Bruchsal: 35 Jahre Wehrgang und Torbogen in Obergrombach

Blick durch die Rathaus-Durchfahrt auf den Torbogen von 1982. | Foto: Klaus Kehrwecker
  • Blick durch die Rathaus-Durchfahrt auf den Torbogen von 1982.
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Seit 35 Jahren steht hinter der Rathaus-Durchfahrt in Obergrombach ein Torbogen. Zu verdanken ist dies den Bemühungen von Helmut und Bärbel Neumann, die die Renovierungsarbeiten in der Brunnenstraße 2 in die Hand nahmen. Nach anfänglicher Skepsis und Ablehnung schlug die Stimmung bei der Bevölkerung schließlich in Begeisterung um.

Bruchsal-Obergrombach. (kk) Wer heute in Obergrombach nach dem Passieren der Rathaus-Durchfahrt den Torbogen zum mauerumwehrten „Städt’l“ durchschreitet, ahnt im ersten Moment nicht, dass der Bogen samt angefügten Wehrgang erst 35 Jahre „jung“ ist. Bei genauem Hinsehen ist auf dem Schlussstein die Jahreszahl „1982“ zu erkennen.

Symbolischer Kaufpreis von 1 DM

Wie kam es zu diesem Torbau? In den 70er Jahren überließ die Stadt Bruchsal dem Ehepaar Helmut und Bärbel Neumann das Anwesen Brunnenstraße 2 für den symbolischen Kaufpreis von 1 DM mit der Auflage, das Haus nach Auflagen des Denkmalschutzamtes zu renovieren.

Dies war für den Kunstlehrer eine große Herausforderung. Bei Recherchen stellte er fest, dass an einer Außenmauer seines Anwesens Reste eines Torbogens vorhanden waren, der auf der anderen Straßenseite im
Mauerwerk der Stadtmauer seine Fortsetzung fand. Der Heimatforscher Bruno Janzer bestätigte, dass hier bis 1788 das Innere Stadttor der Stadt gestanden habe, sogar mit einem Torhaus.

Torbogen kein Aprilscherz

Helmut Neumann hatte eine Idee: “Warum den Torbogen nicht wieder aufbauen?“ - und wandte sich an den damaligen Ortsvorsteher Ernst Willy. Dieser war von dem Ansinnen sehr angetan. Doch erhielt seine Begeisterung schnell einen Dämpfer. „Bei einer Info-Veranstaltung lehnten circa 70 Prozent der Anwesenden das Vorhaben ab!“ berichtet Ernst Willy. So war von einem „Aprilscherz“ die Rede, sowie von “Wer ein Bögele bauen will, dem gehört das Gehirn angebohrt!“ war die Rede. Doch Willy ließ sich nicht entmutigen und brachte die Sache im Ortschaftsrat vor. In der Sitzung vom 27. November 1979 wurde die Sache zur Abstimmung gebracht und mit knapper Mehrheit befürwortet.

Der Obergrombacher Bauunternehmer August Speck erbot sich, für 50.000 DM den Bogen zu bauen. Ortsvorsteher Willy wandte sich mit diesem Baugebot an die Stadt Bruchsal, wo man wenig Begeisterung zeigte und für das „Bögele“ lediglich 12.000 DM zuschießen bereit war.

12.000 DM für die Renovierung

Da fasste Ernst Willy den Entschluss: „Das schaffen wir nach guter Obergrombacher Sitte in Eigenregie und mit Eigenarbeit!“ Mit den zugesagten 12.000 DM wurde der Zement finanziert; und die benötigten „rauen Steine“ wurden mühsam bei abgebrochenen Scheunen und Häusern in der Umgebung zusammengesucht. Am 25. Oktober 1981 wurde die Baugenehmigung erteilt, und machten sich Obergrombacher Handwerker – vor allem erfahrene Maurer – an die Arbeit. Langsam gedieh das Werk, und so mancher, der vorher strikt gegen den Bau war, änderte seine Meinung. Ernst Willy: „Einer der ursprünglichen Gegner trat an mich heran, drückte mir 50 DM in die Hand und meinte ‘Macht weiter so!‘ “

Schließlich konnte am 18. Dezember mit dem Setzen des Schluss-Steins der Bauab-schnitt „Torbogen“ als beendet angesehen werden. Doch die Obergrombacher machten weiter: Das dem Neumann’schen Haus gegenüberliegende Stück Stadtmauer mit geborstenen Stützbögen vom ehemaligen Wehrgang sollte ebenfalls instand gesetzt werden.

Fertigstellung zum 2. Obergrombacher Burgfest

Die gemauerten Stützbögen wurden wieder erneuert, und der historische Wehrgang angepasst. Am 12. August 1982 war auch dieser zweite Bauabschnitt abgeschlossen – rechtzeitig zum 2. Obergrombacher Burgfest. Denn ein Jahr zuvor hatten zehn Obergrombacher Ortsvereine das erste „Obergrombacher Burgfest“ ausgerichtet – mit geradezu sensationellem Erfolg. Vor lauter Euphorie wurde 1982 das Zweite Burgfest angesetzt – und bei der Eröffnung konnten Torbogen und Wehrgang präsentiert werden. Die Kritiker waren rasch verstummt, und heute sind die mit 900 ehrenamtlichen Stunden errichteten Bogen und Wehrgang vom Obergrombacher Orts- bild nicht mehr wegzudenken.

Text: Klaus Kehrwecker

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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