„Wir geben nicht auf“: Marodes Kirchendach in Königsbach macht Kirchengemeinde große Sorgen

Turm der evangelischen Kirche in Königsbach-Stein
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Das marode Dach der evangelischen Kirche in Königsbach bereiten der Kirchengemeinde große Sorgen.

Königsbach-Stein (hk/oe) Es gibt viele schöne Kirchen im Enzkreis.  Ein besonders herausragendes Schmuckstück aus der Zeit des frühen 17. Jahrhunderts steht in Königsbach. Die evangelische Kirche mit Resten einer mittelalterlichen Wehranlage befindet sich an höchster Stelle des Ortskernes. Ihr Turm wurde um 1200 freistehend als Wehrturm erbaut und im 15. Jahrhundert zum Kirchturm umgewidmet. In Kriegszeiten diente er auch als Zufluchtsort für die Bauern. Die schmalen Fenster deuten darauf hin, dass diese als Schießscharten verwendet wurden, erzählt Pfarrer Oliver Elsässer, der seit zehn Jahren mit der Leitung der Evangelischen Kirchengemeinde Königsbach betraut ist. Inzwischen hat sich das Gebäude als ein wichtiges Kulturdenkmal der Region etabliert. Das römische Mauerwerk an der Südseite, eine aus der Antike stammende Figur der Göttin Epona und ein steinernes Frauenantlitz – eingearbeitet an die Kirchenwand auf der Nordseite – sowie die Grab- und Gedenktafeln zwischen Kirche und Friedhof sind nur einige der sehenswerten Zeugnisse vergangener Zeiten.

Kirche als eindrucksvolles Glaubensbekenntnis

Das zwischen 1623 und 1625 erbaute Gotteshaus und „Wahrzeichen des Orts“ muss nun dringend für rund 300.000 Euro saniert werden. Besonders das Dachgebälk macht den Verantwortlichen große Sorgen: Dort, wo die Balken auf dem Gemäuer aufliegen, beginnen sie durchzufaulen. „Um 1780 hat man das heutige Dachgebälk eingezogen. Rund 240 Jahre haben die tragenden Balken gehalten“, so Elsässer. Er ist beeindruckt von der Kunstfertigkeit der barocken Architekten und Bauleute: 1623 war Königsbach im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört worden; die Kirche, das Dorf und das Schloss waren weitgehend niedergebrannt. Der Krieg sollte noch 25 weitere Jahre toben, die Menschen waren in großer Not und Sorge um die Zukunft. „Und dann bauten sie eine Kirche, die als Gebäude ein eindrucksvolles Glaubensbekenntnis ist: Auch wenn alles verloren scheint, in Jesus Christus scheint ein Licht ins Dunkel, eine Hoffnung leuchtet auf. Und wir geben nicht auf.“ Das verdeutlichten sie mit der goldenen Schrift unter dem großen gekreuzigten Christus, der auf der Empore über dem Altar hängt: „Es ist vollbracht!“

Rund 300.000 Euro soll nur die Renovierung des Dachgebälks kosten

Laut eines 2015 erstellten Gutachtens sei eine aufwendige Renovierung unausweichlich. Dies müsse in den nächsten zwei, drei Jahren geschehen. „Es ist nicht so, dass uns das Dach jetzt auf den Kopf fällt“, sagt er mit einem Lachen, aber: „Langfristig betrachtet lässt sich die Renovierung nicht umgehen.“ Allein für das marode Dachgebälk rechne er mit rund 300.000 Euro Kosten. Mindestens 80.000 Euro davon muss die Evangelische Kirchengemeinde aufbringen. „Das ist mit den Kirchensteuerzuweisungen durch die badische Landeskirche nicht zu schaffen“, weiß Elsässer. Deshalb startet die Gemeinde Spendenaktionen und versucht, örtliche Firmen als Sponsoren zu gewinnen. Ein Spendenkonto hat die Kirchengemeinde bereits eingerichtet. Außerdem will sich die Kirchengemeinde an Stiftungen wenden und mit Konzerten und Aktionen das große Projekt bewerben. „Wo viele zusammenhelfen, haben wir immer erlebt, dass etwas zu schaffen war, was einer alleine nicht kann“, ist sich der Pfarrer sicher. Der Posaunenchor ging im vergangenen Jahr bereits beispielhaft voran. 1.100 Euro spielten sie mit ihrem Konzert im Gewölbekeller ein. Wunsch der Kirchengemeinde sei es, im Sommer 2019 mit den Renovierungsarbeiten zu starten.

„Wir geben nicht auf“

Neben der Renovierung des Dachgebälks hat die Kirchengemeinde ein weiteres Großprojekt im Blick: 2025 will sie das 400-jährige Jubiläum des Gotteshauses feiern. „Bis dahin muss noch einiges in Schuss gebracht werden“, kündigt Elsässer an. Hierzu sei man schon im Gespräch mit dem Oberlandeskirchenrat. Es bleibt also noch viel zu tun, ist sich der Kirchengemeinderat in Königsbach bewusst. Aber die Botschaft der Kirche spricht für sich: „Es ist vollbracht! Und wir geben nicht auf“, verspricht der Pfarrer.

Info: Wer die Kirche besichtigen möchte, kann nach telefonischer Anmeldung unter 07232 - 2340 den Schlüssel im Pfarramt holen.

Spendenkonto der Evangelischen Kirchengemeinde Königsbach:
Sparkasse Pforzheim-Calw, IBAN: DE21 666 500 85 0000 951390

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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