Erster Kandidat steht parat
Nico Morast will Oberbürgermeister in Bretten werden

Nico Morast bewirbt sich als Oberbürgermeister in Bretten.  | Foto: ger
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Bretten (ger) „Ja, ich möchte Oberbürgermeister in Bretten werden“, verkündete Nico Morast, Bürgermeister von Massenbachhausen, vor Vertretern der Brettener Presse am Dienstag, 27. Februar. Damit ist er der erste Kandidat, der sich öffentlich erklärt. Seit dem 13. Januar, als Oberbürgermeister Martin Wolff am Rande der Haushaltsklausur bekanntgegeben hatte, sein Amt zum 30. September dieses Jahres vorzeitig niederzulegen, hätten ihn, so Morast, Anfragen von vielen Seiten erreicht, ob er antreten wolle. „Auch von Menschen, die ich persönlich gar nicht kenne“, konkretisiert er. Dabei ist Morast ganz und gar kein Unbekannter in Bretten. Er selbst ist in Oberderdingen-Großvillars aufgewachsen und hat in Bretten das Melanchthon-Gymnasium besucht, seine Frau Caroline stammt aus Bauerbach, wo sie noch immer aktiv im Musikverein ist. Sie beide sind nach wie vor eng verbunden mit Bretten und Umgebung, die Familie lebt hier, immer haben sie engen Kontakt gehalten. Aktuell bauen sie in Großvillars und freuen sich darauf, mit ihren beiden kleinen Töchtern Anni und Mina zurück in die Heimat zu ziehen.

Mit 25 Jahren jüngster Bürgermeister Baden-Württembergs

Dabei hatte Morast seine berufliche Laufbahn erst einmal weg von der Melanchthonstadt geführt, als er im Februar 2011 Bürgermeister der Gemeinde Massenbachhausen im Landkreis Heilbronn wurde. Im ersten Wahlgang hatte er sich gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt und war mit damals 25 Jahren zum jüngsten Bürgermeister in Baden-Württemberg avanciert. Zuvor war er nach seinem Dualen Studium, Fachrichtung „Öffentliche Wirtschaft“, im Brettener Rathaus für Öffentlichkeitsarbeit, Ratsangelegenheiten, Städtepartnerschaften und als Referent des Oberbürgermeisters tätig gewesen. Während seiner rund anderthalbjährigen Tätigkeit dort hatte er zu Beginn noch Paul Metzger, dann Martin Wolff als Vorgesetzten gehabt.

Begeistert davon, für andere da zu sein und zu gestalten

„Für mich ist das Bürgermeisteramt ein Handwerk, das man von der Pike auf lernen muss“, formuliert Morast sein Berufsverständnis. In einer kleinen Gemeinde wie Massenbachhausen mit 3.700 Einwohnern und einem Verwaltungsteam aus zehn Mitarbeitern sei der Bürgermeister für alles zuständig und der erste Ansprechpartner für die Bürger. Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht. Auslöser war eine Initiative von Jugendlichen, unter ihnen Morast selbst. „Wir wollten in Großvillars einen Streetballplatz, also habe ich den Bürgermeister angeschrieben.“ Ergebnis: Die Gemeinde stellte das Material zur Verfügung, die Jugendlichen bauten den Platz. Etwas zu erreichen, für andere da zu sein und zu gestalten habe ihn so begeistert, dass er sich als 18-Jähriger in den Ortschaftsrat der Waldensergemeinde wählen ließ und später auch Mitglied des Oberderdinger Gemeinderats war.

