Premiere des Lustspiels "Der zerbrochne Krug" am Theater Pforzheim

7. April 2018
Theater Pforzheim, 75172 Pforzheim

Hintersinniger wie hochkomischer Krimi um einen Richter, der seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen versucht: Premiere des Lustspiels „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist.

Pforzheim (pm) Dorfrichter Adam herrscht im kleinen Ort Huisum. Seine Lust auf erotische Abenteuer wird ihm dabei allerdings zum Verhängnis: Am Vorabend drang er ungebeten in das Zimmer der jungen Eve ein, konnte sie jedoch zum Schweigen bringen. Als Eves Verlobter Ruprecht völlig unerwartet auftauchte, blieb ihm nichts anderes übrig als die überstürzte Flucht, bei der er einen wertvollen Krug umstieß. Um genau diesen Krug dreht sich die nun kurzfristig einberufene Gerichtsverhandlung, bei der ausgerechnet Ruprecht von Eves Mutter Marthe Rull verklagt werden soll – in der Annahme, dass der Verlobte das Gefäß zerbrochen hat. Adam, der paradoxerweise als zunächst unerkannter Täter die Ermittlungen führt, setzt alles daran, den Verdacht auf andere zu lenken. Doch sein karriereorientierter Schreiber Licht, der sich nur allzu gerne auf dem Stuhl des Dorfrichters sähe, wittert insgeheim einen Verdacht gegen Adam. Als schließlich Gerichtsrat Walter aus Utrecht eintrifft und der Verhandlung beiwohnt, kommt die Wahrheit zum Vorschein.

Uraufführung in der Regie von Goethe

Heinrich von Kleist lehnte sein Lustspiel „Der zerbrochne Krug“, das 1808 in der Regie von Goethe uraufgeführt wurde, an die griechische Tragödie an und zitierte das Schicksal des Ödipus, der sich auf der Suche nach der Wahrheit seine eigene Täterschaft eingestehen muss. Bis wieder eine scheinbare Ordnung ins System kommt, wird eine Gerichtsverhandlung durchgeführt, die es in sich hat und viele hintersinnige Lacher provoziert.

Inspiriert von einem "historischen Factum"

Den Impuls zum Stück erhielt Kleist während eines Aufenthaltes in der Schweiz: „Diesem Lustspiel liegt wahrscheinlich ein historisches Factum (...) zum Grunde. Ich nahm die Veranlassung dazu aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah. Man bemerkte darauf – zuerst einen Richter, der gravitätisch auf dem Richterstuhl saß: Vor ihm stand eine alte Frau, die einen zerbrochenen Krug hielt, sie schien das Unrecht, das ihm widerfahren war, zu demonstriren: Beklagter, ein junger Bauerkerl, den der Richter, als überwiesen, andonnerte, vertheidigte sich noch, aber schwach: Ein Mädchen, das wahrscheinlich in dieser Sache gezeugt hatte spielte sich, in der Mitte zwischen Mutter und Bräutigam, an der Schürze; wer ein falsches Zeugniß abgelegt hätte, könnte nicht zerknirschter dastehn: und der Gerichtsschreiber sah jetzt den Richter mistrauisch zur Seite an, wie Kreon, bei einer ähnlichen Gelegenheit, den Ödip, als die Frage war, wer den Lajus erschlagen? Darunter stand: Der zerbrochene Krug. – Das Original war, wenn ich nicht irre, von einem niederländischen Meister.“

„Meister des Verschleierns“

Publikumsliebling Markus Löchner übernimmt die Rolle des Dorfrichters Adam: „Mich fasziniert die Sprache von Kleist; jede Silbe, jedes Wort ist genauestens durchdacht. Sich dieser Sprache anzunähern, ist eine riesige, spannende Herausforderung für jeden Schauspieler. Die Figur des Adam hat freilich seine dunklen Seiten. Aber ich versuche auch, sympathische Seiten und ihre Gewieftheit und Raffinesse zu entdecken.“ Für Regisseur Hannes Hametner ist Adam ein lustvoller „Meister des Verschleierns“, der den Leuten „das Wort im Munde herumdreht“. In seiner Pforzheimer Neuinszenierung untersucht er unter anderem die „Normalität von Machtverhältnissen“ und stellt sie gleichsam wieder in Frage: „Die Figur der Eve“, so Hametner, „steht für Reinheit und Wahrheit innerhalb eines korrupten Systems, in das irgendwie alle verstrickt sind.“

Premiere am Samstag, 7. April, um 19.30 Uhr im Großen Haus, mit Einführung um 19.10 Uhr im Foyer. Weitere Vorstellungen am Mittwoch, 11., Freitag, 13., Freitag, 20., Mittwoch, 25. und Samstag, 28. April sowie an weiteren Terminen im Laufe der Spielzeit, jeweils mit Einführung 20 Minuten vor Beginn im Foyer. Am Mittwoch, 16. Mai, findet um 11 Uhr eine Schulvorstellung von „Der zerbrochne Krug” statt. Buchung direkt über die Theaterkasse unter Telefon 07231/39-2440; Karten gibt es dafür zum Einheitspreis von 8,30 Euro auf allen Plätzen. Karten gibt es zum Preis von 13,40 Euro (ermäßigt 6,70 Euro) an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter Telefon 07231/39-24 40, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und auf www.theater-pforzheim.de.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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