Dehom in Ober- und Untergrombach: Von aufständischen Bauern zu selbstbewussten Bürgern

Das "Leiterdorf" vom Kopfbuckel aus: Die St. Cosmas und Damian-Pfarrkirche ist das höchste Gebäude am Fuß des Michaelsberges (rechts). Foto: ch
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  • Das "Leiterdorf" vom Kopfbuckel aus: Die St. Cosmas und Damian-Pfarrkirche ist das höchste Gebäude am Fuß des Michaelsberges (rechts). Foto: ch
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Erstmals im Jahr 789 urkundlich erwähnt, bildeten die Siedlungen im Grombachtal bis zum Mittelalter eine politische und wirtschaftliche Einheit.

BRUCHSAL-GROMBACH (ch) Erstmals im Jahr 789 urkundlich erwähnt, bildeten die Siedlungen im Grombachtal bis zum Mittelalter eine politische und wirtschaftliche Einheit. Verbindendes Element war und ist der im Oberdorf entspringende und durchs Unterdorf – wenn auch weitgehend unsichtbar - fließende Grombach, dessen fränkischer Name „Gruonbach“ grüner Bach bedeutet und von den grünen Wiesen, die er durchfließt, hergeleitet wird.

Mittelalterliches Städtl

Nach der Trennung der Urmark Grombach 1265 entwickelten sich „Obern und Nidern Grumbach“ allmählich auseinander. 1337 wurde Obergrombach erstmals als Stadt bezeichnet. 1502 scheiterte der Untergrombacher Joß Fritz beim Versuch, mit aufständischen Bauern die Obergrombacher Burg zu erobern. Die Bewohner beider Orte hatten unter der Ausbeutung als Leibeigene schwer zu leiden. In den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts wurden viele ermordet, ausgeplündert, erpresst, gequält oder starben durch Hunger und die Pest.

Einwanderer und Auswanderer

Erst durch Zuzug von Schweizern und Tirolern, darunter auch einzelnen Juden, kam wieder Leben in die entvölkerten Dörfer, die 1803 badisch wurden. Umgekehrt suchten wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Familien in mehreren großen Auswanderungswellen ein besseres Leben in Amerika. Andere engagierten sich politisch: Eine Untergrombacher Bürgerkompanie kam allerdings zu spät zum ersten Gefecht in der badischen Revolution von 1848/49.

Eisenbahn und Tabakfabriken

Die Eröffnung eines Haltepunkts an der Bahnlinie Karlsruhe-Heidelberg 1846 und vor allem der sich seit 1858 ausbreitende Tabakanbau mit Tabakfabriken in Untergrombach besserten die Lebensbedingungen. 1938 zerstörten Nazis auch in Untergrombach die Inneneinrichtung der Synagoge, zwangen die jüdischen Mitbürger zur Auswanderung und deportierten fünf nach Südfrankreich, von wo sie nie zurückkehrten. Die jüdische Gemeinde in Obergrombach hatte sich schon im 19. Jahrhundert aufgelöst.

Aufbruch nach dem Zusammanbruch

Nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur mussten neben der anfangs schwierigen Ernährungslage allein Untergrombacher Familien über 400 Evakuierte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene beherbergen, was Konflikte, aber auch viel mitmenschliche Unterstützung mit sich brachte. Letztlich profitierten beide Dörfer vom Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit. Und die pragmatische Entscheidung für die Eingemeindung nach Bruchsal 1971 hat das heimatliche Selbstbewusstsein in beiden Ortschaften eher noch gestärkt.

Alle Fotos: ch

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Dehom in Ober- und Untergrombach

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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