Ein „Jahr der Musik“ – Interview mit Rolf Zuckowski
Rolf Zuckowski ist für viele Menschen eine Institution, wenn es um Kinderlieder geht. Auf Einladung der Stadt, der Brettener Woche und der Musikschule Winkler will er, anlässlich seines 70. Geburtstages, mit einem Konzert der besonderen Art auftreten: Am 29. Oktober werden im Hallensportzentrum junge Talente der Musikschule Winkler sowie von der Stadtverwaltung eingeladene Brettener Kindergärten und Schulen ihre Lieblingshits von Zuckowski aufführen. Der Kinderliedermacher selbst wird dabei in den Reihen der Zuschauer sitzen.
Herr Zuckowski, können Sie unseren Lesern in eigenen Worten wiedergeben, wie die Idee zu Ihrer Tournee entstanden ist?
Das Konzept zur Tournee entstand, als mir klar wurde, dass mein 70. Geburtstag und 40 Jahre „Rolfs Vogelhochzeit“ auf dasselbe Jahr fielen. Zuvor sprach mich ein Chorleiter aus Alzenau – eine Stadt in Unterfranken an – und fragte mich, ob man nicht Konzerte für mich auf die Beine bringen könne. Diese Idee fand ich so bestechend und rührend zugleich, ein Ehrengast einer Tournee sein zu dürfen. So kam eines zum anderen und wir begannen Termine zu vernetzen. Dabei habe ich die Möglichkeit gehabt, mit Weggefährten zu sprechen, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Es hat mich besonders gefreut, dass einige, die ich angerufen habe, spontan zugesagt haben. Jetzt sind es letztendlich 40 Konzerte geworden. Das Erste fand am 9. Februar statt. Am 3. Dezember findet dann das letzte Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie statt. So begleiten wir alle Jahreszeiten mit einer ganzen Bandbreite an Menschen, die in meinem Leben eine große Rolle gespielt haben: Musical-Gruppen, Kindergärten, Chöre. Das besondere an dieser Tournee ist aber auch, dass alle Einnahmen meiner Stiftung „Kinder brauchen Musik“, die ich vor 12 Jahren gegründet habe, zugutekommen.
Mit welchen Gefühlen treten Sie diese Tournee an? Sind Sie aufgeregt?
Nein, aufgeregt bin ich nicht. Es liegt aber insofern eine besondere Aufregung in der Luft, weil es viel Raum für Spontanes gibt und ich zum Beispiel das Programm nicht kenne. Ich habe keine Angst vor dieser wichtigen Reise – vielmehr herrscht eine gewisse Vorfreude, etwa wie an Weihnachten. Ich bin gespannt darauf, wie mein Generationen-Repertoire auf dieser Reise andere Dimensionen erfährt.
„Wie schön, dass du geboren bist“ fängt Alltag ein
Die jungen Sängerinnen und Sänger reisen in 40 Jahre Musikgeschichte zurück. Woher haben Sie all die Jahre Inspiration geschöpft? Was inspiriert Sie noch immer?
Die Inspiration begann mit meinen Kindern. Meine Frau war 21 und ich 24 Jahre alt, als wir Eltern wurden. Ich habe sehr viel Zeit gehabt, die Welt auf Blickhöhe meiner Kinder zu erkunden. Mit meinen Liedern konnte ich dann ganz wesentlich unseren Familien-Alltag einfangen. Aus Anlässen wie Geburtstagen ist dann „Wie schön, dass du geboren bist“ entstanden. Das war fast wie ein Urschrei damals, sonst kannte man ja nur „Happy Birthday“. Zusätzlich habe ich Inspiration in dem damals selbstorganisierten Kindergarten, den meine Kinder besuchten, gefunden. Dort habe ich viel Musik gemacht, die Kinder haben erzählt, was sie erlebt haben und so sind manche Lieder aus dem Bewegungsspiel heraus entstanden. Aus meiner darauffolgenden Tournee-Tätigkeit entwickelten sich ganz neue Perspektiven für mich: Erst dann habe ich zum Beispiel den Nikolaus für mich entdeckt. Jetzt bin ich nicht mehr so sehr auf der Suche wie damals. Lust und Motivation fehlen aber nicht.
Woran haben Sie zuletzt gearbeitet?
