Götz Alsmann, Beethoven und der Jazz

Baden-Baden (jl) „Wem gehört Beethoven?“ fragt sich der Musiker und Entertainer Götz Alsmann gemeinsam mit dem Dieter Ilg Trio und dem Pianisten Dejan Lazić. Die Musiker haben beste Erfahrungen damit gemacht, klassische Komponisten aus Jazzer-Sicht zu hinterfragen. Den Zuschauer erwartet am Samstag, 30. Juni 2018 um 20 Uhr ein vergnüglich-informativer Abend rund um den Bonner Komponisten.

Mancher Kritiker vergleicht seine pianistischen Fähigkeiten mit einem vollmundigen, vielschichtigen und aromatischen Spitzen-Rotwein: Wenn von Dejan Lazić die Rede ist, übertreffen sich die Rezensenten mit Superlativen, und das zu Recht. Denn gerade im Umfeld seiner Pianistengeneration war eine derart ausgewogene Klangkultur, atemberaubende Virtuosität und emotionale Ausdruckskraft, wie er sie zeigt, lange nicht zu hören: Lazićs Live-Aufnahme des Zweiten Rachmaninow-Konzerts mit dem London Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Kirill Petrenko wurde mit mehrfach ausgezeichnet. Studiert hat der in Zagreb geborene Kroate am Salzburger Mozarteum: Klarinette und Klavier. „Ich liebe einfach die Musik“, sagt er, „für mich waren das nie Instrumente, sondern ich wollte mich ausdrücken.“ Dies hatte zur Folge, dass er schon als 13-Jähriger mit sich selbst in Konkurrenz trat. Denn 1990 nahm er mit den Solisti di Zagreb sein erstes Album mit Mozarts Klarinettenkonzert und dessen Es-Dur-Klavierkonzert KV 449 auf, bei dem er beiden Fällen den Solopart übernahm. Drei Jahre später folgte eine Einspielung mit den beiden Klarinettensonaten von Brahms, in der Lazić sich – der Aufnahmetechnik sei dank – selbst am Klavier begleitete. Schließlich rückte das Tasteninstrument zunehmend in den Fokus, wenngleich sich der Musiker von seiner Klarinetten-Leidenschaft noch nicht verabschiedet hat: „Ich pausiere lediglich – wer weiß, vielleicht werde ich in zehn Jahren nach einem Klavierabend mal eine Klarinettenzugabe geben.“ Kein Zweifel: Dejan Lazić hat ein Faible für das Außergewöhnliche.

Im Baden-Badener Festspielhaus wird er sich am 30. Juni gewohnt rhythmisch pointiert und dynamisch differenziert Ludwig van Beethovens Klaviersonaten widmen, von der „Pathétique“ über die „Sturm-“ und die „Hammerklavier-“ bis zur „Mondscheinsonate“.
Für eine verjazzte Version der Stücke sorgt das Trio des Freiburger Jazzmusikers Dieter Ilg, der mit 16 Jahren den Entschluss fasste, Jazzbassist zu werden. Studiert hat er dennoch klassischen Kontrabass, an der Musikhochschule Freiburg und anschließend als Fulbright-Stipendiat an der Manhattan School of Music in New York. Seitdem verbindet Ilg, der durch seine technische Virtuosität dem Kontrabass überragende lyrische Ausdrucksstärke gibt, beide musikalischen Welten in verschiedenen Projekten miteinander. Bei diesem Grenzgang im Baden-Badener Festspielhaus stehen ihm der Pianist Rainer Böhm und der Schlagzeuger Patrice Héral zur Seite.

Die Moderation des Konzerts übernimmt – schlagfertig, wortgewandt und voller Humor – kein Geringerer als der Entertainer Götz Alsmann, der sich selbst „als einen geradezu fanatischen Liebhaber von Jazz und jazzähnlicher Musik“ bezeichnet. Was wenige wissen: Alsmann, der Multiinstrumentalist, Moderator und Unterhaltungskünstler, schloss 1985 sein Musikwissenschaftsstudium mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Titel der Dissertation: „Nichts als Krach: Die unabhängigen Schallplattenfirmen und die Entwicklung der amerikanischen populären Musik 1943–1963“.

Weitere Informationen: www.festspielhaus.de. Informationen und Eintrittskarten: Tel. 07221 / 30 13 101.