Bürgerbeteiligung: Auch Oberderdingen erarbeitet eine Gemeindeentwicklungskonzeption

Während der Bürgerinformation in Flehingen konnten die Bürger mit farbigen Punkten Stärken und Schwächen ihrer Gemeinde auf einem Ortsplan markieren. Foto: ch
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In Bretten heißt es Integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK, in Sulzfeld nennt man es Ortsentwicklungskonzeption und in Zaisenhausen Gemeindeentwicklungskonzept 2030 – gemeint ist im Großen und Ganzen das Gleiche: ein langfristiger Orientierungsrahmen, wohin sich die jeweilige Kommune in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Solch einen Orientierungsrahmen strebt jetzt auch Oberderdingen mit einer eigenen Gemeindeentwicklungskonzeption (GEK) an.

OBERDERDINGEN (ch) In Bretten heißt es Integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK, in Sulzfeld nennt man es Ortsentwicklungskonzeption und in Zaisenhausen Gemeindeentwicklungskonzept 2030 – gemeint ist im Großen und Ganzen das Gleiche: ein langfristiger Orientierungsrahmen, wohin sich die jeweilige Kommune in den nächsten Jahrzehnten entwickeln soll. Solch einen Orientierungsrahmen strebt jetzt auch Oberderdingen mit einer eigenen Gemeindeentwicklungskonzeption (GEK) an.

Voraussetzung für Fördergelder

Offizieller Auftakt war kürzlich während der Informationsserie unter dem Motto „Mit dem Bürger im Gespräch“, die nacheinander in allen drei Ortsteilen stattfand. Dabei nannte Bürgermeister Thomas Nowitzki eingangs die Gründe für die Erarbeitung einer GEK: Für die Aufnahme in städtebauliche Förderprogramme oder für Aufstockungsanträge bei laufenden Sanierungsmaßnahmen sei eine GEK mittlerweile unverzichtbare Voraussetzung. Schon seit Jahren betreibe Oberderdingen mit Hilfe von Förderprogrammen erfolgreich Gemeindeentwicklung. Nicht nur in der Kerngemeinde, sondern auch in den Ortsteilen seien viele Sanierungsmaßnahmen umgesetzt worden. Doch bei der laufenden städtebaulichen Erneuerungsmaßnahme „Ortskern III“, deren Gebiet nun zum dritten Mal erweitert wurde und bei der seit Beginn eine ganze Reihe Baumaßnahmen hinzugekommen sind, bestünden das Landeswirtschaftsministerium und das Regierungspräsidium nun auf der Vorlage einer GEK.

Ortsrundgänge mit interessierten Bürger/inne/n

Zugleich fordert das Land, dass die Bürgerinnen und Bürger an der Erarbeitung der Konzeption beteiligt werden. Wie das geschehen soll, stellte das beauftragte Stadtplanungsbüro Gerhardt aus Karlsruhe bei den Infoveranstaltungen vor. Zunächst werde man „zusammentragen, was schon gedacht worden ist“, sagte Büroinhaber Werner Gerhardt. Denn der Gemeinderat habe „schon viel Vorarbeit geleistet.“ Dann gelte es, „Typisches und Traditionelles in der Gemeinde“ zu entdecken und daraus die Zukunft zu gestalten. Geplant seien unter anderem Ortsrundgänge mit interessierten Bürgern, bei denen eine Stärken-Schwächen-Analyse vorgenommen werde. Anschließend werde man gemeinsam weiterarbeiten, um Ziele für die kommenden Jahrzehnte zu bestimmen.

Stärken und Schwächen mit Punkten markiert

„Eine Konzeption kann nur so gut sein, wie sie von den Bürgern mitgetragen wird“, stellte Büromitarbeiterin Stefanie Ganter fest. Bevor sie die anwesenden Bewohnerinnen und Bewohner einlud, mit farbigen Punkten auf einem vergrößerten Plan des jeweiligen Ortsteils Stärken und Schwächen der Gemeinde zu markieren, schilderte sie ihre eigenen Beobachtungen. Zum Beispiel seien in den letzten zehn Jahren mehr Menschen nach Oberderdingen zu- als weggezogen. Auch dadurch gehe die allerorten zu beobachtende Alterung der Bevölkerung langsamer vonstatten. Da die Wohnungen jedoch größer würden, brauche man für dieselbe Bevölkerung mehr Wohnraum. Ein besonderes Merkmal für eine Landgemeinde sei auch der mit zwei Dritteln sehr hohe Anteil an produzierendem Gewerbe in Oberderdingen.

Schwerpunkt Innenentwicklung

Ein Schwerpunkt der GEK könnte zum Beispiel die Entwicklung von Maßnahmen sein, die zum Ziel haben, künftige Bauflächen durch Innenentwicklung zu gewinnen. Dafür müssten Flächenpotenziale identifiziert und eventuelle Leerstände aufgezeigt und bewertet werden, um anschließend unter Einbindung der Öffentlichkeit Ideen für eine qualifizierte Aktivierung solcher Flächen zu erarbeiten. Aber auch andere Themenfelder wie Nutzungen, Ökologie oder Mobilitätsgestaltung sind laut Stefanie Ganter vorstellbar.

Gemeindeentwicklung und Bürgerbeteiligung als Prozess

„Jeder Ortsteil hat seine Begabungen“, fasste die Bauingenieurin ihre Beobachtungen in allen drei Ortsteilen zusammen. Nicht jeder Ort brauche das Gleiche, man könne jeweils auch Schwerpunkte bilden. Nach ihren Worten sollen in diesem Herbst und Winter die Grundlagen für die GEK erarbeitet werden. Im Frühjahr geht es dann an die Auswertung und anschließende Zielbestimmung. Und im Herbst 2018 ist der vorläufige Abschluss geplant. Vorläufig deshalb, weil die Gemeindeentwicklungskonzeption als kontinuierlicher Prozess gedacht ist, der sich über mehrere Jahre erstreckt. Das Konzept soll nämlich in regelmäßigen Zeitabständen überprüft und gegebenenfalls nachjustiert werden. Dazu muss die Öffentlichkeit sich aber auch selbstständige Gedanken machen und den Prozess begleiten.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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