Schauspiel im Hölderlin-Haus fand geneigte Zuhörer

Eunike Engelkind (Mitte), Raphaela Stürmer und Michael Schwarz. | Foto: Hölderlin-Haus
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„Mignon – So laßt mich scheinen, bis ich werde“ war das Schauspiel von Eunike Engelkind überschrieben, das am Samstag, 18. Juni 2016, im Hölderlin-Haus der Anthroposophia in Maulbronn aufgeführt wurde. Hier die Eindrücke von Griseldis Krauß.

Mittelpunkt des Abends bildete die Rätselgestalt Mignon aus Goethes Roman „Wilhelm Meister“. Das Schauspiel von Eunike Engelkind schloss sich zusammen mit den von Schubert vertonten Liedern Goethes durch Raphaela Stürmers Gesang und der Begleitung von Michael Schwarz zu einem beeindruckenden Klang.

Bei der herzlichen Begrüßung durch den Verein wurde berichtet, wie Schauspielerin und Sängerin schon beim Studium literarisch-musikalische Darstellungen planten. Eröffnet durch ein launiges Vorspiel zweier Jahrmarktsbesucher, sah – hörte, ja roch man die Vielfalt bis zum gefährlichen Seiltanz. Plötzlich waren harte Peitschenschläge zu hören. Dem hinzugeeilten Wilhelm (R. Stürmer) gelang es, ein Kind dem Zirkusdirektor zu entreißen. So kam die als Knabe gekleidete Mignon durch Bezahlung in Wilhelms Besitz. Als Ausgleich will sie ihm dienen, wie es mit liebevoll–selbstloser Sorgfalt geschah. Was im Innersten Mignons lebte, erklang am Flügel: „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide...“ - Wilhelm wunderte sich nur über die allmählich sich zeigende Gewandtheit des etwa 12-jährigen Kindes, über die geistig-seelische Regsamkeit, die raschen Auffassungsmöglichkeiten bei größter Bescheidenheit und Hingabe. - Als Wilhelm ohne sie verreisen wollte, kam es bei ihr zu einem dramatischen Herzkrampf, der sich erst löste, als Wilhelm ihr versprach sie immer bei sich zu behalten als sein Kind: „ Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen...“ führte durch die Musiker in Mignons ersehntes Heimatland Italien. – Auffällig war Mignons verschwiegenes Wesen – auch gegenüber dem Liebsten. Aufschluss darüber gab das Lied „ Heiß mich nicht reden ...“: Ein Schwur schloss ihre Lippen.

Nachdem sich Wilhelm einer von Ort zu Ort ziehenden Theatergruppe angeschlossen hatte, kam es zum Überfall durch räuberisches Gesindel und trotz tapferster Gegenwehr zu Ausplünderung und Wilhelms Verwundung. Alles Folgende nahm er nur fast bewusstlos wahr: Die an der Spitze einer Reisegesellschaft reitende edle Frauengestalt stieg ab und sorgte dafür, dass er durch ärztliche Behandlung und Unterbringen in geeigneter Umgebung genesen konnte. Auch kümmerte sie sich um entsprechende finanzielle Entschädigung der Truppe. Da Wilhelm den Anführer der Räuber erschlagen hatte, konnte die Karawane ruhig weiterziehen. – – Erst viel später erfuhr er ihren Namen „Natalie“. Mignon wurde körperlich immer durchsichtiger. Da vertraute er sie Natalie an. Innerhalb ihres Erziehungsheimes durfte Mignon als weißgekleideter Engel Geschenke unter der Bevölkerung verteilen. – Seitdem trennte sie sich nicht mehr vom weißen Gewand. Damit ging sie immer mehr ihrem letzten Weg zu: „So lasst mich scheinen, bis ich werde...“ .

Über fünf Jahre hatte E. Engelkind diese Inhalte in sich bewegt. Als Wichtigstes ihr aus der Liebe Erwachsende, sprach sie von der „Brüderlichkeit im Zeichen der Menschlichkeit“ – dabei zeigte sie auf das gegenüberliegende Asylanten-Camp. – Mit R. Schumanns „Mignon“ ließ der Pianist den Abend in seltener Sensibilität verklingen. Die sich reich beschenkt fühlenden Besucher bedankten sich mit viel Applaus, teils stehenden Ovationen!

Eunike Engelkind (Mitte), Raphaela Stürmer und Michael Schwarz. | Foto: Hölderlin-Haus
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Kraichgau News aus Bretten

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