Dehoim in Kieselbronn: Wie ein Schweißgerät in die Luft flog - Die Geschichte vom „Raketen-Schmied"

Aufmerksamen Zeitgenossen wie dem ehemaligen Ratsschreiber Rudolf Spittelmeister verdankt die Nachwelt manche Anekdote aus dem alten Kieselbronn, so auch die amüsante Geschichte vom Raketen-Schmied.

Willi Engelsberger, 1946 aus dem Zweiten Weltkrieg nach Kieselbronn zurückgekehrt, begann in der väterlichen Schmiedewerkstatt wieder als Huf- und Wagenschmied, vornehmlich für die Kieselbronner Landwirte, tätig zu werden. Er war ein vielseitiger Mann, konnte er doch nicht nur Reifen auf Holzräder aufziehen und Pflugschare sowie Sensen schärfen, sondern auch, wenn nötig mit Holzteer und Schnaps, die Klauenpflege bei Rindern durchführen und - vor allem - Pferde beschlagen. Einen Namen in der Bevölkerung hat er sich aber durch seinen ersten, unfreiwilligen Versuch gemacht, von Kieselbronner Boden aus eine „Rakete" zu starten.

Unfreiwilliger Senkrechtstarter

In seiner Schmiede hatte Willi Engelsberger ein altes Schweißgerät, bestehend aus einem großen Kessel, verschiedenen Armaturen und sonstigem Zubehör, dessen Funktionsweise für „Uneingeweihte" nur schwer durchschaubar war, stehen. Eben dieses Schweißgerät wollte der „Schmied-Willi", wie er damals noch genannt wurde, wieder in Gang setzen. Als Betriebsstoff diente ihm Karbid, das aber im Laufe des Winters im Gerät eingefroren war. Bei seinen Bemühungen, alles mit einem glühenden Eisen abzutauen, entstand im Gerät ein solcher Überdruck, dass der obere Teil des Kessels mit einem lauten Knall abgesprengt und, zum Erstaunen aller Umstehenden, wie eine Rakete hoch in die Luft geschleudert wurde, um schließlich auf dem Dach einer benachbarten Scheune zu landen.

Schreck im Bier ertränkt

Wie erzählt wird, musste der „Schmied-Willi", um sich von seinem Schreck zu erholen, erst einmal in der nahe gelegenen Gaststätte „Zum Bierhaus" einkehren. Danach sei es ihm dann doch noch gelungen, das Schweißgerät wieder in Gang zu setzen, sodass es ihm noch einige Jahre gute Dienste leisten konnte. Und auch der Schaden am Scheunendach des Nachbarn war bald wieder behoben. Als „Raketen-Schmied" ist er aber bis heute in der Erinnerung der Kieselbronner erhalten geblieben.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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