Regierungspräsidium zur B 293-Ortsumfahrung Jöhlingen: Ab 2022 wird gebaut

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Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat gemeinsam mit der Gemeinde Walzbachtal über die bisherige Entwurfsplanung für die B293-Ortsumfahrung Jöhlingen informiert.

WALZBACHTAL-WÖSSINGEN (ch) Großleinwand, Trassen-Animationsfilm, interaktive Visualisierung, Power-Point-Präsentation, großformatige Pläne, Expertenteam und professionelle Moderation – das Regierungspräsidium Karlsruhe hat bei der ersten öffentlichen Informationsveranstaltung zur Entwurfsplanung der B293-Ortsumfahrung Jöhlingen alle möglichen Register gezogen. Das Interesse war groß: Schätzungsweise 400 Bürgerinnen und Bürger nutzten am Donnerstagabend in der Wössinger Böhnlichhalle die Gelegenheit, sich in Kurzreferaten das Für und Wider der verschiedenen Trassenvarianten, technische Details und den voraussichtlichen Zeitplan erklären zu lassen. In der anschließenden Fragerunde nannte der für Straßenwesen und Verkehr zuständige Abteilungspräsident Jürgen Skarke das Jahr 2022 als Baubeginn für die Ortsumfahrung – bei einer Gesamtbauzeit von drei Jahren. Auch die Kritiker des Projekts meldeten sich zu Wort.

Bürgermeister: „Beste realisierbare Lösung“

Der Abteilungspräsident kündigte an, dass im bevorstehenden Planfeststellungsverfahren alle Betroffenen die Möglichkeit haben, Stellungnahmen und Anregungen abzugeben. Erst nach deren Abarbeitung und dem darauffolgenden Planfeststellungsbeschluss rollen nach seinen Worten die Bagger. Walzbachtals Bürgermeister Karl-Heinz Burgey ließ in seinem Grußwort noch einmal die bisherige Verkehrssituation, die „für Jöhlingen sehr belastend“ sei, und die Bemühungen der Gemeinde um eine Ortsumfahrung in den zurückliegenden 15 Jahren Revue passieren. Sein Fazit: Der Stadtbahnausbau mildere die Verkehrsbelastung zwar, löse sie jedoch nicht. Anhand der in neun Jahren in Walzbachtal um 62 Prozent gestiegenen Zulassungszahlen wies der Bürgermeister darauf hin, dass ein Teil der gestiegenen Verkehrsbelastung aus dem Ort selbst komme. Wenn der Verkehr insgesamt aber nicht vermeidbar sei, müsse er zumindest aus dem Dorf heraus verlagert werden. Die nun vorgeschlagene Trasse sei „die beste realisierbare Lösung“. Burgey erinnerte unter Applaus daran, dass der Gemeinderat in den letzten 15 Jahren alle diesbezüglichen Beschlüsse einstimmig gefasst habe.

Planer: Trasse ist „bester Kompromiss“

In von Schaubildern unterstützten Vorträgen gaben sodann vier Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet Auskunft über die technischen Details der im Auftrag des Regierungspräsidiums bisher geleisteten planerischen Vorarbeiten. Burchard Stocks vom Büro für Umweltsicherung und Infrastrukturplanung in Tübingen arbeitete heraus, warum die Planer aus insgesamt fünf untersuchten Trassenvarianten die in etwa 230 Metern Abstand zur Bebauung im Attental verlaufende Variante 2 bevorzugen. Sie stelle hinsichtlich Flächenverbrauch, Naturschutz und sonstiger rechtlicher Vorgaben den besten Kompromiss dar.