Mein letztes Lied handelt von der Kita. Ich wollte diesem Begriff – Kita – mehr Herz und Seele verleihen. (lacht)
Oft sind auch Instrumente eine Inspirationsquelle: Ich habe eine Ukulele von meiner Frau geschenkt bekommen. Die Ukulele sei so schön handlich, meinte sie. (lacht) Mit diesem kleinen Instrument habe ich die kleinste Hymne, die je gespielt wurde, komponiert. Ich muss sagen, die Suche nach neuen Liedern spielt keine große Rolle mehr. Ich spüre, vor allem auf dieser Tournee, wie sich meine Lieder inzwischen verselbstständigen – und das freut mich.
Wie haben Sie damals, als Sie mit 24 Jahren Vater wurden, das Familienleben und die Karriere unter einen Hut gebracht?
Die Rollenverteilung zwischen mir und meiner Frau war zunächst eher traditionell geprägt. Irgendwann erlebten wir dann eine Umkehrung und ich musste mich entscheiden, wie oft ich zu Hause sein wollte. Die 80er und Anfang der 90er waren sehr lebhafte Jahre und ich musste lernen, auf die Bremse zu treten, auch wenn man seinen Beruf liebt und es einen nach draußen zieht. Dank meinem ungeregelten Tagesablauf konnte ich aber viel Zeit mit meinen Kindern bringen. So haben wir eigentlich einen guten Rhythmus gefunden. Ich hatte auch das Glück, dass meine Kinder immer verstanden haben, was ich beruflich tue. Eifersüchtig sind sie nie gewesen. Auch meine ersten beiden Enkel haben mich noch als Tournee-Opa kennengelernt.
Zuckowski als singender Komponist
Welcher Typ Musiker sind Sie – der Improvisator oder der, der sich viel Zeit nimmt? Wie gehen Sie also bei der Entstehung eines neuen Liedes vor?
Ich bin der singende Komponist und arbeite mit Musik und Text gleichzeitig. Die Text-Idee gibt mir den Anstoß und ich beginne zu überlegen, wie die Harmonien aussehen könnten. Auch wenn mir spontan etwas einfällt, in der Ausführung bin ich einer, der die Präzision liebt. In diesem Prozess gebe ich immer mein Bestes.
Sie sind Komponist, Produzent und Autor. Gibt es etwas, das Sie nicht können?
Nicht gut bin ich im Fußball spielen - ein bisschen Sport wäre aber vielleicht nicht so falsch. Stricken oder Nähen kann ich auch nicht. Ich kann nicht gut kochen, aber meine Frau möchte das auch gar nicht, dass ich gut koche. (lacht) Sie selbst kocht stattdessen mit Leidenschaft. Malen kann ich auch nicht. Ich bin kein Universaltalent, aber mit Sprache und Musik kann ich mich gut ausdrücken.
Haben Sie im Moment konkrete Ziele und Träume?
Diese Tournee war ja ein Traum. Dann wünsche ich mir Gesundheit für meine Familie und für mich, und Entspannung. Außerdem möchte ich manche Lieder aktualisieren und neu produzieren. Mein Repertoire entstand, als manche Dinge noch anders waren, zum Beispiel das Mutter-Vater-Verständnis. Ein Archiv mit früheren Aufnahmen, bei dem ich mir denke, das kann ich nicht im Keller lassen, möchte ich auch wieder zum Leben erwecken. Das ist mein Traum für nächstes Jahr.
Worüber sind Sie heute besonders glücklich?
Ich bin glücklich darüber, dass man mich nur an meiner Stimme erkennt. Eine Gesichtsprominenz ist eine Herausforderung der besonderen Art. So kann ich aber ein relativ normales, bürgerliches Leben führen. Es macht mich sehr glücklich, dass manche meiner Lieder auf dem Weg sind, Volkslieder zu werden. Meine Lieder gehören zu den Menschen – man kann als Künstler alles teilen und das ist gut so. Viele Menschen bedanken sich bei mir, das ist auch etwas, das mich besonders glücklich macht. Sie erzählen mir, dass Sie meine Lieder jetzt wieder entdecken, weil sie selbst Eltern geworden sind. Sie sagen, jetzt verstehen wir dich erst richtig, und das ist eine sehr schöne, späte Frucht.
Die Fragen stellte Brettener Woche/kraichgau.news-Redaktionsvolontärin Havva Keskin.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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