"OB-Wahl ist eine Persönlichkeitswahl"

2018 wurde Morast im Amt bestätigt. Als Alleinkandidat ist er vor allem stolz auf eine Wahlbeteiligung von über 50 Prozent, „eine Seltenheit bei Bürgermeisterwahlen“. Morast ist CDU-Mitglied – im Kreistag des Landkreises Heilbronn fungiert er als Vorsitzender der Fraktion –, möchte in Bretten aber parteiunabhängig antreten. „Die OB-Wahl ist für mich eine Persönlichkeitswahl“, sagt er. Gerade auf kommunaler Ebene solle Parteipolitik in seinen Augen nicht an vorderster Stelle stehen. Vielmehr müsse das, was dem Bürger dient, die Handlungsmaxime sein. Als Vorteil sieht er auch, dass er nach 13 Jahren Tätigkeit im Heilbronner Raum jetzt einen Blick von außen auf die Melanchthonstadt hat.

„Randgruppen werden groß, wenn Unzufriedenheit herrscht.“

Die zum Teil tiefen Gräben, die in Bretten im Gemeinderat, zwischen Gemeinderat und Verwaltung und auch zwischen Verwaltung und Bürgerschaft herrschen, habe er wahrgenommen, als er in den letzten Tagen mit den Fraktionsvorsitzenden aus dem Brettener Stadtrat und weiteren Multiplikatoren gesprochen habe. Dass populistische und extremistische Stimmen im Gemeinderat zunehmen könnten, schrecke ihn nicht. „Randgruppen werden immer dann groß, wenn Unzufriedenheit herrscht.“ Er pflege einen kooperativen Führungsstil und sei überzeugt, dass man die Bürger proaktiv informieren und einbinden müsse. „In Bretten besteht hier Optimierungsbedarf. Alles Gute muss mehr kommuniziert und vermarktet werden, die positiven Aspekte betont und die Strahlkraft nach draußen getragen werden.“ Er sehe auch, dass Bretten von den vergleichbaren Mittelzentren Ettlingen und Bruchsal teils abgehängt sei. „Aber einer Stadt mit einer solchen Geschichte hat auch eine Zukunft“, ist er sicher.

"Verwaltung muss sich als Dienstleister für Ehrenamt verstehen"

Als erstes habe er zu den Ortsvorstehern der neun Stadtteile Kontakt aufgenommen. Selbst ein „Kind vom Dorf“ sei ihm gerade das Dorfleben und die Identifikation der Ortsteile mit der Stadt ein Anliegen. Erschreckt habe ihn, dass „mancher Ortsvorsteher sich als Bittsteller fühlt“. In seinem Verständnis müsse die Verwaltung sich als Dienstleister für die Ehrenamtlichen verstehen. „Die Stadt allein kann gar nicht alles leisten ohne das Ehrenamt“, sagt der 38-Jährige, der selbst in rund 20 Vereinen Mitglied ist und sich schon seit 20 Jahren als Jugendbetreuer bei Fußballferienfreizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun einbringt.

Gartenschau als große Chance

Die Gartenschau in Bretten 2031 begreift Morast als große Chance, die aber eine neue Dynamik benötige. Für Außenstehende sehe es so aus, als herrsche seit der Vergabe Stillstand. Er selbst sei, so gibt er unumwunden zu, skeptisch, ob die Planungen einzuhalten seien. Ihm sei an einer ganzheitlichen Planung gelegen, eine Stadtentwicklung müsse „aus einem Guss“ sein.

Wahltermin steht noch nicht fest

Verwaltung und Gemeinderat in Massenbachhausen habe er schon über seinen Entschluss zu kandidieren informiert. In der nächsten Zeit bleibe er der Gemeinde im Leintal voll erhalten, bevor er, sobald die Ausschreibung des Oberbürgermeisterpostens in Bretten läuft, sich auf den Wahlkampf konzentrieren wird. Bisher steht noch nicht fest, wann die Wahl sein wird. Vieles spricht für einen Wahltermin Anfang Juli. „Der Wahlkampf ist für mich immer eine sehr schöne Zeit“, so Morast. Die vielen Kontakte mit Bürgerinnen und Bürgern würden ihm immer große Freude machen.

Mehr zur OB-Wahl in Bretten lesen Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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