Trasse drei Kilometer lang

Henning Walbersdorf vom Karlsruher Planungsbüro Emch+Berger skizzierte die baulichen Einzelheiten der insgesamt drei Kilometer langen, abschnittsweise über einen Damm geführte Trassenempfehlung. Hervorstechende Merkmale: eine 155 Meter lange und neun Meter hohe Brücke über das Attental, eine etwa 50 Meter lange Grünbrücke über den rund zwölf Meter eingeschnittenen Jöhlinger Buckel im Bereich des alten Sportplatzes und ein etwa 700 Meter langer, kreuzungsfreier Verkehrsknoten zwischen Ortsausgang Jöhlingen und Abzweigung Wössingen.

Ausgleichsmaßnahmen geplant

Die landschaftspflegerischen Auswirkungen der Planung erläuterte Landschaftsarchitekt Wolfgang Schettler vom Konstanzer Büro Eberhardt+Partner: Unter anderem werden rund 5,1 Hektar neu versiegelt und durch den Damm ändert sich das Landschaftsbild im Attental. Dafür wird die alte Hohlwegtrasse renaturiert, die Brücke im Attental hält Blickbeziehungen für die Bewohner und einen Flugkorridor für die geschützten Fledermäuse offen, es werden mehr Obstbäume angepflanzt und die Grünbrücke sichert den geschützten nationalen Wildkorridor. Zum Schluss rechnete Rebecca Blum vom Regierungspräsidium vor, dass außerorts ab 40 Metern Abstand zur neuen Trasse alle Grenzwerte zu Lärm- und Schadstoffbelastung eingehalten würden.

Bürgermeister widerspricht Gerücht

In der gut einstündigen Fragerunde trat gleich zu Beginn Bürgermeister Burgey dem an ihn herangetragenen Gerücht entgegen, er selbst wolle durch Hausverkauf aus seinem bisherigen Wohnort im Attental „flüchten“. Burgey bekräftigte, er habe im Gegenteil „die feste Absicht, dort wohnen zu bleiben“. Laut Referatsleiter Axel Speer werden durch die Jöhlinger Ortsumfahrung keine neuen Engpässe in Pfinztal-Berghausen entstehen, weil die dortige Ortsumfahrung parallel gebaut wird. Dazu informiere das Regierungspräsidium am 18. März in Berghausen.

Gemeinde dringt auf Lärmschutz

Mehrfach forderten Bewohner, entlang der neuen Trasse auch Lärmschutzwände zu errichten, was bisher laut Behörde aufgrund der errechneten Immissionswerte nicht vorgesehen ist. Dazu versicherte der Bürgermeister unter Beifall: „Von der Gemeinde wird aktiver Lärmschutz verlangt, wie auch immer das dann aussieht.“ Neben zustimmenden Kommentaren aus dem Publikum – zum Beispiel eines Bewohners der bisherigen Ortsdurchfahrt: „Ich freu mich, wenn ich im Sommer mal wieder das Fenster aufmachen kann“ – kamen auch mehrfach kritische Einwände.

Kritische Einwände

Zum Beispiel am Rückbau der Hohlwegtrasse, an den Verkehrsprognosen und am Schwerlastverkehr. Der Rückbau erspare dem Wohngebiet Gageneck auch Lärm und Schadstoffe, für die Verkehrsprognosen sei der Bund zuständig, und der Lkw-Verkehr sei bereits reglementiert, lasse sich aber wegen seiner Bedeutung für die regionale Wirtschaft nicht ganz beseitigen. Einem Kritiker, der hinsichtlich der neuen Belastung für das Attental vom „Sankt-Floriansprinzip“ sprach, hielt der Bürgermeister entgegen: Das Wohngebiet werde tatsächlich mit 230 Metern Abstand belastet, jetzt im Ort sei die Belastung direkt vor den Fenstern. Bei Abwägung aller Interessenlagen sei die vorgestellte Lösung „vertretbar“.

https://www.youtube.com/watch?v=6T3avwQRmZ8

Mehr Informationen über die aktuellen Planungen zur B293-Ortsumfahrung Jöhlingen auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe

Alle Fotos: ch

Weitere Berichte lesen Sie auf unseren Themenseiten Ortsumfahrung und Verkehrsentlastung

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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