfohlen wird, mancherorts sogar eine Kastrationspflicht besteht, sieht die Sache bei Hunden völlig anders aus: Hier setzt das Tierschutzgesetz Grenzen und verlangt eine Einzelfallprüfung durch den Tierarzt. Dennoch wünschen viele Hundebesitzer eine Kastration, sei es aus medizinischen Gründen oder weil sie sich, besonders bei Rüden, einen günstigen Einfluss auf das Verhalten ihres Hundes versprechen. Welche Folgen eine Kastration für den Hund haben kann, wann sie sinnvoll sein kann und welche Gründe bei der Entscheidung berücksichtigt werden sollten, dazu beraten Tiermediziner und Hundetrainer am Lesertelefon.

Kastration, Sterilisation – was ist was?

Die Missverständnisse bei der Frage der Unfruchtbarmachung beginnen häufig schon bei den verschiedenen Methoden. Oft wird der Begriff Kastration männlichen und der Begriff Sterilisation weiblichen Hunden zugeordnet. Richtig ist: Sowohl Hündinnen als auch Rüden können sterilisiert oder kastriert werden. Bei der Sterilisation werden beim Rüden der Samenleiter, bei der Hündin der Eileiter abgebunden oder durchtrennt. Das Sexual- und Sozialverhalten der Tiere bleibt davon unberührt. Eine Kastration hingegen bedeutet die operative Entfernung von Geschlechtsorganen. Und genau hier sieht das Tierschutzgesetz einen besonderen Schutzbedarf für Tiere. Es verbietet die teilweise oder vollständige Entnahme von Organen – und damit auch die Kastration. Doch auch hier gelten Ausnahmen: Erlaubt ist die Kastration, wenn sie tiermedizinisch indiziert ist, wenn sie der Verhinderung einer unkontrollierten Fortpflanzung dient sowie zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres, soweit dem Eingriff keine tierärztlichen Bedenken entgegenstehen . Da sich Hunde – anders als Katzen – in der Regel nicht unkontrolliert fortpflanzen, sondern unter der Aufsicht ihres Halters stehen, bleibt die Frage, was eine Kastration im einzelnen Fall tiermedizinisch rechtfertigen kann und ob der Eingriff zur weiteren Haltung des Hundes unerlässlich ist. Ein neues Licht auf das Thema werfen zudem alternative Möglichkeiten der Unfruchtbarmachung wie der Einsatz von Hormonimplantaten bei Rüden.

Kastration als Verhaltenstherapie?

Im Gegensatz zur Sterilisation wirkt sich die Kastration erheblich auf das Sexualverhalten der Hunde aus – und damit auch auf ihr Sozialverhalten. Der Grund: Mit den Keimdrüsen werden die Organe entfernt, die maßgeblich an der Bildung von Hormonen beteiligt sind. Bei der Hündin entfallen die durch die Läufigkeit bedingten Hormonschwankungen, beim Rüden fällt der Testosteronspiegel. Doch nicht nur das – der gesamte Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Die Folge ist eine mehr oder weniger starke Veränderung im Verhalten des Hundes. Doch die scheint in vielen Fällen geradezu erwünscht zu sein, wie eine Untersuchung der Ausbilderin für Hundeerzieher und Hundeverhaltensberater Dr. Gabriele Niepel aus dem Jahr 2003 zeigt: Halter nannten demnach in 74 Prozent aller Fälle „unerwünschtes Verhalten“ ihres Rüden als Grund für die Kastration. Experten wie die Tiermediziner Dr. Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck stufen diese Gründe für sich genommen als tierschutzwidrig ein. Zwar seien Persönlichkeitsfaktoren und Persönlichkeitseigenschaften eines Hundes in die Bewertung zur Kastrationsentscheidung einzubeziehen, ein Ersatz für Erziehung seien sie jedoch nicht .

Orientierungshilfe von Experten

Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration des eigenen Hundes ist von vielen Faktoren abhängig: Gesetzliche Rahmenbedingungen und medizinische Fragen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Erziehung des Hundes, sein Sozialverhalten und seine Persönlichkeitsmerkmale und -eigenschaften. Wann kann eine Kastration einer Erkrankung vorbeugen? Wann kommt eine Sterilisation in Betracht? Mit welchen Veränderungen muss ich nach der Kastration rechnen? Macht die Kastration Rüden weniger aggressiv, aber dafür träge? Unterdrückt eine Kastration den Jagdtrieb meines Hundes? Wie kann ich selbst zu einer gewünschten Verhaltensänderung meines Hundes beitragen? Welche Alternativen zu einer Kastration gibt es? Wie funktioniert die „Kastration auf Probe“?

Alle Fragen rund um die Unfruchtbarmachung bei Hunden beantworten diese Experten am Lesertelefon:

• Prof. Dr. Sandra Goericke-Pesch; Leiterin der Abteilung Kleintiere der reproduktionsmedizinischen Einheit der Kliniken, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
• Sophie Strodtbeck; Tiermedizinerin, Schwerpunkt Hundehaltung/Verhaltensmedizinische Beratung, Buchautorin und Kooperationspartnerin der Tierverhaltensmedizinischen Beratungsplattform „Einzelfelle“, Burghaslach-Oberrimbach
• Prof. Dr. Axel Wehrend; Professor für Klinische Reproduktionsmedizin, Leiter der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit tierärztlicher Ambulanz, Justus-Liebig-Universität Gießen
• Priv.-Doz. Dr. med. vet. Sebastian Arlt; Fachtierarzt Reproduktionsmedizin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Tierklinik für Fortpflanzung, Freie Universität Berlin

Am Donnerstag, den 22. November zwischen 14 und 18 Uhr. Der Anruf unter 0800 – 0 90 92 90 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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